Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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mehr Wärme entzogen wird; sie sind eben das strickte Gegenteil der Ver 
weichlichten und der mit schlechter Blutverteilung Behafteten. Wie oft ein 
solches warmheisses Bad zu nehmen ist, entscheidet die persönliche Unter 
suchung und die Erfahrung. Jedenfalls sind zwei Bäder pro Woche völlig 
hinreichend, um in einigen Wochen das natürliche Hemd dichter zu machen. 
Besonders eignet sich diese Kur zur kälteren Jahreszeit; im Sommer 
dürften Sonnenbäder an ihre Srelle treten, deren Effekt ein gleicher, ja 
besserer ist. 
Nun höre ich schon im voraus Stimmen, welche gegen die obigen 
Bäder einwenden, dass sie erschlaffen. Warm h ei sse Bäder von 31 32 l / 2 ° B>. 
und kurzer Dauer erschlaffen die Haut nicht; wenn sie nicht so lange aus 
gedehnt werden, dass sie wie ein Schwitzdampfbad zerstörend auf die 
Körperzelleii wirken. Lauwarme Bäder hingegen ermüden die Nerven und 
machen den Körper wärme- und blutarm, was wohl zu beachten ist. 
Warme Bäder unter 30° B,. bringen die Nervenendigungen zur Quellung 
und die Muskelnfasern zur Erschlaffung. Die sogenannten warmen Wasser 
bäder (von 27—30° R.) sind die schlechtesten und sollten nur auf ärztliche 
Verordnung in den Eällen Verwendung finden, wo man die Nervenerregbar 
keit vorübergehend herabsetzen und clen Blutdruck erniedrigen will. 
Zum Schluss soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Wärmearmut bei 
Emphysematikern, Lungenkranken, Blutarmen etc. nicht durch warmheisse 
Bäder geheilt wird. Dagegen können bei der Bleichsucht, bei der fetten 
Blutarmut und bei der sogenannten Verwässerung des Blutes warmheisse 
Bäder Verwendung finden, sofern von seiten des Herzens keine Bedenken 
dagegen vorliegen. 
-*§§ Heilberichte. 
Eierstocksgeschwulst geheilt. 
(Operation verhütet.) 
Erau 0. (Fol. 3743) kam am 7. August 1897 in meine Behandlung. Sie 
erzählte: „Ich habe in der fechten Seite des Leibes, besonders beim Gehen, 
aber auch beim Sitzen und Liegen heftige Schmerzen. Der Arzt will rechts 
seitig operieren. 14 — Ich fand die Gebärmutter in der richtigen Lage, rechts 
hinten aber an Stelle des normalen Eierstocks eine über wallrmssgrosse Ge 
schwulst, die schon bei leichter Berührung schmerzte. Die Behandlung bestand 
in warmen Sitzbädern, kühlen Leibumschlägen und anfangs ganz leichter Thure- 
BrandPscher Massage. Bei jeder folgenden Massagebehandlung verringerte sich 
der Schmerz und es konnte dementsprechend stärker massiert werden. Am 
19. November 1897 konnte die Patientin als vollständig geheilt entlassen werden. 
Sie hatte keinerlei Beschwerden mehr und der Eierstock erwies sich auch bei 
der Untersuchung als normal. Ein Rückfall ist nicht eingetreten, was eine 
Untersuchung am 10. Mai. 1898 bewies. 
A. Orthey, Berlin. 
Blutvergiftung. 
Mitgeteilt von A. Reiner t, Vertreter der Naturheilmethode, Kiel. 
Im Dezember 1897 erkrankte ein Sohn des Herrn Schumacher in Kiel 
an Diphtherie. Der Knabe wurde längere Zeit allopathisch behandelt, als 
aber Erstickungsanfälle eintraten, schickte ihn der behandelnde Arzt nach dem 
Krankenhause, wo der Luftröhrenschnitt vorgenommen wurde und am folgen 
den Tage trat der Tod ein. Bei der zehnjährigen Schwester des verstorbenen 
Knaben hatte der Arzt eine Einspritzung mit dem berühmten, besser berüchtigten 
Diphtherie-Serum vorgenommen, damit dieselbe von der Dphtberie verschont
	        
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