Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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sichten; aber diese Fälle sollten uns nicht verleiten, die letzteren 
in solch ausgedehntem Masse zu verwenden, wie es thatsächlich 
geschieht. 
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass ein Kranker, der sich'an 
den Gebrauch eines betäubenden Mittels gewöhnt, Gefahr läuft, dass 
er schliesslich nicht mehr ohne letzteres fertig werden kann. Man 
verfolge einmal die Geschichte der Morphiumesser. Wie mancher von 
ihnen wurde auf den Weg dieses Lasters durch ein „unschuldiges“ 
Kopfwehpulver gebracht! 
Heilberichte. §£■ 
Kann hochgradige Kurzsichtigkeit verbunden mit Aderhaut" 
entziindung durch arzneiicse Behandlung gebessert werden? 
(Beobachtungen und Erfahrungen eines Kurzsichtigen.) 
Diese Frage öffentlich zu erörtern, seine mit dem naturgemässen Heil 
verfahren gemachten erfreulichen Erfahrungen zur weiteren Kenntnis zu 
bringen, dazu fühlt sich ein langjähriger Patient im Interesse der Augen 
leidenden berufen und verpflichtet. 
Zur Geschichte meiner Kurzsichtigkeit und Sehschwache seien im 
folgenden die Hauptdaten angeführt: 
Von meiner Mutter habe ich eine geringe, anfangs unbemerkte Kurz 
sichtigkeit geerbt; diese nahm dann allmählichzu, bis ich mit dem 19. Jahre 
als Primaner eine Konkav-Brille mit — 14" (nach alter Benennung) für die 
Strasse trug, die ich schon mit 25 Jahren gegen No. 10" vertauschen musste. 
Aber auch dieses Glas korrigierte meine Kurzsichtigkeit noch nicht annähernd. 
Eine zufällige Untersuchung meines Auges in meiner Studienzeit seitens 
eines Königsberger Professors der Augenklinik ergab, dass Aderhaut 
erkrankung eingetreten war, da nämlich beiderseitige chorioidische Herde 
an der Macula deutlich sichtbar waren. Nach dreiwöchentlicher Behandlung 
Dezember 1887 in der Königsberger Universitäts-Augenklinik — verordnet 
wurden täglich ein heisses Fussbad mit gelöstem Viehsalz und 2 Sublimat 
pillen — war die Sehschärfe von knapp V? auf volle 2 / 3 vorgegangen. Jedoch 
hielt dieser Erfolg kaum ein halbes Jahr an, dann schritt die Kurzsichtigkeit, 
besonders aber die Schwachsichtigkeit wieder vorwärts, welche sich besonders 
dadurch kennzeichnete, dass ich durch jede hellere Beleuchtung für schwach 
beleuchtete Stellen vollständig geblendet war. Der Gang bei Lampen 
beleuchtung war recht unsicher, da mir besonders im Halbdunkel das 
Passieren der Trottoirs und das Ausbiegen vor den mir Begegnenden grosse 
Mühe und Schwierigkeit machte. Im Sommer 1892 ergab die Untersuchung, 
dass die linksseitige Aderhautentzündung zu der Stelle vorgerückt war, wo 
der Sehnerv eintritt. Die Buchstaben der Lesetafel bewegten sich vor dem 
linken Auge auf und nieder, und die Ziffernreihen konvergierten stark nach 
links. Auch war die Sehschärfe links kaum die Hälfte vom rechten Auge 
(ca. = V 4 ). Besonders um diese SehVerzerrung auf dem linken Auge (Meta- 
morphopsie) zu beseitigen, liess ich mich noch 1 / 2> Jahr in meinem 30. Lebens 
jahre zum 2. Male in derselben Augenklinik behandeln. Verordnet wurden 
auch dieses Mal Sublimatpillen und jeden zweiten Tag (oder zweima] 
wöchentlich) Heürteloups (eine Art von trockenen Schröpfköpfen), ab 
wechselnd an den beiden Schläfen aufgesetzt. Das Sehen wurde zwar merk 
lich deutlicher, die Sehweite etwas grösser. Der Erfolg dauerte jedoch nicht 
länger als ein Vierteljahr und die Sehverzerrung war geblieben. Ich lioos