Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

Ich könnte mich mit einigen Worten meiner Aufgabe entledigen^ 
indem ich die charakteristischen Kennzeichen und die Behandlungs 
weise angebe, aber man wird es meiner, bei Greisen so gewöhnlichen 
Schwatzhaftigkeit (senectus loquax) verzeihen, wenn ich mir erlaube, 
etwas weiter auszuschweifen, doch werde ich nichts Vorbringen, was 
nicht zur Sache gehört und die Krankheit berührt. 
Einige Forscher der Neuzeit wollen gefunden haben, dass der 
Croup und die Diphtheritis — welcher freilich nach einem neulichen 
Bericht aus dem Strassburger Krankenhause das so hoch gepriesene 
Heilserum, (welches beiläufig gesagt, dem Erfinder 70 000 Mk. monat 
lich einbringen soll), einen solchen Damm entgegengesetzt haben soll, 
dass nur 17 Prozent sterben — anatomisch ein und derselbe Prozess 
sei und nur ein gradueller Unterschied zwischen beiden bestehe; jeden 
falls steht aber fest, dass sie nichts miteinander gemein haben und 
auch weiter keine Aehnlichkeit haben, als dass bei beiden Krank 
heiten der Hauptkrankheitsprozess in den AtmungsOrganen steckt,, 
dass bei beiden in verzweifelten Fällen ein Luftröhrenschnitt zuweilen 
den Patienten rettet und dass endlich die daran Sterbenden den qual 
vollen Tod der Erstickung erleiden. Beide Krankheiten unterscheiden 
sich schon dadurch, dass die Diphtheritiskranken einen fauligen, höchst 
penetranten Atem haben, den eine geübte Nase meist schon auf zwei 
Fuss Entfernung riecht, während die Croupkranken einen ganz ge 
sunden Atem haben. Nur lasse man sich nicht verleiten, aus dem. 
übelriechenden Atem einen falschen Schluss auf die Diagnose zu 
ziehen, da bei den so häufig vorkommenden Mandelentzündungen, die* 
einen weisslichen Belag an den Mandeln zeigen und deshalb häufig 
für diphtheritisch angesehen und zum Ruhm des Heilserum mit dem 
selben behandelt werden, auch ein übler Geruch aus dem Munde 
vorhanden, aber von dem bei Diphtheritis himmelweit verschieden und 
dem am ähnlichsten ist, den man bei den meisten Menschen im nüch 
ternen Zustande nach dem Schlaf bemerkt. Beim Croup findet man 
keinen oder nur selten Belag auf den Mandeln, der bei Diphtheritis 
nie fehlt, es sei denn, dass er gewaltsam entfernt sei, wonach man 
aber eine Verletzung der Schleimhautgebilde und selbst der tieferen 
Gebilde beobachten wird. 
Beide Krankheiten sind im grossen und ganzen Krankheiten 
des Kindesalters, denn höchst selten werden Kinder über 10 Jahre 
vom Croup ergriffen, und ich habe nur einen einzigen Pall gekannt^ 
in welchem ein neunzehnjähriger Jüngling an Croup starb, habe auch 
nie in medizinischen Büchern über einen ähnlichen Fall gelesen. 
Dieser, zu dem ich am Tage vor dem Tode gerufen wurde, ist mir 
deshalb noch ganz besonders merkwürdig, weil ein vielbeschäftigter 
Wundarzt erster Klasse, welcher 5 Pferde für seine grosse Praxis 
gebrauchte, die von dem Kranken ausgehustete Masse für einen Band 
wurm erklärt, also die Krankheit gar nicht erkannt hatte. 
Mit der sich häufig wiederkehrenden katarrhalischen oder falschen 
Bräune hat die echte das gemein, dass die kleinen Patienten, und 
zwar am häufigsten in der Nacht, plötzlich mit einem bellenden 
Husten, schreiend, erwachen und die Eltern in die höchste Angst 
versetzen. Bei der häutigen Bräune nimmt aber die Heiserkeit nach 
ein paar Stunden so zu, dass die Stimme tonlos und unverständlich 
wird, und dass in eben derselben Zeit, als Zeichen der sich bildenden^.
	        
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