Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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„sei hauptsächlich eine Krankheit des Proletariats gewesen, und zwar um 
so verderblicher, je schlechter die Nahrungsverhältnisse, je grösser die 
Ueberfüllung und Unreinlichkeit, je feuchter und enger die Wohnungen waren.“ 
Eben dasselbe berichteten die Aerzte Altenstädt zu Bitterfeld und Dr. 
Finsch zu Hohenmölsen. 
Ersterer: „Die Cholera .... habe ausschliesslich in dem Proletariat 
reichliche Nahrung gefunden.“ Letzterer: „Die bemittelten Einwohner seien 
ganz verschont geblieben.“ 
Derselben Ansicht waren Dr. Göring in Mücheln und Sanitätsrat Dr. 
Philipp in Mühlberg, indem ersterer meinte, dass die Veranlassung zu der 
raschen Verbreitung der Seuche: „nicht im Wasser, sondern in den Schäd 
lichkeiten eines unreinlichen Proletariertums“ liege; letzterer, dass die Haupt 
ursache: „schlechte, überfüllte, unreinliche, feuchte Wohnungen mit einem 
schlecht genährten, rohen Proletariat seien,“ die aber nicht bloss der 
Cholera, „sondern allen epidemischen und endemischen Krankheiten den 
stärksten Vorschub leisten.“ 
Wir könnten noch eine ganze Beihe ähnlicher Berichte anführen, 
wollen aber nur noch den des Dr. Heine, Kreisphysikus zu Bitterfeld, 
zitiren: „Die höheren Stände,“ schrieb er, „haben weniger gelitten als der 
Handwerkerstand, dieser noch viel weniger als die Arbeiter, zum Beweise, 
dass eine kräftige Ernährung und eine geregelte Lebensweise den besten 
Schutz gewähren.“ 
„Fast sämtliche Berichterstatter,“ schreibt in seinem Schlusswort der 
Begierungs- und geheime Medizinalrat Koch, „haben hervorgehoben, dass 
die Cholera vorzüglich, an vielen Orten sogar ausschliesslich, den dürftig 
genährten, unreinlichen und in engen schmutzigen Wohnungen lebenden 
Arbeiterstand erfasst und hier zahlreiche Opfer gefordert hat.“ 
Ein halbes Hundert Aerzte haben also, amtlich "befragt, einstimmig 
als Hauptursache der raschen Seuchenverbreitung ungenügende Wohnungs 
und ErnährungsVerhältnisse festgestellt. Seit jener Zeit ist schon mehr als 
ein Vierteljahr hundert verflossen. Jeder erneute Ausbruch der Cholera hat 
seitdem diese Beobachtung bestätigt. Trotzdem kommen nun wieder die 
Begierungen mit Polizeimassregeln zur Bekämpfung der Seuche! 
Möge man endlich zu einer verständigen Sozial-Hygiene greifen; wir 
würden mit Freuden helfen! 
Aus der Anatomie und Physiologie. 
II. 
Das Skelett. 
Die Knochen sollen den Körper stützen und besonders zarten und 
lebenswichtigen Organen Schutz bieten. Sie bilden zu diesem Zwecke 
ein Gerüst, das den weichen Teilen zur Unterlage dient, sowie ge 
räumige Höhlen für Organe, die des Schutzes besonders bedürfen (Hirn-, 
Brust- und Bauchhöhle). 
Der frische, vom Fleisch gesäuberte Knochen eines Tieres erscheint 
fast weiss. Mit einem stumpfen Messer vermag man eine ihn über 
ziehende Haut, die Beinhaut, abzuschaben. Spaltet man einen langen 
sogenannten Röhrenknochen, so zeigt er sich innen hohl und mit Mark 
(Fett) gefüllt. Bei genauem Zusehen findet man hier und da ein Loch, 
das schräg in die Markhöhle hineinführt (Emährungsloch), im übrigen 
aber scheint der Knochen aus einer gleichförmig dichten Masse zu be 
stehen. Unter dem Vergrösserungsglase jedoch zeigt die Oberfläche zahl 
reiche feinste Oeffnungen, Mündungen von Kanälen, die den Knochen 
sowohl von aussen nach innen, als auch nach anderen Richtungen durch
	        
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