Volltext: Der Naturarzt 1897 (1897)

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Kaninchen gemacht worden — verhindert, sö stirbt das Tier att. 
Verstopfung der Luftwege durch Schleim und Mist in wenigen Tagen. 
Daraus lässt sich auf die eminente Notwendigkeit des Räiisperns,. 
beziehungsweise Hustens, ein sicherer Schluss ziehen. Man sollte 
f lauben, dass jeder vernünftige Mensch, der Kenntnis von diesen 
'hatsachen hat, das Räuspern und Husten, welches den Mist aus den 
Lungen entfernt, in keiner Weise beeinträchtigen wird, wenn er eine 
Lungen- oder Bronchien-Krankheit, gegen welche die Natur eben 
inittelst des Hustens ankämpft, „kurieren“ will. H- Und doch geschieht 
es. Es wird Morphin gegeben, welches Grift auch den wesentlichsten 
Bestandteil der meisten sogenannten Hustenpulver bildet! Dieses* 
Morphin lähmt die Nerven und verhindert dadurch — gerade so wie 
bei dem oben erwähnten Versuche am Kaninchen der Nervenschnitt 
— die Auslösung des Hustenreizes. Es bewirkt, dass der Mist, den r 
wenn nichts genommen würde, die Natur durch das Husten hinaus 
wirft, in der Trachea zurückbleibt und seinen schädlichen Einfluss* 
noch weiter ausüben kann. Den Mikroben wird Zeit gelassen, sich, 
darin zu vermehren und in die anstossenden Teile der Luftwege 
einzudringen. Verschlimmerung der Krankheit ist immer die Folge r 
in vielen Fällen sogar ein rascher Tod. 
Gewerbe und Wohnungshygiene. 
Die Hygiene der Tabakarbeiter lässt besonders in älteren Fabriken noch 
viel zu wünschen übrig. Besonders ist es die Tuberkulose, deren Häufigkeit 
sie als die verheerendste Krankheit der Tabakarbeiter erscheinen lässt. Nächst 
den Atmungsorganen erkranken am häufigsten das Nervensystem, die Cirku- 
iations- und Verdauungsorgane, sowie die weiblichen Geschlechtsorgane. Als 
ursächliche Momente sind hauptsächlich die sitzende Lebensweise, die Dauer 
der Arbeitszeit und die soziale Lage der Cigarrenarbeiter zu betrachten; ge 
hören sie doch zu den am schlechtesten bezahlten Industriearbeitern Deutsch 
lands. Eine Besserung der traurigen Gesundheitsverhältnisse kann einesteils 
nur durch hygienische Aufklärung herbeigeführt werden, welche die Arbeiter 
veranlasst, selbst die kürzeste Frei- und Feierabendzeit dem Ersatz des ver 
lorenen Kraft- und Lebenskapitals zu widmen; andererseits lehren die günstigen 
“Wirkungen, welche in hygienisch zweckmässig angelegten Fabriken hinsichtlich 
des Gesundheitszustandes des Arbeitspersonales beobachtet werden, dass Abhilfe 
möglich ist. Hauptsächlich kommt hier in Betracht die Beseitigung des bei 
der Arbeit entstehenden Staubes, die Erneuerung der Luft in den Werk 
stätten und die fleissige Benutzung der Wasch-- und Badevorrichtungen nach, 
der Arbeit. Aber auch das übermässige Cigarrenrauchen trägt nicht wenig 
bei zum Ausbruche der verheerenden Tuberkulose, und hiergegen giebt es nur 
ein Mittel; „Energisches Niederkämpfen des kindischen Gelüstes.“ 
Unter den ländlichen und Fabrikarbeitern, die mit Thomasphosphat zu tlmn 
haben, dem an phosphorsauren Verbindungen und Kalk reichen Düngemittel*, 
welches als Schlacke bei der Herstellung des phosphorfreien Eisens abfällt, hat 
sich seit einiger Zeit eine hohe Sterblichkeit an Lungenentzündung bemerkbar 
gemacht. Neuerdings ist es Dr. Loeb in Keichenhall gelungen, durch Unter 
suchungen im pathologischen Institut zu Heidelberg die Ursache dieser ver 
hängnisvollen Erscheinung zu ermitteln. Die „Thomasschlacke“ wird in be 
sonderen Mühlen gemahlen und stellt ein Pulver dar, dessen winzige scharf 
kantige Stückchen direkt von denen inhaliert werden, welche viel mit diesem, 
sehr verbreiteten Düngemittel hantieren. So gelangt dieser Staub in die
	        
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