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Die Tiere /vertragen eixi Futter, dessen Nährsalze ausgelaugt sind,
nur ganz kurze Zeit. Die für den Körper notwendigen Mineralstoffe
finden sich als Nährsalze sämtlich in unserer Nahrung, aber in den
einzelnen Nahrungsmitteln in sehr verschiedener Menge und Art.
Während Fleisch, Ei, Brot und Hülsenfrüchte verhältnismäßig arm an
Nährsalzen sind, enthalten die Gemüse (Mohrrüben, Radieschen,
Schwarzwurzel, Spargel, Weiß- und Rotkohl, Spinat), Blattsalate
(Kopf-, römischer und Endiviensalat, Löwenzahn, Rapunze, Lattich
etc.) und Früchte (Gurken, Feigen, Datteln, Weintrauben, Beeren
und unser heimisches Obst), große Mengen davon. In den jungen
Gemüsen, in den Blattsalaten und Früchten finden sich besonders
die dem Blute so notwendigen Natronverbindungen in ausreichendem
Maße. Ganz besonders ausgezeichnet sind in dieser Beziehung Spinat,
Radieschen, Kopfsalat, römischer Salat, Erdbeeren, Aepfel, Datteln
und Feigen.
Leider geht der großeste Teil der in den Gemüsen enthaltenen
Mineralstoffe bei der hergebrachten Art zu kochen verloren. Man
gießt das Kochwasser ah und beraubt die Gemüse dadurch ihrer in
das Wasser übergegangenen Nährsalze, oder man verdünnt diese
durch reichliches Kochwasser — dessen die wasserreichen Gemüse
gar nicht bedürfen — zu sehr. So gekochte Gemüse schmecken fade,
blähen und sind schwer verdaulich. Um sie schmackhaft zu machen,
setzt man reichlich Kochsalz zu. Man könnte meinen, daß dadurch
der Mangel an Nährsalzen wieder ausgeglichen würde, denn Kochsalz
ist eine Natron Verbindung (Kochsalz=Chlornatrium). Zwischen dem
Kochsalze aber und den in den Pflanzen vorkommenden Natronver
bindungen ist ein ebenso großer Unterschied wie zwischen dem im
Haushalte gebrauchten Zucker und den in den Früchten enthaltenen
Zuckerstoffen. Trotz der anerkannt großen Wichtigkeit der Zucker
stoffe für den Körper wird es keiner vernünftigen Mutter einfallen,
ihren Kindern viel Zucker zu geben. Jeder Arzt warnt davor,
Ebenso eindringlich sollte man auch von dem mißbräuchlichen Koch
salzgenuß abraten. Wäre dem Körper viel Kochsalz dienlich, so
müßte Matrosen und Passagieren bei langen Seereisen der andauernde
Genuß von gepökeltem Fleische gut bekommen. Dagegen tritt be
kanntlich in solchen Fällen leicht Skorbut auf, eine auf fehlerhafter Blut
mischung beruhende schwere Erkrankung. Die in den Pflanzen vor
handenen („ organisierten ^) Mineralstoffe sind dem Körper dienlich,
das aus dem Mineralreich entnommene Kochsalz dagegen darf nur
als ganz geringer Zusatz verwandt werden. Lahmann hat in seiner
Anstalt den Kochsalzbedarf auf 3,5 g täglich herabgedrückt, während
die meisten Menschen 20—30 g täglich genießen.
Der mißbräuchliche Genuß von Kochsalz bedeutet ein Durchpökeln
des Körpers. Beim Pökeln (Einsalzen) löst das Kochsalz gewisse
Bestandteile des Fleisches auf; sie dringen in die Lake. Bei starkem
Kochsalzgenuß vollzieht sich im Körper ein ähnlicher Yorgang. Das
Kochsalz, welches mit dem Blute in alle Gewebe getrieben wird, ver
drängt gewisse lösliche Stoffe aus den Zellen und Geweben, die dann
als Abfallstoffe durch die Nieren entfernt werden müssen. Wie sehr
starkes Salzen den Durst und damit die Wasseraufnahme steigert, ist
behannt.
M angel an rieh tig zubereitetem Gemüse, Blattsalaten und