Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

51 
Kochens hezw. Mahlens und Backens zu unterwerfen; ausserdem sei er 
zur Anwendung aller möglichen Reizmittel gezwungen, um seine Ver 
dauungsorgane in Stand zu setzen, den ungeeigneten Rohstoffen den 
Nahrungsgehalt zu entziehen. 
Scbliesslich führt Densmore für seine Lehre noch einzelne Versuche, 
die mit der reinen Fruchtdiät angestellt worden sind, ins Feld. In „Kurze 
Darstellung des Systems der stärkemehllosen Kost,“ erzählt er, ein ge- 
gewisser Mr. Arthur Wastall habe über 5 Monate hindurch ausschliess 
lich von Früchten und Nüssen gelebt; seine überaus stattliche, kraft 
strotzende Körperbeschaffenheit, seine rosige blühende Farbe und harten 
Muskel legten Zeugnis für die Vorteile dieser Diät ab. 
Ueber einen anderen interessanten Versuch berichtet der genannte 
Hygieniker in „Die Nahrung des Paradieses“. Denselben hat ein vor 
nehmer Hindu, angeregt durch die Lektüre von Densmores eben genannter 
Schrift, mit der reinen Fruchtdiät gemacht. Dieser Hindu nimmt eine 
der höchsten Stellungen in Indien ein und ist ein Mann von glänzender 
Begabung. Ueber ihn hat, nach einer Unterredung mit demselben, 
H. S. Olcott, der Präsident der theosophischen Gesellschaft in London, 
folgendes mitgeteilt: Der genannte vornehme Inder habe infolge seines 
verantwortungsreichen Amtes eine grosse Sorgenlast tragen müssen. 
Obgleich von kräftiger Körperkonstitution und mässigen Lebensgewohn 
heiten habe er die Kennzeichen einer abnehmenden Gesundheit beobachtet, 
besonders habe er unter tief eingewurzelten Verdauungsstörungen und an 
haltender Schlaflosigkeit gelitten. Da habe er sich entschlossen, die 
Reis- und Cerealienkost nach Densmores Anweisung mit Früchten und 
Nüssen zu vertauschen. Schon innerhalb der nächsten 24 Stunden sei 
Besserung eingetreten, er habe sich nach ganz kurzer Zeit wie ein junger 
Mann gefühlt; alle Symptome der Diabetes seien verschwunden; sein Kopf 
habe sich klarer, sein Körper gestärkt gefühlt, der Schlaf sei zurück 
gekehrt. Seine Tagesdiät ist folgende gewesen: Früh 6 oder 7 Uhr 
eine Tasse Kaffee mit Milch; vormittags 11 Uhr 3 oder 4 Bananen, 
einige Mandeln oder Nüsse, einen Apfel, ein paar Orangen oder andere 
Früchte der Saison und 8—9 Unzen (ä 18,88 gr) gekochte Milch; hin 
und wieder ein paar getrocknete Früchte, wie Feigen, Datteln, Pflaumen, 
Rosinen etc. Um 7 oder 8 Uhr abends dieselbe Mahlzeit. Dieser Hindu 
isst kein Brot, keinen Reis oder Weizen, trotzdem hat er keine nennens 
werte Verringerung seines Gewichts erfahren, er ist im Gegenteil mus 
kulöser geworden. — Auch andere Hindu haben dieses Experiment ver 
sucht, mit demselben günstigen Erfolge. Alle stimmen überein, dass sie 
sich stärker, gesünder und geistig frischer fühlen als früher. Unter 
denselben sind zwei Brahminen, die beim Beginn des Versuchs durchaus 
gesund waren. 
Die Beweiskraft dieses Versuchs wird allerdings durch den Um 
stand stark beeinträchtigt, dass das Klima Indiens von dem Deutschlands 
und Englands ausserordentlich verschieden ist, wenngleich zuzugeben ist, 
dass auch wir zuweilen tropische oder indische Hitze haben, wie z. B. 
in den letzen beiden Sommern. 
Schliesslich werde noch etwas erwähnt, was für die Fruchtdiät auch 
als Empfehlung dienen kann, das ist der Umstand, dass man bei derselben 
durchaus keinen Durst mehr verspürt. 
Ich bin am Schlüsse. Welche Folgerungen aus den Densmoreschea 
Kundgebungen für die eigene Diät und Lebenshaltung zu ziehen seien,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.