Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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auf Störungen in der geordneten Thätigkeit unserer inneren Teile zu ziehen 
versucht, finde ich sehr geistvoll, und sollte sich die G-esichtsausdruckskunde 
für die Zukunft voll und ganz bewahrheiten, was ich heute noch sehr be 
zweifele, so würde das einen grossen, recht grossen Schritt vorwärts be 
deuten. Für die Kranken wäre es gewiss ein Segen, könnte ihnen damit 
das lästige Untersuchtwerden erspart bleiben. Die Bedeutung für die Frauen 
praxis wäre eine noch höhere, rein ethische; wir würden nie mehr nötig 
haben, das Schamgefühl derselben bei gewissen Untersuchungen verletzen 
zu müssen. Wenn sich Kühne dieses Verdienst dereinst wirklich einmal 
zuschreiben darf, so ist es allein schon genügend, um ihn einen Ehrenplatz 
unter den Männern anzuweisen, die auf dem Gebiete der Heilkunde refor- 
mirend thätig waren. Wie man später über das ßeibebad denken wird, 
ist eine andere Sache. Sehr ästhetisch sind die Manipulationen desselben 
nicht und ich würde mich schwer hüten, ein Kind damit bekannt zu 
machen. Doch hier reichen meine persönlichen Erfahrungen noch nicht 
aus und man muss darüber die andere Partei sprechen lassen. Denn 
„eines Mannes Rede ist keine Rede, man soll sie hören alle beede.“ In 
Leipzig macht sich letzter Zeit eine gewaltige Strömung gegen Kühne 
geltend. Man betont mit Recht, dass das Reibebad kein natürliches Heil 
mittel sei. Der Instinkt führt wohl Tier und Mensch dazu, bei Fieber 
Kühlung zu suchen, die heisse Zunge mit frischem Wasser zu netzen, die 
erhitzte Stirn durch Compressen zu erfrischen, aber zum Reibebad, dieser 
erkünstelten aller Wasseranwendungsformen, führt er nimmer. Um seine 
Wirkungen kennen zu lernen, habe ich es oft genug vou Kranken anwenden 
lassen und ich würde nicht wahr sein, wenn ich nicht zugebe, dass ich, 
wie schon oben erwähnt, wiederholt überraschende Erfolge davon sah. Von 
den eingangs veröffentlichten Fällen hatte die eine junge Dame, welche 
an Unterleibsgeschwülsten litt, früher Reibebäder gemacht, sie mussten 
jedoch wegen ihrer nachteiligen Wirkungen später ausgesetzt werden, die 
andern drei sind aber ohne Reiben wieder gesund geworden, nur erkrankte 
der von Herrn Professor Curscbmann aufgegeben gewesene Patient vor 
Kurzem infolge einer Ueberanstrengung von neuem, ist aber jetzt seiner 
abermaligen Genesung infolge erneuter Kur wieder nahe. Möge die Natur 
heilmethode überall gleichen Segen stiften, dann kann ihr endlicher Sieg 
auf der ganzen Linie nicht mehr lange auf sich warten lassen! 
(Schluss folgt). 
Eine neue Bewegung in der Ernährungsfrage. 
H. Grabs -Glogau. 
Seit langen Jahren ist der Unterzeichnete ein Anhänger der vege 
tarischen Lebensweise. Schon der Hinweis auf den Umstand, dass das 
Fleisch Abfall- und Mauserstoffe des tierischen Stoffwechsels, feine 
Gifte wie Kreatin, Kreatinin, Sarcin, Tyrosin etc. enthält, die pflanzliche 
Nahrung dagegen frei von allen schädlichen Bestandteilen sei, erschien 
mir vollaus beweiskräftig für die Richtigkeit des Vegetarismus. Hierzu 
treten noch weitere Behauptungen angesehener Hygieniker, wie z. B., 
dass die aus der Fleischkost entstehenden Zellen eine Disposition zur 
Gährung und Fäulnis besitzen und oft verschiedene Formen von Er 
krankungen wie Gicht, Geschwüre, Flechten, Krebs etc. nach sich ziehen; 
dass die Fleischnahrung wegen ihres Reichtums au stickstoffhaltigen 
Substanzen den Eiweisbedarf des Menschen bedeutend übersteige und zu
	        
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