Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

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auf die willkürlichen Muskeln, in kleinen Mengen durch den; Magen eingeführt, 
beschleunigen sie die Herzthätigkeit. Kalisalz ist also ein Erregungsmittel und 
Bouillon wird aus diesem Grunde vom Mediziner bei Ohnmächten, drohender 
Herzschwäche und damit zusammenhängender auffallender Verlangsamung des 
Pulses verordnet. Beide Wirkungen, die lähmende sowohl als auch die er 
regende sind Beweise, dass Kali die Nerven stark angreift; es übt also einen 
schädlichen Einfluss auf das Nervensystem aus, und die einen behaupten, es 
wirke wie Gift, die andern, es sei ein Gift. — Kreatin und Kreatinin 
sind Endprodukte des Stoffwechsels, abgestorbenes Körpermaterial und als 
solches dem Leichengift ähnlich; und wie schädlich dieses wirkt, hat mancher 
erfahren müssen, den ein Insekt gebissen, welches vorher auf einer Tierleiche 
gesessen, also nur Atome von Leichengift am Büssel hatte. Blutvergiftung 
und Tod sind oft die Folgen. In ihren Wirkungen sind Kreatin und Kreatinin 
dem Kali ähnlich, es sind scharfe Gifte. — Man erzählt von einem verstorbenen 
hohen Herrn, dass er sein hohes Alter nur einer täglich genossenen sehr 
kräftigen Fleischbrühe zu verdanken habe; dass er aber sein Blasen-Leiden, 
an dem er starb, vielleicht gerade dieser starken Fleischbrühe mit ihrem reichen 
Gehalt an Kalisalzen, Kreatin und Kreatinin zu verdanken hat, da diese 
scharfen, giftigen Stoffe durch den Urin abgehen und dabei die Harnwerkzeuge 
reizen und dadurch krank machen, glaubt man nicht. 
Eleischextrakt ist ebenfalls nichts, als eingedickte Fleischbrühe. Es 
besitzt also ebenfalls keine Protein- d. h. Eiweisskörper, sondern dieselben 
Bestandteile wie die Fleischbrühe. Liebig, der wohl als der Vater der Fleisch 
extraktindustrie angesehen werden muss, hat später seinen Irrtum bezüglich 
des Nährwertes des Fleischextraktes anerkannt; er sagt: „Es ist durch die 
überzeugendsten Versuche bewiesen worden, dass die an sich geschmacklose 
und beim Genuss Ekel erregende Leimsubstanz keinen Nährwert besitzt, 
dass sie, selbst begleitet von den schmackhaften Teilen des Fleisches den 
Lebensprozess nicht zu erhalten vermag, sondern vielmehr beeinträchtigt, dass 
sie eher schädlich als nützlich.“ Das genügt. 
Die Bouillonsuppe vor dem Essen wirkt teils appetiterregend, teils 
appetitverderbend, je nach dem Zustande des Magens, auf jeden Fall aber ver 
dauungsstörend, da sie den zur Fleischverdauung nötigen Magensaft verdünnt 
resp. fortspült. In Heilanstalten ist die Suppe in den Bann gethan. Es giebt 
also keine gute, d. h. kräftigende, nährende, sondern nur schädliche, Herz und 
Nieren reizende, krankmachende Bouillon. 
2. „Fleisch giebt Fleisch“. Das trifft unter gewissen Voraussetzungen 
zu, nämlich bis zu einem gewissen Quantum und bei gesundem Magen. Das 
Wort will aber sagen: Je mehr Fleisch wir essen, desto kräftiger wird unser 
Körper, und das trifft nicht zu. Unser Magen ist durch seinen geringen Salz 
säuregehalt nicht imstande, grosse Mengen Fleisch zu verdauen, denn derselbe 
ist an Salz Säuregehalt 15 mal schwächer als der Baubtiermagen. Es wird also 
nur ein gewisses Quantum verdaut, der übrige Teil geht in faulige Gährung, 
Verwesung über, wobei das Fleisch in Schwefelwasserstoff, Ammoniak und 
Kohlensäure verwandelt wird, drei äusserst schädliche, giftige Stoffe, welche 
sich in Aborten durch die fäulige Zersetzung der eiweisshaltigen Nahrungs 
mittel leicht ansammeln und schnell tötend wirken. Dasselbe ist der Fall, 
w^enn das Fleisch in zwar geringen Mengen, aber bei schlechtem Magen ge 
nossen wird, so bei Magenkrankheiten und bei Fieber. Bei letzterem besonders 
werden durchaus keine Magensäfte abgesondert,. und alles Fleisch geht im 
Magen in Verwesung über. Dazu kommen dann noch die Kalisalze, Kreatin 
und Kreatinin, w r elch schädliche Stoffe sich im Fleisch befinden. Es ist daher 
nicht zu verwundern, w r enn ein Fieberkranker, dem Fleisch verordnet wird, 
nicht genesen kann, und dass sich das Fieber immer wieder erhöht, da durch 
die vorerwähnten Stoffe dem Fieber immer neue Nahrung zugeführt wird. Da 
diese Unratstoffe den Magen reizen, so ist es ebenfalls nicht verwunderlich, 
dass Magenkranke ihr Leiden nicht losw r erden können.
	        
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