Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

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waren in der Konfektions-Abteilung’ einer Stickereifabrik in einem Kaume von 
76 Kubikmeter Luftinkalt 15, in einem anderen von 93 Kubikmeter Luftinhalt 
•ebenfalls 15 Arbeiterinnen beschäftigt, so dass auf die beschäftigte Person ein 
Luftraum von nur 5 bezw. 6 Kubikmeter entfiel. 
Belästigungen durch Staub, und zwar in gesundheitsschädlichem Masse, 
'traten hervor: in der Putzerei einer Eisengiesserei, in der Lohmühle einer 
Lederfabrik und im Hadernsortiersaal einer Pappenfabrik, endlich in Säge 
werken und Holzbearbeitungs Werkstätten (Drehereien). lieber die Holz- 
drehereien, wo die Luft ziemlich schlecht ist, weil die Räume vielfach sehr 
>niedrig sind und manche Waren durch heisse Stähle schwarz gebrannt werden, 
schreibt der Annaberger Aufsichtsbeamte: „Zwangsmittel lassen sich da wohl 
nicht anwenden, weil die Holzdreher in keinem Arbeits-, sondern in einem 
Pacht- oder Mietsverhältnis zu dem Werksbesitzer stehen und deshalb als selbst 
ständige Unternehmer, die kein Hilfspersonal beschäftigen, angesehen werden 
'müssen. Besitzer und Einmieter verhalten sich Verbesserungsvorschlägen 
'•gegenüber aber ablehnend. Der Einmieter, welcher meist viel schlechter daran 
äst, als ein Arbeiter, dürfte wohl nur aus Eurcht vor Erhöhung solchen 
Verbesserungen abgeneigt sein. u Die in der Holzbearbeitungs Werkstatt 
filier Harmonikafabrik beschäftigten Arbeiter beklagten sich über gesundheit 
liche Benachteiligung durch den sich übermässig ausbreitenden trockenen Holz- 
^staub. Die Beschwerde erwies sich als begründet, und es wurde der Unter 
nehmer durch die Polizeibehörde angehalten, den Holzstaub mit Hilfe eines 
Exhaustors direkt von den Arbeitsmaschinen absaugen und in eine geschlossene, 
^ausserhalb der Werkstatt befindliche Kammer blasen zu lassen. 
3. Aus Preussen. 
Die Zahl der 1894 in Preussen in Fabriken beschäftigten Arbeiterinnen 
‘betrug 287 824 (gegen 278 228 im Jahre 1893), d. h. 9596 mehr. 
Die von den Gewerberäten festgestellten Zuwiderhandlungen gegen die 
Arbeiterinnenschutzvorschriften betrafen im ganzen 1773 Anlagen, und zwar 
^bezogen sich 1043 Fälle auf die Dauer der Beschäftigung, 3016 auf die Be 
schäftigung am Sonnabend und am Vorabend der Festtage, 278 auf die 
Mittagspause und endlich 27 Fälle auf die Beschäftigung von Wöchnerinnen. 
Der Gewerberat Dr, v. Rüdiger zu Potsdam schreibt: „Noch immer 
'waren in den Fabriken viele bleichsüchtige Arbeiterinnen zu finden. Hierzu 
'.scheint aber auch der- Umstand mit beizutragen, dass die Arbeiterinnen ge 
wöhnlich viel weniger für ihre Gesundheit sorgen als die Männer. Die 
Arbeiterinnen geben sich im allgemeinen weit eifriger der Arbeit hin, waren 
viel anspruchsloser als die Männer und ernährten sich endlich nicht genügend. 
Ho wurde oft beobachtet, dass die Mädchen zum Mittagessen nur Butterbrot 
und Kaffee zu sich nahmen. Mehrfach wurde bemerkt, dass die Arbeiterinnen 
ähre Mittagspausen nicht innehielten, sondern aus eigenem Antriebe (?) die 
Arbeit früher aufnahmen.“ Der Aufsichtsbeamte des Regierungsbezirkes 
Oppeln schreibt von den Webertöchtern in Kätscher: „Bei diesen trifft man 
Erscheinungen, wie man sie in den Grossstädten sieht, wo die Arbeiterin nach 
langem Aufenthalte in geschlossenem Eabrikraume und nach kurzem Wege ihr 
Heim aufsucht. Die überaus traurige Lage der dortigen Plüschweberei (Haus 
industrie) zwingt dazu, die Kinder schon früh zur Mitarbeit heranzuziehen, 
-zeitweise übermässige Arbeitszeit, das ununterbrochene Sitzen am Webstuhle 
in engen, dumpfen, überheissen Räumen, schlechter Verdienst — ein Mädchen 
-erhält täglich vielleicht nur 50 Pf. (!) — und daher auch schlechte Ernährung 
.zeitigen kümmerliche Gestalten. Eine Aenderung dieses sehr bedauernswerten 
Zustandes ist trotz vielfacher Bemühungen der Regierung noch nicht möglich 
-gewesen.“ Der Gewerberat von Schleswig schreibt: „Während in den Fabriken 
mild diesen gleichstehenden Anlagen die gesetzliche Beschränkung der Arbeits 
zeit überall durchgeführt ist, kommen in den kleineren Betrieben, die den 
Fabriken nicht zugerechnet werden können, zuweilen noch so ausgedehnte
	        
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