Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Dagegen wäre an sich nichts einznwenden, aber der Pferdefuss, welcher der 
Naturheilkunde einen Tritt versetzen soll, hinkt nach: Nur „Heilgehülfen“ oder 
„Heilgehülfinnen“ werden zu dieser Prüfung noch zugelassen, d. h. es ist nicht 
mehr möglich, allein als Masseur oder Masseuse eine Prüfung abzulegen. 
Dass ein Prüfungszeugnis nur „medizinistisch“ ausgebildeten Heilgehülfen erteilt 
wird, liegt auf der Hand. Ob Herr Minister Bosse und Herr Polizeipräsident 
von Windheim zum Erlass derartiger Verfügungen, die mit der Gewerbe 
ordnung kollidieren, berechtigt sind, möchten wir bezweifeln. 
— Ein Zusammenschluss der Vereine Berlin und Umgegend ist nunmehr 
erfolgt. Wie in Hamburg und Breslau traten auch hier die Naturheil vereine 
unter einem Centralvorstande zusammen, doch bleibt die Selbständigkeit der 
einzelnen Vereine gewahrt. Zweck des Zusammenschlusses ist gemeinsame 
Agitation und gemeinsame Anstellung von Aerzten. Verein Berlin I., Mag 
netische Gesellschaft, Berlin-Moabit, Verein I. und Magnetische Gesellschaft 
in Rixdorf, Verein Adlershof, schlossen sich der Vereinigung sofort an, die 
Vereine Berlin H, Charlottenburg, Steglitz, Schöneberg, Friedenau, Köpenick 
haben ihren Anschluss in Aussicht gestellt, müssen jedoch zuvor die Ge 
nehmigung der Generalversammlung einholen. 
— Der bekannte Naturheilkundige R. Grosse in Suhl hat vom 1. April 
ab die Leitung des Kurhauses „Waldhaus“ in Schleusingen auf dem 
Thüringerwalde übernommen. Das auf einem Berge in reinster Luft pracht 
voll gelegene Kurhaus soll nicht eine Naturheilanstalt im gewöhnlichen Sinne 
darstellen, sondern vielmehr ein Erholungsheim für Nervenkranke (Neu 
rastheniker) sein und ein Aufenthaltsort für Rekonvaleszenten, wozu es durch 
seine Lage und idyllische Umgebung besonders geeignet erscheint. Herr 
Grosse, der sich erfolgreich auch mit der hypnotischen Suggestions 
behandlung beschäftigt hat, wird auch diese zur Anwendung bringen. 
— Eine Naturheilanstalt ist in Hirschberg i. Schl, neu gegründet worden. 
Dem Naturheilkundigen Herrn R. Tschörtner wurde die behördliche 
Konzession zur Eröffnung der Naturheilanstalt Hedwigsbad in Hirschberg 
erteilt. Die ärztliche Leitung hat Herr Dr. Hantzsch übernommen. 
— Ein internationaler Kongress für Hygiene und Demographie findet vom 
10. bis 17. April d. J. in Madrid statt. 
— Das Timarianum in Berlin, die bekannte Anstalt für Heisstrockenluft 
verfahren ist von dem Mitarbeiter d. Bl., Herrn Caesar Rhan, übernommen 
worden. Die Anstalt ist vollständig umgebaut, mit Dampf kasten- und elektrischen 
Lichtbädern sowie mit vorzüglichen Anlagen zur Kneippschen Behandlung ver 
sehen worden, so dass die nunmehr „Monbijou-Bad“ genannte Anstalt wohl die 
erste sein dürfte, in welcher sämtliche Anwendungsformen als Heisstrockenluft-, 
Dampf-, elektrische Lichtbäder und Kneippsche Anwendungen ebenso wie Teil 
dampf- und Vollbäder gegeben werden. Auch die hypnotische Suggestions 
behandlung kommt zur Anwendung und finden in der Anstalt tägliche Sprech 
stunden statt. 
— Gegen die Kurierfreiheit wurde in der jüngsten Versammlung des 
sächsischen Landes-Medizinal-Kollegiums verhandelt. Ein Mitglied des Kollegiums 
verlangte den § 147 der Gewerbeordnung folgendermassen formuliert: „Bestraft 
wird, wer, ohne hierzu approbiert zu sein, sich gewerbsmässig mit der ärzt 
lichen Behandlung von Kranken befasst oder seine Dienste in dieser Richtung 
anbietet.“ Angenommen wurde dieser Antrag noch nicht, dagegen einstimmig 
die Aufhebung der Kurierfreiheit verlangt. 
— Die Soxhlet-Apparate zur Sterilisierung der Kuhmilch zur Kinder- 
Ernährung hat Prof. Schweninger jüngst bei Gelegenheit eines Vortrages 
in München mit Recht als „Wahnsinn“ bezeichnet. Prof. Soxhlet war zugegen, 
seine Erwiderung sehr schwach. 
— Ein nachahmenswertes Beispiel haben die beiden bremischen Naturheil 
vereine „Priessnitz“ und „Hygieia“ gegeben. Vor reichlich 4 Jahren hatten 
persönliche Reibereien und Zwistigkeiten zu einer Spaltung des Vereins 
„Priessnitz“ und zur Gründung eines neuen Vereins unter dem Namen „Hygieia“
	        
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