Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

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Beim Reiben mit den blossen Händen empfindet er die Kälte nicht 
unangenehm. AVer sich blitzschnell wäscht oder in der Wanne nur 
untertaucht, fügt sich keinen Schaden zu, auch wenn das Wasser 
ganz kalt wäre. 
Nur während der heissen Jahreszeit hat das Baden den Zweck, 
dem Körper Wärme zu entziehen, ihn ab zu kühlen. Dann kann 
und soll man sich täglich mehrmals abwaschen (baden). Möchten 
sich das vor allem die Mütter merken und ihren Kleinen, zumal den 
Säuglingen, mehrmals am Tage ein kühles Bad verabreichen. Sie 
werden dadurch am besten dem Brechdurchfall und den „Zahn 
krämpfen“, die meist durch dauerndes Ueberhitztsein des kleinen 
Körpers und seiner inneren Organe entstehen, Vorbeugen. Im übrigen 
aber kann nicht oft und eindringlich genug darauf hingewiesen 
werden, dass der Zweck des Abwaschens . (wie des Badens) nicht 
darin besteht, dem Körper durch langdauerndes Waschen (Baden) 
viel Wärme zu entziehen, sondern die Nerven, Blutgefässe und 
Muskelfasern der Haut plötzlich zu alarmieren. Das geschieht durch 
ganz kurzes Benässen des Körpers in ausreichendem Masse. 
Abgehärtete können die Abwaschungen ohne Bedenken in un 
geheizten Räumen vornehmen. Für zarte Kinder, Schwächliche und 
Anfänger sollte das ‘ betreffende Zimmer etwas gewärmt sein. 
Warme Bäder und Abwaschungen dürfen nur in gut warmen 
Räumen vorgenommen werden. 
AVer sich erst an Abwaschungen gewöhnen will, thut gut, in der 
warmen Jahreszeit damit zu beginnen. 
Während des Sommers sollte man sich täglich kalt abwaschen, 
in der kalten Jahreszeit zwei- bis dreimal wöchentlich. Im Winter 
zieht die kalte Luft die Hautblutgefässe mehr zusammen, als im 
Sommer. Die Haut ist kühl und trocken, weil sie wenig durchblutet 
wird und deshalb in geringem Masse ausdünstet. Die dichten, dicken 
Kleider halten die Ausdünstungen mehr zurück, als die dünneren 
Sommerkleider. In dieser Zeit die Hautpflege einzustellen, ist eine 
grosse Thorheit. 
Wer es irgend haben kann, bade zur Sommerszeit im 
Freien, und zwar womöglich dann, wenn die Sonne aufs Wasser 
und ins Badehaus scheint. Luft und Sonnenlicht beleben den Blut 
lauf, begünstigen die Ausscheidung der Stoffwechselprodukte, härten 
in hohem Masse ab. Die Europäer schwitzen in den Tropen viel 
mehr als die Eingeborenen und erkälten sich deshalb leicht. Ihre 
durch die Kleidung überhitzte Haut wird spröde und trocken. Die 
unbekleidet gehenden Eingeborenen dünsten nicht plötzlich und massig, 
sondern stetig und unmerklich aus. Sie schwitzen weniger und 
erkälten sich deshalb nur selten. Ihre Haut bleibt mässig warm, 
„duftig“ und arbeitet bei Temperaturwechsel der eintretenden Kälte 
rasch entgegen, „reagiert“ kräftig. Die Haut der vor einigen Jahren 
im Berliner zoologischen Garten ausgestellten Feuerländer war, auch 
bei dem feuchtkalten Novemberwetter, warm und duftig. Der an Luft 
und Sonne gewöhnte, nicht übermässig dicht bekleidete Landmann, 
Jäger, Bergführer schwitzt selbst bei grosser Hitze wenig; 
seine Haut bleibt stets feuchtwarm, er erkältet sich nicht. Nichts 
härtet so ab wie Luft und Sonne. Lass sie beim und nach dem 
Baden im offenen Wasser so viel als möglich auf den Körper wirken.
	        
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