Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

sich an jedem Vereinsäbende besonderer Empfehlung erfreut. Der Erfolg 
dieser Massnahme strahlt aus den lachenden Augen des zählenden Kassierers. 
Wöchentlich zweimal, so verkündet das Vereinsprogramm, sammelt 
sich die „kleine Gesellschaft“ zu bestimmten Tagen am bekannten Treff 
punkt, um nähere oder weitere Wanderungen in die Gefilde der Heimat zu unter 
nehmen. 100, 200, ja 600 und 700 dieser kleinen Ferienbummler sah ich vereinigt. 
Jedes Kind (auch von Nichtmitgliedern des Vereins) ist willkommen. 
Die wildesten Burschen erhalten eine farbige Armbinde; sie haben auf 
Ordnung zu halten. Das hilft wirtschaften! Der Zug setzt sich Punkt 
V27 Uhr (morgens) in Bewegung. Mit Sang und Klang geht es durch die 
Strassen der Stadt. Die Leute bleiben lächelnd stehen; die Köpfe fliegen 
aus den Fenstern. — Wer hat diese Lust veranstaltet? — Der Naturheil 
verein! — Das ist kein schlechtes Agitationsmittel für unsere Bestrebungen. 
Nur einmal sah ich das Fenster klirrend zufliegen. War es der Herr 
Doktor, der in diesem Hause wohnt? — Schon gut, die Pille scheint zu wirken. 
Draussen im Walde wird diniert. 
Der sorgende Vorstand hat die Schätze des Kassierers in Milch,Weiss 
brot, Kirschen oder sonstige Leckereien umgewandelt. 
Alles ist vergnügt. Selbst die Alten, die sonst niemals für einen 
„Vereinsausflug“ zu haben waren, sind dem Kinderzuge in grosser Anzahl 
gefolgt und nehmen herzlich teil an der Ferien- und Wanderfreude ihrer Kleinen. 
Soll ich noch reden von dem „Sommerfest“, bei welchem der Tanz 
boden unter Gottes freiem Himmel aufgeschlagen ist, soll ich an die gegen 
seitigen „Vereinsbesuche“ zur Erhöhung des Solidaritätsgefühls erinnern,, 
oder soll ich zum Schlüsse noch auf die Radler-, Turn-, Schwimm-, Ruder 
oder sonstige Abteilungen hinweisen? Genug, man wird mich bezüglich der 
praktischen Vereinsthätigkeit verstanden haben. 
Wie steht es aber mit den Vorträgen? 
Es ist ohne weiteres klar, dass sie weder an Zahl noch an Inhalt den 
Wintervorträgen gleichen können; jedoch sie ganz ausfallen zu lassen, das 
würde schon um deswillen ein Fehler sein, weil es eine ganze Reihe 
wichtiger Themen giebt, die vernünftigerweise nur im Sommer zur Behand 
lung gelangen können. 
So halte ich es geradezu für unpassend, im Winter über „Sommer 
kuren“, oder bei Schneewetter über die „Heilkraft der Sonne“ reden 
zu lassen. Wer das „Flussbad“ empfiehlt, wenn die Eisdecke das Wasser 
deckt, wer „Verhaltungsmassregeln gegen Sommerkrankheiten“ 
giebt, während vielleicht der Schnupfen die Menschen plagt, oder wer vom 
„Segen des reichen Obstgenusses“ spricht, wenn der Apfel 10 Pfg. 
kostet, der braucht sich nicht darüber zu wundern, wenn der praktische Erfolg 
hinter seinen Erwartungen zurückbleibt. Der Sommer hat eben seine 
eigenen Themen und bedarf seiner eigenen Vorträge. 
Und nun noch eins! Ist uns nicht im Sommer die herrlichste Gelegen 
heit zur Abhaltung von Gartenvorträgen geboten? 
So bietet sich uns reichlich Veranlassung, auch die Zeit des Sommers 
für unsere Bestrebungen auszunützen. 
Nicht rasten; nicht rosten! 
Glück auf! zur fröhlichen Sommeragitation. 
Briefkasten. 
Zu der Anfrage Nr. 3 in der Märznummer sei bemerkt, dass im Naturbad 
und Luftkurort „Feldschlösschen“ in Sebnitz (sächsische Schweiz) Gelegenheit 
geboten ist, vegetarisch zu leben. Besitzer des Feldschlösschen ist der Natur- 
Heilkundige Herr Alfred Rank in Sebnitz. 
Redaktionsschluss 18. Mai. 
Verantw. Kedakteur: Dr. med. Schulze, prakt. Arzt in Berlin. 
Kommissions-Verlag und Druck von Wilhelm Möller, Berlin S M Prinzenstrasse 95.
	        
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