Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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Die Tiere /vertragen eixi Futter, dessen Nährsalze ausgelaugt sind, 
nur ganz kurze Zeit. Die für den Körper notwendigen Mineralstoffe 
finden sich als Nährsalze sämtlich in unserer Nahrung, aber in den 
einzelnen Nahrungsmitteln in sehr verschiedener Menge und Art. 
Während Fleisch, Ei, Brot und Hülsenfrüchte verhältnismäßig arm an 
Nährsalzen sind, enthalten die Gemüse (Mohrrüben, Radieschen, 
Schwarzwurzel, Spargel, Weiß- und Rotkohl, Spinat), Blattsalate 
(Kopf-, römischer und Endiviensalat, Löwenzahn, Rapunze, Lattich 
etc.) und Früchte (Gurken, Feigen, Datteln, Weintrauben, Beeren 
und unser heimisches Obst), große Mengen davon. In den jungen 
Gemüsen, in den Blattsalaten und Früchten finden sich besonders 
die dem Blute so notwendigen Natronverbindungen in ausreichendem 
Maße. Ganz besonders ausgezeichnet sind in dieser Beziehung Spinat, 
Radieschen, Kopfsalat, römischer Salat, Erdbeeren, Aepfel, Datteln 
und Feigen. 
Leider geht der großeste Teil der in den Gemüsen enthaltenen 
Mineralstoffe bei der hergebrachten Art zu kochen verloren. Man 
gießt das Kochwasser ah und beraubt die Gemüse dadurch ihrer in 
das Wasser übergegangenen Nährsalze, oder man verdünnt diese 
durch reichliches Kochwasser — dessen die wasserreichen Gemüse 
gar nicht bedürfen — zu sehr. So gekochte Gemüse schmecken fade, 
blähen und sind schwer verdaulich. Um sie schmackhaft zu machen, 
setzt man reichlich Kochsalz zu. Man könnte meinen, daß dadurch 
der Mangel an Nährsalzen wieder ausgeglichen würde, denn Kochsalz 
ist eine Natron Verbindung (Kochsalz=Chlornatrium). Zwischen dem 
Kochsalze aber und den in den Pflanzen vorkommenden Natronver 
bindungen ist ein ebenso großer Unterschied wie zwischen dem im 
Haushalte gebrauchten Zucker und den in den Früchten enthaltenen 
Zuckerstoffen. Trotz der anerkannt großen Wichtigkeit der Zucker 
stoffe für den Körper wird es keiner vernünftigen Mutter einfallen, 
ihren Kindern viel Zucker zu geben. Jeder Arzt warnt davor, 
Ebenso eindringlich sollte man auch von dem mißbräuchlichen Koch 
salzgenuß abraten. Wäre dem Körper viel Kochsalz dienlich, so 
müßte Matrosen und Passagieren bei langen Seereisen der andauernde 
Genuß von gepökeltem Fleische gut bekommen. Dagegen tritt be 
kanntlich in solchen Fällen leicht Skorbut auf, eine auf fehlerhafter Blut 
mischung beruhende schwere Erkrankung. Die in den Pflanzen vor 
handenen („ organisierten ^) Mineralstoffe sind dem Körper dienlich, 
das aus dem Mineralreich entnommene Kochsalz dagegen darf nur 
als ganz geringer Zusatz verwandt werden. Lahmann hat in seiner 
Anstalt den Kochsalzbedarf auf 3,5 g täglich herabgedrückt, während 
die meisten Menschen 20—30 g täglich genießen. 
Der mißbräuchliche Genuß von Kochsalz bedeutet ein Durchpökeln 
des Körpers. Beim Pökeln (Einsalzen) löst das Kochsalz gewisse 
Bestandteile des Fleisches auf; sie dringen in die Lake. Bei starkem 
Kochsalzgenuß vollzieht sich im Körper ein ähnlicher Yorgang. Das 
Kochsalz, welches mit dem Blute in alle Gewebe getrieben wird, ver 
drängt gewisse lösliche Stoffe aus den Zellen und Geweben, die dann 
als Abfallstoffe durch die Nieren entfernt werden müssen. Wie sehr 
starkes Salzen den Durst und damit die Wasseraufnahme steigert, ist 
behannt. 
M angel an rieh tig zubereitetem Gemüse, Blattsalaten und
	        
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