94
Debatte unterworfen. Herr Schäfer-Magdeburg plädiert für die Anstellung eines be
soldeten Kassierers, während Herr Linke-Wurzen die Siegertschen Vorschläge ver
teidigt; Herr Lütge-Weissenfels will die Aemter des Vorstandes und (Geschäftsführers
unabhängig wissen; während Herr Reischel-Leipzig wiederum den Geschäftsführer fallen
lassen und die ganze Arbeit einem besoldeten Vorsitzenden zu übergeben bittet. —
— Herr Steinbrück-Zwickau rät ab, dem Vorstande das Inseraten-Wesen zu übergeben,
worauf Herr Bessler - Halle mit Unterstützung des Herrn Leube - Gera folgenden
Antrag einbringt: „Es werden 3 besoldete Vorstandsmitglieder: Vorsitzender, Kassierer
und Redakteur gewählt, die Entschädigung für dieselben setzt die B.-V. fest“. Nach
dem 23 Redner zu diesem Antrag gesprochen, wird derselbe angenommen; desgleichen
der Antrag des Herrn Webers-Liegnitz: „Der Vorstand arbeitet nach einer von der
B.-V. aufgestellten Geschäftsordnung“. 4 Beisitzer sollen dem Vorstande zur Seite
stehen. — Durch Annahme dieser Anträge ist § 6 des Entwurfs zu streichen. — Zum
§ 7, Wahlen, stellt Herr Leube-Gera den Antrag: „Der Vorsitzende, der Kassierer,
der Redakteur und die Beisitzer werden in getrennten Wahlgängen durch Stimmzettel
gewählt“. Derselbe wird, wie auch Absatz 4 und 5 des Entwurfs genehmigt. — Zu
§ 8, Beirat, wird von Herrn Bessler-Halle folgender Antrag eingebracht: „Der Beirat
besteht aus den Vertretern von 5 Bundesvereinen, welche die B.-V. bestimmt. Der Beirat
ist zugleich Aufsichtsrat über die Geschäftsführung des Vorstandes“. Dieser Antrag
wird von Herrn Weber-Gohlis mitgestellt. Herr Lütge-Weissenfels hingegen beantragt:
„Den Beirat bilden die Gruppenvorsitzenden, das abzugebende Gutachten erfolgt
schriftlich“. Nachdem ein an der letzten Beiratssitzung Beteiligter eine charakteristische
Aeusserung über dieselbe zurückzieht, wird der Antrag Bessler-Weber abgelehnt, der
jenige Lütge-Wffssenfels angenommen. — Eine Geschäfts - Ordnung für den Beirat
soll die B.-V. festsetzen. — Auf Antrag des Herrn Bessler-Halle und um den aus
wärtigen Herrn Delegierten die Aussprache darüber noch zu ermöglichen, tritt man
in die Beratung des Punktes ein: ,,ob es angebracht sei, in die Bundesleitimg Personen
zu wählen, welche beruflich oder geschäftlich ein Interesse am Naturheilverfahren
haben könnten? — Herr Kirst-Wurzen, Steinbrück-Zwickau 'und verschiedene andere
Herren verbreiten sich des Längeren über diesen Punkt und ist demselben zu ent
nehmen, dass man sich teils für, teils gegen die Beibehaltung des jetzigen Umstandes
ausspricht. Der Leiter der Versammlung erklärt infolge verschiedener Ausführungen:
„Mit dem Einbringen des Antrags sei durchaus kein Misstrauensvotum gegen die Naturärzte
etc. bezweckt, vielmehr erkenne man deren segenbringende Arbeit vollkommen an, doch wolle
man diese auf den engeren Kreis ihrer Berufs- und Vereinsthätigkeit beschränkt wissen.
Eerngelegen habe auch, diese Herren nicht als Vereinsvorsitzende anzuerkennen, man
wolle sie nur nicht als Mitglied des Beirates und der Bundesleitung auf längere oder
kürzere Zeit ihrer Berufsthätigkeit entrissen sehen, und sie auch von Vorwürfen, wie
sie in letzter Zeit gegen Mitglieder dieser Korporationen erhoben worden sind, unserer
guten Sache wegen, verschont wissen. — Nach folgender Debatte stellt Herr Kirst-
Wurzen den Antrag: „Personen, welche geschäftlich mit der Näturheilkunde zu thun
haben, sind auf keinen Fall von etwaigen Aemtern, für die sie durch das Vertrauen
der Mitglieder gewählt werden, auszuschliessen.“ Der Antrag wird hinlänglich unter
stützt. — Herr Köhler-Halle befürwortet den Vorschlag Leipzig-West, während Herr
Scheff'ler-Eilenburg den Antrag Kirst unterstützt. An der Debatte beteiligen sich
ferner noch die Herren Vogelsang-Glauchau, Zschommler-Leipzig, Gaichen-Torgau,
Knopf-Eilenburg, Hoffmann-Leipzig und verschiedene andere. — Ein Antrag auf
Schluss der Rednerliste wird angenommen. — Einige andere Herren, auch Herr
Hoffmann-Leipzig, stellen sich auf die Seite des Vorschlags Leipzig-West und geisselt
das Verhalten einer Frau Rädler, welche im Vereine mit ihrem Gatten und Sohne einen
Naturheilverein vollständig beherrschen. Genannte seien keine Vertreter der Natur
heilkunde. — Herr Zschommler-Leipzig bittet eventl. Missstände, wie solche bekannt
seien, hier namhaft zu machen, dem Herr Winter-Leipzig entgegnet, dass es sich
lediglich um allgemeine Unzufriedenheit bezüglich des Bundes handele, worauf Herr
Schäfer-Magdeburg anfragt, wie sich die Versammlung zum „Naturärztlichen Wochen
blatt“ stelle, da hier ein verwandtschaftliches Verhältnis zwischen Bundesvorstand
und Herausgeber des Blattes konstatiert wird, während Herr Künzel-Leipzig das Ver
halten des Herrn Wagner-Radebeul, als eines Naturarztes nicht würdig geisselt, auch
die Reklame Bilz-Wagner verwirft. — Man verlässt den Punkt Schäfer-Magdeburg
ohne weiteres. Der Antrag Kirst-Wurzen wird hierauf acceptiert. — Eine persönliche
Erwiderung des Herrn Rädler-Leipzig wird entgegengenommen; dieselbe bringt jedoch
keine sächliche Widerlegung, worauf Herr Reischel-Leipzig den „Fall Rädler“ der
Versammlung gegenüber kurz skizziert. Wegen persönlicher Sache erhält Herr
Rädler jun.-Leipzig das Wort nicht zum zweitenmal zur Entgegnung.—Nach einer illu
sorischen Pause verbreitet sich Herr Webers-Liegnitz über das Inseratenwesen im