Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

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Drittel an der Schwindsucht 'sterbe. Das sei doch eine Ziffer, die 
geradezu erschrecklich sei, die auch denen überraschend gekommen 
sei, die seither sich mit der Sache genauer beschäftigt haben, und in 
Stuttgart habe dieses einen Schrei des Entsetzens hervorgerufen. 
Wie könne nun gegen diese fürchterliche Krankheit vorgegangen 
werden und wie shehe der jetzige Stand der Medizin gegenüber diesem 
Zustande? Er glaube dass schroffer, wie Hr. Professor Gerhardt 
ausführt, man sich nicht ausdrücken könne: ,,Die arzneiliche 
Behandlung der chronischen Lungentuberkulose hat voll 
ständig Bankerott gemacht. Vom Standpunkt der arzneilichen 
Medizin stehen wir vis-ä-vis de rien;*) Nichts haben wir zu bieten“. 
Krregelenkentzündung nebst 279 Geschwüren. 
Anfangs März d. J. (1895) erkrankte unsere 14jährige Tochter 
plötzlich an einem geschwollenen Beine, verbunden mit grossen 
Schmerzen. Der hinzugerufene Arzt, Dr. med. N. N., hier wohnhaft, 
konstatierte eine Kniegelenkentzündung und verordnete Eisumschläge, 
sowie Pinseln des Beines mit Jod. Der Zustand verschlimmerte sich 
bedeutend, und der Arzt erklärte, eine Operation sei sehr notwendig, 
event. sollte die Kranke in das Hospital aufgenommen werden. 
Auf Anraten mehrerer Mitglieder des hiesigen Vereins für volks- 
versfändliche Gesundheitspflege Hessen wir nun Herrn Naturarzt 
Gustav Welcher aus Frankfurt a. M. rufen, welcher folgende Be 
handlung verordnete: 
Erstens strenge vegetarische Diät, bestehend in Gersten- und 
Haferschleim, leichten Gemüsen, Obst, Honig etc. Das ganze Bein war 
unkenntlich geschwollen, das Knie war etwa dreimal so dick wie im 
normalen Zustande. Der grossen Entzündung wegen wurden auf 
das Knie Aufschläge von nicht ganz kaltem Wasser gemacht, welche 
alle paar Minuten gewechselt werden mussten. Ausserdem wurden 
noch Fuss- und Leibumschläge und Ganzpackungen gemacht. — 
Dieser Wechsel in der Behandlung that der Patientin zwar sehr wohl, 
die Schmerzen im Knie waren aber immerhin noch sehr gross. Als 
gach zwei Tagen die Entzündung etwas nachliess, wurde täglich noch 
eine Ganzpackung gemacht. Nach einigen Tagen konnten Dampf 
kompressen und der Malten’sche Dampfapparat angewandt werden, 
diese brachten die furchtbare Geschwulst schnell zur Erweichung und 
Eiterung. Nach ungefähr zehn Tagen öffnete sich das Knie von selbst, 
was Herr Welcher voraussagte, und es entleerte sich am ersten Tage 
etwa 1 bis l x / 2 Liter Eiter und Blut. Mit dem Auf brechen des Beines 
Hessen die furchtbaren Schmerzen bedeutend nach, so dass die Kranke, 
welche nun schon wochenlang fast kein Auge geschlossen, in einen 
tiefen Schlaf verfiel. — Die Behandlung blieb vorläufig noch die 
gleiche, nur dass die Wunde täglich einige Male mit lauwarmem 
Wasser ausgespritzt und das Bein massiert wurde. Nach einigen 
Tagen bildeten sich am ganzen Bein nach und nach 278 bohnen- 
bis baumnussgrosse Geschwüre, welche eine Unmasse von Eiter und 
Blut entleerten. Man kann sagen, dass das ganze Bein ein Geschwür 
war und musste der furchtbaren Schmerzen wegen mit allen Kunst 
mitteln möglichst frei gebettet werden. Da Patientin in der Ganz- 
f ) Gegenüber dem Nichts.
	        
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