Volltext: Der Naturarzt 1897 (1897)

13 
verbietet, sich Rat und Belehrung über ganz natürliche Vorgänge im 
Beben des Weibes zu suchen, trägt auch dazu bei, dass Beschwerden 
und Leiden, die bei genügender Aufklärung verhütet werden konnten,, 
Wurzel schlagen können. 
Durch diese Umstände ist es möglich, dass sich Störungen im. 
Organismus einbürgern, aus denen Leiden entstehen, welche das Weib 
jahrelang mit sich herum trägt, ohne dass sie selbst von der Schwere 
ihrer Krankheit weiss, oder dass sie in vielen Fällen kaum ahnt, wie 
gefährlich dergleichen Störungen für sie sein können. 
Von allen Unterleibsleiden sind die Verlagerungen am meisten 
verbreitet, und wirken dabei viele Momente um diese Leiden hervor 
zurufen. Sie entstehen durch Erschlaffung des Uterus (Gebärmutter) 
selbst, oder durch Erschlaffung der Gebärmutterbänder. Ist der 
Uterus selbst erkrankt, so wird er in vielen Fällen grösser und 
schwerer und übt dadurch einen zu starken Zug auf die ihn haltenden 
Bänder, wodurch dieselben allmählich ihre Elastizität verlieren und 
sich verlängern. Oder sind die Bänder erschlafft, so hat der Uterus 
seinen Halt verloren und wird sich auf die entgegengesetzte Seite 
neigen. Die Erschlaffungen entstehen durch Fehler, welche in früher 
Jugendzeit gemacht worden und damals unbeachtet geblieben sind. 
Von früher Kindheit an muss für regelmässige Darmentleerungen ge 
sorgt werden; wird dies versäumt, so setzen sich die Kotmassen im. 
untern Teil des Darmes fest, werden hart und drücken auf den Hals- 
teil der Gebärmutter; derselbe wird nun nach vorn gedrückt, und da 
durch lagert sich der Körper der Gebärmutter nach hinten, letztere 
verliert ihre normale Vorwärtslagerung und drückt nun ihrerseits auf 
den Darm. Die Bänder, welche von der hinteren Seite des Uterus 
nach dem Kreuzbein gehen, werden durch die Rückwärtslagerung 
derselben ausser Thätigkeit gesetzt und dadurch werden sie nach 
und nach kürzer und dicker und halten dauernd den Uterus ge 
fangen. 
Kommt die Zeit der Entwickelung heran und soll der Uterus 
funktionieren, so befindet er sich in einer falschen Lage, die Störungen, 
hervorbringt und wird so bleiben, bis die Patientin durch die Be 
schwerden so gedrängt wird, Hilfe in Anspruch zu nehmen. 
Eine zweite Veranlassung bietet das Turnen bei zarter Körper- 
Konstitution. So gesundheitsfördernd und kräftigend auch das Turnen 
ist, so müssen Uebungen, welche eine starke Erschütterung des 
Körpers hervorrufen, z. B. das Springen vom Sprungbrett bei schwäch 
lichen Mädchen verboten werden, weil es auf die Gebärmutter und 
ihre Anhänge, die so leicht beweglich sind, schädlich wirkt, dass sie 
durch diese Erschütterungen erschlaffen und dadurch auch Krank 
heitszustände entstehen können. 
Ferner wirkt zu grosse körperliche Anstrengung, das Tragen 
grösserer Lasten etc. nachteilig auf den Unterleib. Wie viele junge 
Mädchen müssen frühzeitig ihr Brot verdienen und wird ihnen oft 
mehr aufgebürdet als sie leisten können; die Folge ist ebenfalls nicht 
nur eine vorübergehende Schwäche, sondern sie kann auf Jahre eine 
Erschlaffung bewirken. 
Schliesslich will ich nicht unterlassen auf das Korsett als Ge>- 
sundheitsverkrüppler hinzuweisen. Obgleich es schon genugsam be 
kannt, wie schädlich das Tragen desselben ist, so gehört es doch in
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.