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Wirkung und die elastischen Gewebs- und Bindegewebsfasern die
Nachwirkung der Wfirme- und Kältebeeinflussung in Arbeit umsetzen.
Die Muskelfasern verhalten sich physikalisch wie Wasser,
Eisen etc.: ‘Wärme dehnt die Muskelfasern; Kälte verkürzt sie.
Das elastische Gewebe und das Bindegewebe verhält
sich physikalisch wie Kautscliuck: Wärme verkürzt die
elastische und die Bindegewebsfaser; Kälte verlängert sie.
Durch die Anordnung dieser beiden, entgegengesetzt beeinfluss
baren Gewebe in der Haut wird sie zu dem natürlichen Hemd unseres
Körpers, das sich selbst reguliert und damit zugleich zur natürlichen
Kleidung und zur Schützerin unserer Körperwärme.
Durch andauernde warme Kleidung und andauernde Verweich
lichung der Haut müssen, wie oben ersichtlich ist, die Haut- (und
Gefäss-)muskelfasern erschlaffen und die Folge davon ist eine Blut
armut der äusseren Haut (Hautschwäche) mit Kongestionen des Blutes
nach inneren Organen. Dadurch entstehen innere Gewebsentzündungen,
Katarrh der Schleimhäute, Kongestionen nach dem Kopfe etc. Gegen
solche Zustände hilft nur Abhärtung mit kaltem Wasser oder besser
Kälte an wen düng nach vorheriger Anwärmung des Körpers im Bett
oder im Dampfbade etc.
Wenn aber infolge dauernder Kälteeinwirkung, sei es durch
Arbeiten im Wasser, Wohnen in feuchtkalten Wohnungen oder wie
dies so häufig vorkommt, infolge jahrelanger Blutarmut Nervöser, das
elastische Bindegewebe gedehnt ist, so hat sozusagen der Organismus
ein schlechtes Hemd an, welches die Körperwärme an die Aussenluft
abgiebt. Da helfen keine Kneippschen Kaltwasserkuren, da hilft keine
Abhärtung durch Abreibungen. Diese Krankheit heisst — man ent
schuldige den neu erfundenen Krankheitsnamen — Wärmearmut
und kann nur geheilt werden, wenn der Wärmearme sein natürliches
Hemd dadurch ausbessert, dass er die elastischen Gewebs- und die
Bindegewebsfasern durch Wärme verkürzt und dadurch das natürliche
Hemd etwas dichter und wärmezusammenhaltender macht. Wie dies
>zu geschehen hat, werde ich in einem späteren Artikel zeigen.
Wie behandeln wir Kinderkrankheiten?
IV.
Masern.
Man versteht hierunter eine akute, angeblich übertragbare Krank
heit, welche sich durch einen fleckigen Knötchenauschlag sowohl auf
der äusseren wie auf der Schleimhaut charakterisiert, mit Fieber und
Katarrh der Nase, der Augen, des Rachens, des Kehlkopfes, der
Luftröhre und ihrer Verzweigungen verbunden ist.
Durch das sehr häufige Vorkommen derselben hat sich im Volke
der Glaube festgesetzt, die Neigung zur Erkrankung sei so gross,
dass kein Kind den Masern entgehe. Deshalb sondert man gewöhn
lich auch bei dem Auftreten derselben in einer Familie die gesunden
von den erkrankten Kindern nicht ab, um sich des nicht abzu
wendenden Verhängnisses auf einmal zu entledigen.
Es liegt hierin ein gross Teil Wahrheit, doch möchten wir
aber behaupten und es ist durch die Statistik bewiesen, dass unter
den nötigen hygieinischen Massregeln trotz der grossen* Empfänglich