Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

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•eine schöne Körperhaltung. Uebe es deshalb so früh als möglich. 
Vor allem sollten auch Mädchen und Frauen schwimmen. Ich habe 
stets gefunden, dass die Körperhaltung sich besserte, wenn die Kinder 
längere Zeit hindurch täglich schwammen. 
6. Der Körper muss d^e beim Baden verloren gegangene Wärme 
voll und vollkommen zu ersetzen im Stande sein. Bleibt man zu 
lange im Wasser, so ist ihm das nicht möglich. Man erkältet sich. 
Dehn© deshalb das Bad nicht zu lange aus. Fünf Minuten ge 
nügen. Eine englische Baderegel fordert mit liecht: „Dreimal unter 
tauchen und dann heraus.“ Die ersten Male und bei kälterem Wasser 
sollte man sich mit dem Eintauchen des Körpers begnügen. Schwäch 
liche werden gut thun, stets nur so zu baden. Sobald die Finger im 
Wasser „absterben“ oder der Frost einen schüttelt, bekommt das 
Baden nicht. Es ist hauptsächlich Mittel zu dem Zwecke, den Körper 
jabzuhärten, die Atmung zu vertiefen, Blutlauf und Nerven zu beleben, 
•den Stoffwechsel anzuregen. Das wird schon durch blosses Unter 
tauchen erreicht. Was darüber ist, ist ein Luxus, den sich wohl 
kräftige Personen erlauben dürfen, der aber jüngeren Kindern und 
Schwächlichen nur dann bekommt, wenn Luft und Wasser ausreichend 
warm sind. In diesem Falle darf man das Bad auf 10 bis 15 Minuten 
.ausdehnen. Es hat viel weniger zu sagen, bei niedriger Tempe 
ratur des Wassers zu baden, als lange im Wasser zu verweilen. 
Durch einen Aufenthalt von fünf Minuten bei 25 Grad C. (20 Grad B.) 
verliert der Körper weit mehr Wärme als durch blosses Untertauchen 
oder ganz kurzes Verweilen bei 20 Grad G. (16 Grad B.) und darunter. 
Selbst Schwächliche und nicht ans Wasser Gewöhnte brauchen in 
Bezug auf die Wassertemperatur nicht ängstlich zu sein, wenn sie sich 
auf blosses Untertauchen beschränken. Unangenehm ist windiges 
Wetter, weil bewegte Luft dem Körper viel Wärme entzieht. 
7. Durch das Baden soll das Blut in die Haut gelockt, sollen 
alle Teile des Körpers kräftig durchflutet, vollkommen und gleich- 
inässig durchwärmt werden. Das geschieht jedoch nur, wenn 
man sich nach dem Heraussteigen ausreichend Bewegung macht. 
Trockne Dich daher nach dem Baden leicht ab, vertausche 
die nasse Badehose mit einer trockenen, sonne und bewege 
•dich tüchtig. Durch starkes Frottieren werden die schützenden 
Oberhautschichten zum Teil zerstört. Das ist nicht gut. Der Beiz 
des kalten Wassers, der Luft und Sonne, sowie einige turnerische 
Bewegungen führen die gleichmässige Durchblutung der Haut 
rasch herbei. Um die Sonne recht kräftig auf die Haut wirken zu 
lassen, hänge den Bademantel nicht um. Nur Kopf und Nacken 
•schütze vor den Sonnenstrahlen. Bei fehlendem Sonnenschein 
oder windigem Wetter kleide Dich schnell an und mache 
einen kräftigen Spaziergang. Wer nach dem Baden umhertrödelt, 
sich hinsetzt, auf der Pferdebahn nach Hause fährt, kann sich schwer 
erkälten. Der Hund „wildert“ nach dem freiwillig oder unfreiwillig 
genommenen Bad so lange, bis das Haar trocken ist. Sein Herr 
trinkt während dessen einen Cognac, „um sich nicht zu erkälten“. 
Wer handelt klüger? 
Der Kräftige ersetzt die durch das Baden verloren gehende 
Lebenswärme rasch, der Schwächliche nur langsam. Jedes Ueber- 
maäs in der Wärmeentziehung schadet ihm.
	        
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