Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Schädelhöble oder durch entzündliche Vorgänge im Gehirn seihst 
oder in der Hirnhaut. Sehr häufig haben Kopfschmerzen ihre Ur 
sache in Erkrankungen anderer Körperteile. Ein verdorbener Magen, 
Stuhl Verstopfung, weibliche Störungen, eine Veränderung in der Seh 
schärfe des Auges und dergleichen rufen oft die empfindlichsten 
Kopfschmerzen hervor. 
Auch Allgemeinerkrankungen (Blutarmut, Gicht, Wechselfieber 
u. s. w.) bilden häufig die Ursache, ebenso geistige Ueberanstrengungen. 
In zahlreichen Fällen können wir keine ursächlichen Anhalts 
punkte finden, und man ist dann geneigt, die Kopfschmerzen als ein 
selbständiges Leiden zu betrachten. Das darf man jedoch nicht. 
Kopfschmerzen sind nie ein selbständiges Leiden, sondern stets die 
Folge einer anderweitigen Störung, selbst wenn wir nicht imstande 
sind, letztere durch unsere Hülfsmittel festzustellen. 
Wir wissen, dass, wenn wir die Nacht über in einem kleinen, 
schlecht gelüfteten Zimmer schlafen, wir am nächsten Morgen mit 
Kopfweh erwachen, und wir erklären uns dies dadurch, dass infolge 
mangelhafter Sauerstoffzufuhr das Blut mit Kohlensäure überladen 
wird und diese durch Einwirkung auf das Gehirn die Kopfschmerzen 
hervorruft. Und wir können nicht ohne weiteres abstreiten, dass sich 
bei einem gestörten Stoffwechsel nicht auch andere Stoffe bilden 
können, die ähnliche Wirkungen entfalten, d. h. auch Kopfweh ver 
ursachen. 
Vor dem Ausbruche vieler fieberhaften Erkrankungen, z. B. des 
Nervenfiebers, leidet der Kranke ebenfalls an Kopfschmerzen, und 
müssen wir diese auch auf die Einwirkung, welche gewisse, durch 
den krankhaften Stoffwechsel erzeugte Stoffe auf das Gehirn aus 
üben, zurückführen. 
Es sei noch erwähnt, dass bei einem Menschen, der zu Kopf 
schmerzen geneigt ist, gewöhnlich eine Gelegenheitsursache nötig ist, 
um den Schmerz zum Ausbruch zu bringen. Die häufigste Gelegen 
heitsursache ist eine Erkältung, besonders bei nasskaltem Wetter. 
Eine häufig vorkommende Form des Kopfschmerzes ist die sog. 
Migräne. Dieselbe nimmt gewöhnlich nur eine Seite des Kopfes ein. 
Gähnen, Frösteln, Verstimmung gehen gewöhnlich einem Anfalle vor 
aus. Alsdann folgen erst mässige, weiterhin sich steigernde, bohrende 
oder drückende Schmerzen im Kopfe. Grosse Empfindlichkeit des 
Gesichts und Gehörs ist vorhanden, oft auch Uebelkeit, Würgen, 
Brechneigung, Erbrechen des Genossenen oder einer übelschmecken 
den, bittern, grünen, sauren Flüssigkeit, worauf Nachlass der 
Schmerzen erfolgt. Hierauf verfallen die Kranken meist in einen 
längeren Schlaf, aus dem sie schmerzfrei, aber sehr angegriffen, er 
wachen. Die Dauer des Anfalls beträgt 6—24 Ständen und kehrt 
zu bestimmten Zeiten wieder, wie z. B. beim Wechselfieber oder bei 
Frauen unmittelbar vor der Hegel. Auch werden die Anfälle oft 
durch Kälte, Aerger oder Aufregung hervorgerufen. Das Leiden ist 
häufig, besonders bei bleichsüchtigen, nervenschwachen Frauen, erblich; 
auch geistige Anstrengungen und vorwiegend sitzende Lebensweise 
sind geeignet, dasselbe zu verursachen. 
Was nun die Behandlung des Kopfschmerzes anbetrifft, so richtet 
sich dieselbe in erster Eeihe nach der Ursache. Handelt es sich
	        
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