Volltext: Der Naturarzt 1896 (1896)

die Massage in fast allen Fällen verwendbar und’ müsste wegen ilirer grossen 
Bedeutung der Hauptsache nach vom Naturarzt selbst ausgeführt werden. 
In der Debatte wurde dem Redner zumeist zugestimmt, nur wurde 
gewarnt, die Massage bei eitrigen Prozessen anzuwenden. 
Nunmehr sprach Herr Orthey-Berlin über: „Die Fehler der heutigen 
N aturheilmetho de u . 
Er führte aus: a) Eine operationslose Heilweise. giebt es nicht,, 
denn es giebt Krankheiten, die ohne Operationen nicht heilbar sind, wie 
z. B. manche Fälle von eingeklemmten Brüchen, b) Behandlung, ohne vor 
herige Untersuchung ist Pfuscharbeit. Die Gesichtsausdruckskunde z. B. 
genügt allein nicht zur Feststellung der Diagnose., c) Ein app. Natur 
arzt, der in gewissen unheilbaren Fällen im Interesse der Menschlichkeit 
narkotische Mittel anwendet, ist darum kein Abtrünniger; denn jedem, 
erfahrenen Naturarzte werden Fälle Vorkommen, wo einmal alle schmerz 
lindernden Mittel unserer Kur (heisse Bäder, Dampfkompressen,. sanfte 
Streichungen, Hypnose) versagten, die Kräfte des Kranken unter den. furcht 
baren Schmerzen und der fehlenden Nachtruhe rapid schwanden und er es 
vor seinem Gewissen nicht mehr verantworten konnte r den. Gebrauch eines 
schmerzlindernden (nicht etwa heilen sollenden) Mittels zu verhindern.. 
Danach sprach Herr Dr. Prager-Elberfeld über: „Die Gallenstein 
therapie mit besonderer Berücksichtigung der chirurgischen Behandlung 
dieser Krankheit, wie überhaupt unsere Stellung zu Operationen“. 
Nachdem er Genaueres über die Krankheit ausgeführt hatte,, kam er 
zu dem Resultate, dass wir bei dieser Krankheit, wie auch bei ; einigen 
anderen, in gewissen, allerdings zum Glück seltenen Fällen,, nicht ohne 
Operationen auskämen. 
In der Debatte, die sich auf die beiden letzten Vorträge erstreckte,, 
gab es ernste Meinungsverschiedenheiten. Aber wenn auch die Gegensätze 
mehrmals aufeinanderplatzten, so zeigte es sich doch gerade hier,, erstens 
wie notwendig ein Sichaussprechen ist und zweitens, wie fordernd das> 
Vereinsleben der letzten Jahre gewirkt hat, denn allseitig erkannte man 
an, dass es nur das Wohl der Kranken sei, dass uns bei unserem Thun 
und Handeln leiten müssen, indess einerseits Prinzipienreiterei, andererseits- 
aber ein Vertuschungssystem von grossem Uebel wäre. 
Schliesslich wurden die ersten beiden Ortheyschen Sätze, die sich 
inhaltlich mit den Forderungen Dr. Pragers decken, einstimmig angenommen. 
Die Debatte über den dritten Punkt,. betr. narkotische Mittel, wurde auf 
ein Jahr vertagt. 
Dienstag, der 22. September als dritter Tag brachte zunächst den 
den Vortrag des Herrn Gerling-Berlin über: „Umsturz derHarveyschen 
Lehre vom Blutkreislauf und Erklärung der natürlichen Blut 
bewegung“. 
Der Redner behandelte sein Thema in ebenso fesselnder, als über 
zeugender Weise und legte dar, dass die Ursache der Blutbewegung nicht 
im Herzen sondern in den Lungen hegt, dass das Blut nicht zirkuliert, noch 
sich in sämtlichen Gefässbezirken in gleicher Strömung befindet, dass es« 
vielmehr nur in den Lungenadern hin- und zurückwogt. Die Blutgeschwindig 
keit steige bei Füllung der Lunge in den Venen und bei Entleerung der 
Lungengefässe in den Arterien. 
Der hochinteressante Vortrag fand allgemeinen Beifall. Doch der 
Referent selbst hatte keine Debatte erwartet, sondern vorgeschlagen, eine' 
Kommission zu wählen, welche die Frage unter Zuziehung des Herrn 
Dr. Krüger (als Vertreter Dr. Jeczeks) näher zu prüfen habe. Dem Antrag: 
wurde allseitig zugestimmt und wählte man auf Vorschlag des Vorsitzenden 
in diese Kommission neben den Redner vier akademisch gebildete Naturärzte.. 
Nunmehr sprach Herr Lange-Zwickau über: „Das Licht alß 5 
Heilfaktor“. 
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