Volltext: Der Naturarzt 1897 (1897)

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Und nun noch kurz, wie im allgemeinen diese Bäder verabreicht werden. 
Ich lasse den Badenden 40—45 Minuten im „Lichtbadapparat“, in welchem sich 
der Badende auf. dem darin befindlichen Drehstuhl beliebig nach allen Seiten 
drehen kann. Auf den Kopf setze ich demselben 
einen grossen Strohhut zum Schutze gegen etwaige 
allzu intensive Sonnenhitze. Ich lasse während 
dieser Zeit öfters frisches Wasser zum Trinken 
verabreichen, bei etwaigem vorher schon be 
stehendem Kopfschmerz ein kaltnasses Tuch, 
turbanähnlich um den Kopf legen. Bemerken 
will ich hier gleichzeitig, dass ich bis jetzt noch 
nie habe bei dieser Kurform, wie sie das Sonnen 
lichtluftbad darstellt, Kopfschmerzen eintreten 
sehen; im Gregenteil, wenn solche vorher bestanden, 
schwanden dieselben während der Kur dauernd. 
Nachdem nun mehr oder weniger Schweissausbruch 
erfolgt ist, resp. wie es der jeweilige Erkrankungs 
fall erfordert, gebe ich ein 25° K. Halbbad, oder 
wenn dies gewünscht und zweckdienlich erscheint, 
eine kurze, kalte Abspritzung des ganzen Körpers mit dem Schlauch (von unten 
nach oben, den Kücken zuletzt), umhülle den Badenden mit einem grossen 
Badetuch und lasse denselben noch einige Zeit Luftbad nehmen. Massage, wenn 
angezeigt, beschliesst die Kur. 
Aus den obigen, kurzen Ausführungen, dürfte bei den Eingeweihten un 
zweifelhaft die Meinung Platz greifen, dass dieser Apparat als ein wesentlicher 
Fortschritt zu bezeichnen ist und eine entschiedene Bereicherung des Heil 
schatzes unserer natürlichen Heilweise darstellt. Möchten daher meine wohl 
meinenden Worte eine geneigte Beachtung finden. 
Glauchau, 20. Juli 1897. Herrn. Vogelsang, 
ausübender Vertreter der Naturheilkunde. 
Die Naturheilkunde in Oesterreich. 
Deutschland hat in der Naturheilkuncle die Führung übernommen. 
Oesterreich folgt ihm und schliesst sich in dieser, wie in anderen Be 
ziehungen, in erfreulicher Weise enger und enger an uns an. Auch in 
Oesterreich ist der Boden bereitet, ist die Saat reif; es gilt nur, sie einzu 
bringen und dem Volke das erlösende Wort von der Wiederherstellung der 
menschlichen Freiheit in der Leibespflege, von der Kückkehr zur Natur, 
von dem, was uns der gesunde Menschenverstand sagt, zu sprechen. 
Ich war jüngst in Wien und konnte das bei drei Vorträgen be 
merken, die ich über Naturheilkunde und Vegetarismus hielt. Einen vierten 
hielt A. Dock über Nervenkrankheiten, ihre Ursachen und Behandlung. 
Alle waren sehr gut besucht; und nicht minder die, welche Herr Wagner 
(von der Bilzschen Anstalt) unmittelbar nachher hielt. Man sieht daraus, 
Anteil genug für die neue, bessere Lehre ist auch dort vorhanden. Und 
derselbe zeigt sich in der Aufmerksamkeit, der Empfänglichkeit, dem Ver 
ständnisse, das die Hörer den Kednern entgegenbringen. 
Es gilt dies von den Gebildeteren, wie von dem „Volke“. Ich konnte 
das am besten in der öffentlichen, in dem Volkssaal des Kathauses abge 
haltenen Versammlung bemerken, in der ich über „Vegetarismus“ sprach. 
Nicht genug, dass meine immerhin massvolleren Ausführungen lebhafte Zu 
stimmung fanden, so schloss sich auch noch eine sehr angeregte und frucht 
bare Aussprache an, durchaus zu Gunsten der Sache. Ja, Herr Hundt aus 
Düren konnte unter allgemeinem Beifalle seinen, den Vegetarismus der Roh-
	        
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