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Kochens hezw. Mahlens und Backens zu unterwerfen; ausserdem sei er
zur Anwendung aller möglichen Reizmittel gezwungen, um seine Ver
dauungsorgane in Stand zu setzen, den ungeeigneten Rohstoffen den
Nahrungsgehalt zu entziehen.
Scbliesslich führt Densmore für seine Lehre noch einzelne Versuche,
die mit der reinen Fruchtdiät angestellt worden sind, ins Feld. In „Kurze
Darstellung des Systems der stärkemehllosen Kost,“ erzählt er, ein ge-
gewisser Mr. Arthur Wastall habe über 5 Monate hindurch ausschliess
lich von Früchten und Nüssen gelebt; seine überaus stattliche, kraft
strotzende Körperbeschaffenheit, seine rosige blühende Farbe und harten
Muskel legten Zeugnis für die Vorteile dieser Diät ab.
Ueber einen anderen interessanten Versuch berichtet der genannte
Hygieniker in „Die Nahrung des Paradieses“. Denselben hat ein vor
nehmer Hindu, angeregt durch die Lektüre von Densmores eben genannter
Schrift, mit der reinen Fruchtdiät gemacht. Dieser Hindu nimmt eine
der höchsten Stellungen in Indien ein und ist ein Mann von glänzender
Begabung. Ueber ihn hat, nach einer Unterredung mit demselben,
H. S. Olcott, der Präsident der theosophischen Gesellschaft in London,
folgendes mitgeteilt: Der genannte vornehme Inder habe infolge seines
verantwortungsreichen Amtes eine grosse Sorgenlast tragen müssen.
Obgleich von kräftiger Körperkonstitution und mässigen Lebensgewohn
heiten habe er die Kennzeichen einer abnehmenden Gesundheit beobachtet,
besonders habe er unter tief eingewurzelten Verdauungsstörungen und an
haltender Schlaflosigkeit gelitten. Da habe er sich entschlossen, die
Reis- und Cerealienkost nach Densmores Anweisung mit Früchten und
Nüssen zu vertauschen. Schon innerhalb der nächsten 24 Stunden sei
Besserung eingetreten, er habe sich nach ganz kurzer Zeit wie ein junger
Mann gefühlt; alle Symptome der Diabetes seien verschwunden; sein Kopf
habe sich klarer, sein Körper gestärkt gefühlt, der Schlaf sei zurück
gekehrt. Seine Tagesdiät ist folgende gewesen: Früh 6 oder 7 Uhr
eine Tasse Kaffee mit Milch; vormittags 11 Uhr 3 oder 4 Bananen,
einige Mandeln oder Nüsse, einen Apfel, ein paar Orangen oder andere
Früchte der Saison und 8—9 Unzen (ä 18,88 gr) gekochte Milch; hin
und wieder ein paar getrocknete Früchte, wie Feigen, Datteln, Pflaumen,
Rosinen etc. Um 7 oder 8 Uhr abends dieselbe Mahlzeit. Dieser Hindu
isst kein Brot, keinen Reis oder Weizen, trotzdem hat er keine nennens
werte Verringerung seines Gewichts erfahren, er ist im Gegenteil mus
kulöser geworden. — Auch andere Hindu haben dieses Experiment ver
sucht, mit demselben günstigen Erfolge. Alle stimmen überein, dass sie
sich stärker, gesünder und geistig frischer fühlen als früher. Unter
denselben sind zwei Brahminen, die beim Beginn des Versuchs durchaus
gesund waren.
Die Beweiskraft dieses Versuchs wird allerdings durch den Um
stand stark beeinträchtigt, dass das Klima Indiens von dem Deutschlands
und Englands ausserordentlich verschieden ist, wenngleich zuzugeben ist,
dass auch wir zuweilen tropische oder indische Hitze haben, wie z. B.
in den letzen beiden Sommern.
Schliesslich werde noch etwas erwähnt, was für die Fruchtdiät auch
als Empfehlung dienen kann, das ist der Umstand, dass man bei derselben
durchaus keinen Durst mehr verspürt.
Ich bin am Schlüsse. Welche Folgerungen aus den Densmoreschea
Kundgebungen für die eigene Diät und Lebenshaltung zu ziehen seien,