Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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—-g Kinderpflege. .§►— 
Die Folgen der behinderten Nasenatmung. 
Yon Prof. Krossberg. 
Am Anfänge des Schuljahres und nach gewissen Zeiträumen innerhalb 
desselben werden in gut geleiteten Unterrichtsanstalten die Schüler auf ihre 
Seh- und Hörfähigkeit untersucht. Das ist eine heilsame Gepflogenheit, 
denn Dank ihr wird mancher Zögling gefördert, der ohne die Untersuchung, 
trotz genügender Begabung, wegen körperlichen Unvermögens dem Unter 
richte nicht folgen könnte. Yon dieser Nachhilfe ist aber eine Klasse 
Schüler ausgeschlossen, die ihrer ebenso bedarf, wie die Kurzsichtigen und 
Schwerhörigen, nämlich die, welche mit Stockschnupfen behaftet sind oder 
deren Nasenatmung behindert ist. Ihr Uebel, so glaubt man, ist nicht 
dauernd und beeinträchtigt sie wenig oder gar nicht im Lernen. Zwar 
sprechen sie eigentümlich klangarm, und ihr Mund steht immer offen, aber 
sie sehen und hören gut und sind auch nicht schlecht begabt. Werden sie 
zur Aufmerksamkeit angehalten, so kann ein befriedigender Erfolg nicht 
ausbleiben. So urteilt derjenige, welcher der Armen Leiden in seiner bevor 
stehenden Entwickelung, in seinen Eolgen nicht kennt. Gerade ihnen müsste 
der Lehrer seine wachsame Fürsorge widmen und ihre nichts ahnenden 
Eltern auf die den, Kindern drohende Gefahr aufmerksam machen. 
Bekanntlich tritt bei einem durch die Nase atmenden Menschen die 
Luft durch die Nase in die Nasenhöhle, von dort in den Nasenrachenraum, 
gelangt zwischen dem herabhängenden Gaumensegel und der Wirbelsäule 
in den Mundrachenraum und endlich in den Kehlkopf. Nun ist das Innere 
der Nase und des Nasenrachenraumes mit einer Schleimhaut ausgekleidet. 
Auf letzterer bilden sich Schwellungen, Wucherungen, Wulste, und ver 
sperren den Luftweg, und zwar in der Nase durch die sich auf den 
Wucherungen ansammelnden Schleimmassen, im Nasenrachenraum durch die 
Erhöhung selbst. Eine dritte Verlegung ist möglich durch Yergrösserung 
der sogenannten Gaumenmandeln, welche dann die Verbindung zwischen 
Nasenrachenraum und Mundrachenraum auf heben. 
Ein auf irgend eine Weise in der Nasenatmung behindertes Kind wird, 
um Luft zu bekommen, den Mund öffnen. Mag man ihm dies zu Hause 
oder in der Schule noch so oft verbieten, es muss den Mund offen halten, 
um nicht zu ersticken. Nachts, wenn der Wille nicht mehr einwirkt, kann 
man recht wohl sehen, wie der arme Patient gequält ist. Sperrangelweit 
steht der Mund offen, und man begreift, warum tagsüber die Mahnung 
„Mund zu“ so wenig verfängt. 
Welche Nachteile erwachsen nun aus der von der Natur nicht gewollten 
Art und Weise des Atmens? Vorab wird die Luft nicht genügend gereinigt, 
nicht mit Feuchtigkeit gesättigt und nicht erwärmt. Ginge die Luft durch 
die Nase, so würde sie an den in dieser befindlichen Flimmerhärchen allen 
Staub absetzen, sie würde an der feuchten inneren Nasenfläche Feuchtigkeit auf 
nehmen und würde sich endlich an den mit Blut reich versehenen Wänden 
der Nasenhöhle erwärmen. Dass eine auf diese dreifache Weise vorbereitete 
Luft der Gesundheit zuträglicher ist, als die, welche voll Staub, trocken und 
kalt fast unmittelbar in Kehle und Lunge gelangt, bedarf keiner Erörterung. 
Ferner wird, wenn ich mit offenem Munde atme, der obere Teil des 
Brustkorbes nicht in Thätigkeit gesetzt. Die Lungenspitzen ruhen fast ganz, 
so dass die Atmung eine unvollkommene genannt werden muss. Dieser 
Uebelstand bedingt einen mangelhaften Stoffwechsel, eine schlechte Schlacken 
verbrennung, eine ungenügende Blutauffrischung und Blutbildung, also Blut 
armut. Die Leiden, welche letztere im Gefolge hat, sind genügend bekannt. 
Ihrer giebts eine leider sehr grosse Anzahl. 
Wir wissen, dass das Ohr durch einen Kanal, die sogenannte Eusta 
chische Röhre mit dem Nasenrachenraum in Verbindung $teht. Die Röhre
	        
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