Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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wiedergewählt, sodass auch für dies Jahr die Vereinsadresse dieselbe ist: Herrn. 
Vogelsang, I. Vorsitzender. Emil Werrmann, Hainstr. 2, Kassenverwalter. 
— Gross - Postwitz. (B.-N.) 701. Nunmehriger Vorsitzender Herr Max Oehl- 
schläger wohnhaft in Eulswitz bei Gross-Postwitz. 
— Königstein a. E. (B.-N. 510.) Am 9. Februar fand eine ausserordentliche 
Hauptversammlung statt. Laut Bericht fanden im vorigen Jahre 5 Vorträge statt, 
die ziemlich gut besucht waren. Unter den Vortragenden befand sich Herr Professor 
Dr. Förster-Berlin. Ausserdem wurde ein Wandervortrag nach Hermsdorf unter 
nommen, der stark besucht war. Für diesen Monat sind bereits ein Frauen- und ein 
Herrenvortrag in Aussicht genommen, ebenso sollen ein Wandervortrag in Wendisch 
fähre und Prossen und ein Agitationsvortrag in dem sächsischen Nizza, der bekannten 
Badestadt Schandau vom Königsteiner Verein aus unternommen werden. Der dies 
jährige Vorstand besteht aus: Herrn Lehrer Emil Neumann, Halbestadt-Königstein, 
als I. Vors.; Herr Wilh. Wagner, Bürstenfabrikant, II. Vors.; Herr Buchbindermstr. 
Robert Thomas, Kassierer und Herr Friedr. Grassde als Schriftführer. Letztere drei 
Vorstandsmitglieder sind in Königstein wohnhaft. — Zum Schlüsse sei noch dem 
früheren Vorstände, der über zwei Jahre diesen Posten inne hatte, für seine umsichtige 
Vereinsleitung an dieser Stelle der herzlichste Dank ausgesprochen. — Die Versamm 
lungen, welche jeden ersten Montag im Monat stattfinden, sollen jetzt insofern inter 
essanter werden, da an denselben belehrende Vorlesungen gehalten und Fragen auf 
dem Gebiete der Naturheilkunde besprochen werden sollen. Hierzu sind unsere Damen 
ganz besonders und Gäste herzlich willkommen, damit auch diejenigen, welche dieser 
Heilmethode fern stehen, sich vertraut mit derselben machen können. Bei reger 
Beteiligung soll später ein Unterrichtskursus u. s. w. veranstaltet werden. 
Leipzig Naturheilverein \ (gegr. 1864.) Am 10. März hielt Herr H. Küster- 
mann, Leiter der Anstalt „Heilsystem Glünicke“ in Berlin in unserem Verein im 
grossen Saale des „Eldorado“ einen Vortrag über das giftfreie Pflanzensäfteheil 
verfahren „System Glünicke“. Redner führte in klarem, lichtvollem Vortrage 
ungefähr folgendes aus: „Nach zahlreichen Ueberlieferungen waren die ersten 
sogenannten Volksheilmittel Kräuter, deren sich auch die ältesten Aerzte bedienten, 
u. a. Hippokrates. Die wunderbaren Heilkräfte so vieler Pflanzen wurden später 
immer mehr anerkannt. Insbesondere stand der Hollunderbaum, der verschiedenen 
Heilwirkungen seiner Blätter, Blüten, Beeren und Wurzeln wegen, beim Volke in 
hohem Ansehen und war gleichsam die natürliche Hausapotheke. — Das instinktive 
sympathische Verhalten vieler Tiere den Pflanzen und Kräutern gegenüber bei ver 
schiedenen Leiden lehrt ebenfalls die Heilkraft der Pflanzen. — Nach der Entdeckung 
Amerikas gerieten die Heilkräuter bei den Aerzten in Vergessenheit, im Volks 
bewusstsein aber lebten sie fort, insbesondere traten die Frühjahrskuren zur „Blut 
reinigung“ auf. Diese wurden namentlich von Mönchen, Klosterfrauen, Hirten, 
Schäfern u. a. verordnet. — Ende des vorigen Jahrhunderts wies ein gewisser 
Dr. Kaempf auf eine systematische Anwendung von Pflanzenheilmitieln in Form von 
Trinksäften und Darmeinläufen hin, ebenso später Schuster Lampe in Goslar. 
Weiter verbreitete den Ruf der pflanzlichen Heilwirkungen Pfarrer Kneipp. — 
Eine umfassende systematische Anwendung und eine Selbständigkeit als 
Heilmethode erhielt die Phytotherapie d. i. die Pflanzenheilkunde aber erst durch 
Martin Glünicke, einem früheren Rechtsanwälte. — Die von diesem systematisch 
geordneten giftfreien Pflanzensäfte wirken hauptsächlich nach zwei Richtungen: 
Adstringierend und auflösend. Die wirksamen Bestandteile der giftfreien Pflanzen 
lassen sich bis jetzt’ ins einzelne chemisch noch nicht feststellen, stehen aber 
empirisch fest. Demnach wirken manche Kräuter speziell auf die Blutreinigung 
oder auf den Stoffwechsel, oder auf die Thätigkeit. der Lymphdrüsen, der Nieren u. s. w. 
— Vor allem heilwirkend in den giftfreien Pflanzen sind Salze und Säuren 
(Baldriansäure, Ameisensäure, Citronensäure, Weinsäure, Apfelsäure u. s. w.). Eben- 
genannte Stoffe erhöhen die Funktion der Einzelzelle, und somit den Stoffwechsel und 
die Leistungen der sekretonischen Organe. Ferner sind in den giftfreien Pflanzen 
die verschiedenen Gerbsäuren enthalten, die pathologische Materie binden, krankes 
abgrenzen, gesundes aufbauen und die Ausscheidung von Harn- und Phosphorsäure 
anregen. Die Gerbsäuren sind aber stets mit den Fruchtsäuren zu kombinieren, um 
eine zweckentsprechende Wirkung hervorzubringen. Weiter enthalten die giftfreien 
Pflanzen Mineralien (Kalium, Natrium, Calcium, Magnesium, Eisen, Phosphor, Schwefel), 
dann ätherische Oele, das Aromagebend und die Thätigkeit der Nieren und das 
Nervensystem stärkend. Endlich enthalten die giftfreien Pflanzen Bitterstoffe, die 
die "Thätigkeit sämtlicher Verdauungsdrilsen erhöhen. — Die Wirkung der giftfreien 
Pflanzensäfte ist eine allmähliche, daher stets eine „Kur“, und zwar eine streng 
individualisierende notwendig. Die giftfreien Pflanzensäfte stammen aus der Natur,.
	        
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