Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

weil wir sie oft mit Seife waschen müssen, bei Waschfrauen förmlich 
zerklüftet. Wäscht man das Gesicht oft mit Seife, so wird es ent 
zündet, rot und glänzend. Aus demselben Grunde empfindet man ein 
Gefühl der Spannung und Trockenheit auf der Kopfhaut, sobald man 
sie mit Seife wäscht. Aetzender noch als die Laugenreste wirkt 
das „Parfüm“, das den Laugengeruch schlechter Seifen verdecken 
soll. Man kann im allgemeinen annehmen, dass Seife um so weniger 
wert ist, je mehr sie riecht. Gute („Kern“-) Seife ätzt nicht, ist aber 
teuer. Sie giebt wenig und kleinklasigen Schaum, wird nicht rissig 
und bricht nicht leicht in kleine Stücke. Schlechte Seife giebt viel 
und grossblasigen Schaum, „schlägt aus“ (indem die überflüssige 
Lauge krystallisiert), ist rissig und brüchig. 
Mädchen und Frauen halten mit Recht auf eine rosige, zarte 
Gesichtsfarbe, und die Kunst, sich einen guten Teint zu bewahren, 
bildet eine besondere Wissenschaft (Kosmetik). Berühmte Schönheiten 
waschen sich das Gesicht mit Tau oder Milch. Kühles Wasser thut’s 
auch. Eine verständige Lebensweise und peinlichste Sauberkeit sind 
die besten Schönheitsmittel (Kosmetika). Häufige Waschungen mit 
Seife zerstören den Teint. Ein von Luft und Sonne gebräuntes 
Gesichtchen ist tausend mal schöner als das der Modedame, die 
ihren Teint durch allerlei Schönheitsmittel zu heben sucht; es ist ein 
Beweis von Gesundheit, vön körperlicher und geistiger Frische. 
Wie Seife, so zerstören auch Schminken die Haut, weil ihnen 
durchweg giftige Metallzalze (Blei, Quecksilber u. a.) zugesetzt sind. 
Gegen Sommersprossen giebt es keine dauernd und sicher 
wirkenden Mittel. Die gewöhnlich angepriesenen Geheimmittel sind 
unverhältnismässig teuer und enthalten giftige Metallsalze. Diese 
ätzen die Haut und bringen Geschwüre hervor, die entstellende Karben 
zurücklassen. Auch grüne Seife, Essigsäure und Schwefelblumen ent 
zünden nur die Haut und wirken nicht nachhaltig. Unschädlichere 
Schminken (wie die bekannte Lilionese, die aus 15 Teilen Borax, 
5 Teilen kohlensaurem Kalk (Pottasche), 80 Teilen Rosen- oder 
Kölnischem Wasser und 5 Teilen präpariertem Talk besteht), ver 
decken nur die Sommersprossen für einige Zeit. Das unschädlichste 
Deckmittel für solche Fälle liefert Puder aus Reis-, Weizen- oder 
Kartoffel-Stärke. Er muss öfter durch Waschen entfernt werden. 
Am besten ist’s, man lässt das Gesicht,, wie es einem gewachsen ist. 
Was für Sommersprossen gilt, ist auch für Gesichtsröte, rote 
Käse und ähnliches zu merken. Lebe mässig, vermeide alles, was 
Blutandrang nach dem Kopfe hervorruft (besonders Alkohol und 
Gewürze), leite das Blut von der Gesichtshaut ab, indem Du die Haut 
des ganzen Körpers mit Waschungen und Bädern sorgsam pflegst, 
viel barfuss gehst oder allabendlich ein lauwarmes Fussbad mit darauf 
folgender kühler Abwaschung nimmst — das zu rote Gesicht aber und 
den zu hell leuchtenden Vorsprung darin lass in Ruh. Sie erblassen 
allmählich von selbst. 
In bezug auf die Temperatur des Wassers zu den Waschungen 
braucht man nicht ängstlich zu sein. Für kleine und schwächliche 
Kinder, für Blutarme und Kervöse ist hoch temperiertes Wasser 
(25—22° C., gleich 20—18° R.) zu empfehlen. 
Im allgemeinen wird zimmerwarmes Wasser ganz kaltem vor 
zuziehen sein. Der Abgehärtete benutzt am liebsten brunnenfrisches.
	        
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