Volltext: Der Naturarzt 1897 (1897)

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Bericht über die Ausstellung für Naturheilkunde in Leipzig. 
An der Könneritzstrasse zu Leipzig-Schleussig hat der Verein für Gesundheits 
pflege L.-Plagwitz einen 10 Acker grossen Wiesenplan erpachtet und auf demselben 
eine Schreberanlage (so benannt nach dem bekannten Dr. Schreber) errichtet: Ein 
am Waldessaume herrlich gelegener, 15 000 Quadratmeter grosser Turn- und*Spiel 
platz, welcher rund herum von ungefähr 250 Familiengärtchen umgeben wird und 
inmitten dieser Anlage ein dem geselligen Verkehr der Mitglieder gewidmetes Vereins 
haus mit grosser Turn- und Spielhalle, in welch letzterer der Verein vom 16. bis 
80. Mai eine gut beschickte Ausstellung für Naturheilkunde veranstaltete. 
Eröffnet wurde die Ausstellung am 16 Mai, vormittags 11 Uhr, durch den 
Vereinsvorsitzenden Herrn Scherling, welcher, nachdem die Sängerabteilung des Ver 
eins unter Leitung ihres Dir. H. Müller Hauptmanns Chorlied: „Du Herr, der alles 
wohlgethan“ vorgetragen hatte, ungefähr folgendes in seiner Eröffnungsrede sagte: 
„Als wir im vorigen Jahre den Beschluss fassten, diese Ausstellung zu veranstalten, 
da hatten wir nur eine kleine lokale Ausstellung vor Augen. Jedoch nahm die Sache 
eine solche Entwickelung, dass sie bald in einen ganz anderen Rahmen gedrängt 
wurde. Die Anmeldungen zur Beschickung gingen sehr reichlich ein, und namentlich 
als der Abhaltungstermin vom März auf Mai verschoben wurde, da stieg das Interesse 
bei den Geschäftsleuten gar sehr. Aus aller Herren Länder gingen Anmeldungen 
ein, so dass wir uns bald vor die Notwendigkeit versetzt sahen, unser Vereinshaus 
durch ein Provisorium zu vergrössern, um alle Anmeldungen berücksichtigen zu 
können. Man sah so recht, dass die Geschäftsleute ein förmliches Bedürfnis hatten, 
ihre Prbdukte den Interessenten vor Augen zu führen. 
Es ist wohl auch der Zweck der Ausstellung, zu zeigen, wie Industrie und 
Gewerbe bemüht ist, sich in den Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege zu stellen. 
Die Litteratur in ihrem agitatorischen und belehrenden Werte, ist eins der 
mächtigsten Mittel, um einer neuen Idee, einer neuen Kultur- und Volksbewegung 
die Zukunft zu sichern. In grösster Würdigung dieser Thatsache war die Aus- 
stellungsleitung gerade um diesen Teil sehr bemüht, und erfreulich ist es, konstatieren 
zu können, dass gerade die Litteratur in unserer Ausstellung hervorragend und würdig 
vertreten ist. Redner bemerkt, dass man von der Absicht, heute die Prämiierung 
vorzunehmen, aus verschiedenen, wichtigen Gründen Abstand nehmen müsste. Er dankte 
allen denen, die zum Gelingen der Ausstellung beitrugen, vor allen den Mitgliedern 
des Vorstandes, welche sich der mühevollen Arbeit unterzogen, sowie den Ausstellern, 
die dem Unternehmen ihr Vertrauen geschenkt; gab dann der Hoffnung Ausdruck, dass 
die Ausstellung ihren Einfluss dahin geltend machen möge, zu immer weiterem Fort 
schritt anzuregen. Nachdem Redner die Ausstellung für eröffnet erklärt hatte, lud 
er die Anwesenden zu einem Rundgange durch dieselbe ein, und an diesem Rund 
gange wollen wir jetzt noch einmal teilnehmen: 
Der Katalog weist 79 Aussteller auf, während 13 wegen zu später Anmeldung 
in demselben nicht aufgenommen werden konnten, zusammen also 92 Aussteller, welche 
in folgende Gruppen zu teilen wären. 
Für Ernährungszwecke sehen wir ausgestellt Bisquits und Kindernähr 
zwieback (Ackermann-Eisenach, Math-Wien, Iltz & Kludt-Dresden), Kraftpulver und 
Reform-Nährmittel (Baumann-Orff-Dresden, Fischer-Zittau, Rammelt-L.-Kleinzschocher), 
Chokoladen, Haferkakao, Hafergrütze, Präserven (Weibezahn-Fischbeck, Wächtler- 
Kotzschbar, Knorr-Heilbronn, Keilhold-Leipzig), Malzkaffees und Kaffee-Surrogate 
(Teichel-Leipzig, Stelter & Co.-Köln, Selig-Heilbronn), Molkereiprodukte, sterilisierte 
Milch etc. (Reimann-Leipzig, Hiller-Böhlen), Roggen-Schrotbrot (Treydte-Sangerhausen), 
Kokosnussbutter (Schlinck & Co.-Mannheim), vegetarische Nahrungsmittel (Vegetarisches 
Speisehaus „Manna“-Leipzig), Frucht- und Beerenweine (Aumann-Erfurt), alkoholfreies 
Bier, Malzextrakt, Trinkwürze in Flaschen (Lapp-L.-Lindenau). 
Hinsichtlich der Bekleidung sind zu nennen die verschiedenartigsten 
porösen Unterkleider in Rohseide (Kuntze Nachfolger - München), Baumwolle (Mahr- 
Pinneberg), Netzzellenstoff (Mez Söhne-Freiburg i. B., Mühlinghaus-Lennep), Korsets 
(Bernhard-Döbeln, Braun-Berlin), Leibbinden und Leibgurte (Görlt-Rosswein, Apitz- 
Leipzig), Reformschuhe (Amberg-Hildburghausen, Baum-Leipzig, Hermann-L.-Plagwitz, 
Petrich-Guhrau). Ferner sind ausgestellt Reformbetten (Steiner & Sohn-Cunnersdorf), 
Matratzen etc. (Wehinger-Hüfingen), Hosenhalter (Boden & Söhne - Grossröhrsdorf), 
Badeanzüge u. a. 
Von den Apparaten und anderweiten Hilfsmitteln seien genannt verschiedene 
Badeeinrichtungen mit oder ohne Dampf, Inhalationsapparate, auch für das ganze 
Gesicht etc. (Berndt-L.-Reudnitz, Zernack-L.-Plagwitz, Zenk & Co.-Gablonz, Weich 
mann-München), ein Sonnenlichtbadeapparat (Schumann-Borna), Krankenstühle (Beyer-
	        
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