Volltext: Der Naturarzt 1898 (1898)

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Wirkung und die elastischen Gewebs- und Bindegewebsfasern die 
Nachwirkung der Wfirme- und Kältebeeinflussung in Arbeit umsetzen. 
Die Muskelfasern verhalten sich physikalisch wie Wasser, 
Eisen etc.: ‘Wärme dehnt die Muskelfasern; Kälte verkürzt sie. 
Das elastische Gewebe und das Bindegewebe verhält 
sich physikalisch wie Kautscliuck: Wärme verkürzt die 
elastische und die Bindegewebsfaser; Kälte verlängert sie. 
Durch die Anordnung dieser beiden, entgegengesetzt beeinfluss 
baren Gewebe in der Haut wird sie zu dem natürlichen Hemd unseres 
Körpers, das sich selbst reguliert und damit zugleich zur natürlichen 
Kleidung und zur Schützerin unserer Körperwärme. 
Durch andauernde warme Kleidung und andauernde Verweich 
lichung der Haut müssen, wie oben ersichtlich ist, die Haut- (und 
Gefäss-)muskelfasern erschlaffen und die Folge davon ist eine Blut 
armut der äusseren Haut (Hautschwäche) mit Kongestionen des Blutes 
nach inneren Organen. Dadurch entstehen innere Gewebsentzündungen, 
Katarrh der Schleimhäute, Kongestionen nach dem Kopfe etc. Gegen 
solche Zustände hilft nur Abhärtung mit kaltem Wasser oder besser 
Kälte an wen düng nach vorheriger Anwärmung des Körpers im Bett 
oder im Dampfbade etc. 
Wenn aber infolge dauernder Kälteeinwirkung, sei es durch 
Arbeiten im Wasser, Wohnen in feuchtkalten Wohnungen oder wie 
dies so häufig vorkommt, infolge jahrelanger Blutarmut Nervöser, das 
elastische Bindegewebe gedehnt ist, so hat sozusagen der Organismus 
ein schlechtes Hemd an, welches die Körperwärme an die Aussenluft 
abgiebt. Da helfen keine Kneippschen Kaltwasserkuren, da hilft keine 
Abhärtung durch Abreibungen. Diese Krankheit heisst — man ent 
schuldige den neu erfundenen Krankheitsnamen — Wärmearmut 
und kann nur geheilt werden, wenn der Wärmearme sein natürliches 
Hemd dadurch ausbessert, dass er die elastischen Gewebs- und die 
Bindegewebsfasern durch Wärme verkürzt und dadurch das natürliche 
Hemd etwas dichter und wärmezusammenhaltender macht. Wie dies 
>zu geschehen hat, werde ich in einem späteren Artikel zeigen. 
Wie behandeln wir Kinderkrankheiten? 
IV. 
Masern. 
Man versteht hierunter eine akute, angeblich übertragbare Krank 
heit, welche sich durch einen fleckigen Knötchenauschlag sowohl auf 
der äusseren wie auf der Schleimhaut charakterisiert, mit Fieber und 
Katarrh der Nase, der Augen, des Rachens, des Kehlkopfes, der 
Luftröhre und ihrer Verzweigungen verbunden ist. 
Durch das sehr häufige Vorkommen derselben hat sich im Volke 
der Glaube festgesetzt, die Neigung zur Erkrankung sei so gross, 
dass kein Kind den Masern entgehe. Deshalb sondert man gewöhn 
lich auch bei dem Auftreten derselben in einer Familie die gesunden 
von den erkrankten Kindern nicht ab, um sich des nicht abzu 
wendenden Verhängnisses auf einmal zu entledigen. 
Es liegt hierin ein gross Teil Wahrheit, doch möchten wir 
aber behaupten und es ist durch die Statistik bewiesen, dass unter 
den nötigen hygieinischen Massregeln trotz der grossen* Empfänglich
	        
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