Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Mund streichenden Luftstrom, wird in eine schwarze fuliginöse Masse 
umgewandelt, zieht kleine Parasiten an und entwickelt stinkende Aus 
dünstungen. — Dieser Fäulnisherd, welcher sich also beständig vor 
den Luftwegen befindet, lässt mit jeder Einatmung verdorbene Luft 
in die Lungen gelangen, und es darf daher die Frage aufgeworfen 
werden, ob die allgemeinen, sogenannten putriden (faulenden) Symp 
tome dieser Krankheit nicht grösstenteils aus dieser Quelle her 
stammen. _ 
Manche Fälle von Typhus scheinen in der That auf diesen 
Zusammenhang hinzudeuten. Durch häufig' wiederholte Reinigung 
der Mundschleimhaut und der Nase mit Hilfe säuerlicher Gurgel 
wässer ist das Hebel leicht zu heben, auch ist der günstige Einfluss 
dieses Verfahrens auf das Befinden des Kranken gar nicht zu ver 
kennen, wenn man von der selbstverständlichen sonstigen Behandlung 
durch Bäder u. s. w. absieht. 
Oie Wärmearmut infolge schlechter Hautisolierung und ihre 
Behandlung mit warmheissen Bädern. 
Von A. Scholta, Kurbadeanstalt, Freiberg. 
Nachdiuck verboten, 
Wie wir in No. 4, 1898 dieser Zeitschrift gesehen haben, entsteht 
eine allgemeine Wärmearmut, wenn das natürliche Hemd unseres Körpers 
— die Haut — funktionsuntüchtig ist. Und zwar besonders dann, wenn 
das Bindegewebe der Haut und die elastischen Fasern der Gefässe (eine 
besondere Bindegewebsart) durch langdauernde Kältebeeinflussung erschlafft 
sind, wodurch die Körperwärme unnütz ins Weltall strömt. In solchen 
Fällen gleicht der Organismus einem schlecht umkleideten Dampfkessel. 
Nur durch Isolierung (Umhüllung) kann man die Wärme Zusammenhalten. 
Dies gilt auch für den Menschen. 
Die „Wärmearmut“ — man entschuldige diesen von mir willkürlich 
gewählten Krankheitsbegriff — äussert sich dadurch, dass der Kranke stets 
kälter als sonst ist und sich besonders bei feuchter und nasskalter Luft 
(welche die Wärme gut ableitet), z. B. im Frühjahr und Herbst am un 
wohlsten befindet. Dr. Grauvogel, ein homöopathischer Arzt hatte für diese 
Klasse Menschen eine besondere Konstitution, die sogenannte hydrogene, 
vorausgesetzt und als Ursache dieser Abweichung mangelnde Körper 
verbrennungsvorgänge angesprochen. Jedenfalls aber ist die Wärmearmut 
meistens eine erworbene. Ihr Vorkommen bei allgemeiner Nervosität rechtfertigt 
keineswegs die Annahme einer besonderen Konstitution, sondern die Mit 
erkrankung derjenigen Nerven, welche der Blutbewegung vorstehen. 
Wir halten uns jedoch heute an dem fruchtbringenden Teile dieser 
Frage und zwar an die spezielle Behandlung und Erkennung der Wärme- 
arniut. Nächst dem steten Kältegefühl, das sich besonders in der kälteren 
und feuchtkalten Jahreszeit geltend macht, finden wir: Trägheit der Blut 
zirkulation, Stuhlverhaltung, leichte Erhältlichkeit, Verdauungsstörungen, 
Katarrhe des Hachens, des Schlundes, des Kehlkopfes, der Luftwege etc.; 
Blutwallungen fehlen. Die eiskalten Hände und Füsse Wärmearmer erwärmen 
sich im Bett,, sobald der ganze Körper warm wird, wo hingegen die durch 
schlechte Blutverteilung entstandenen „kalten Füsse“, z. B. bei Frauenleiden, 
Herzfehler etc., im Bett noch kühl sind, wenn schon der übrige Körper warm wird. 
Während nun die Kneippsche Dichtung keinen Unterschied macht 
zwischen Verweichlichten, welche der Abhärtung mit Kälte bedürfen und 
zwischen Wärme arm eil, denen Kaltwasserprozeduren nur schaden können, 
müssen wir mit der Anschauung, dass nur kaltes Wasser abhärtet, brechen.
	        
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