Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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In der Sektion für Balneologie hielt Herr kaiserlicher Bat Dr. Schreiber 
einen Vortrag über die Heilung chronischer Obstipationen und Verdauungs 
störungen mit Massage und Heilgymnastik. Unter Hunderten von Patienten 
hat JDr. Schreiber seit Jahren nur ein Mal keine Heilung erzielt. 
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In derselben Sektion sprach Dr. Maximilian Roth über „moderne 
Mechano-Therapie und das Zandersche Heilverfahren“. Dr. Roth erläuterte 
die streng wissenschaftliche Grundlage, auf welcher das Zander’sche System 
aufgebaut ist, besprach die Krankheiten, bei welchen dieses Verfahren an 
gezeigt ist, und wies auf die Notwendigkeit der Errichtung von Zander- 
Anstalten in Bädern und Kurorten hin. 
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Auf eine interessante physiologische Thatsache wies Professor Grützner 
(Tübingen), hin: Die von ihm beobachtete Erscheinung der sogenannten 
physiologischen Antiperistaltik. Die Versuche ergaben nämlich die That 
sache, daß der Darmkanal nicht nur auf dem Wege vom Munde zum Darm, 
sondern anch auf umgekehrtem Wege verdaut. Nährstofflösungen, die in 
den Darm gebracht wurden, erschienen einige Zeit später in verdautem 
Zustande im Magen. 
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Dr. Ernst Ereund (Wien) spricht über den Einfluß von Krankheits 
zuständen auf die Nahrungsmittel ohne lokale Erkrankung des Darmes. Er 
hat gefunden, dass namentlich bei der Tuberkulose die Ausnützung der 
Nahrungsmittel eine sehr unvollständige sei. 
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Der Chemiker Dr. Adolph Jolles (Wien) hielt einen Vortrag über 
„Erfahrungen über den Wert der meist gebrauchten Proben für den Nach 
weis von Zucker im Harne“. So leicht es ist, Traubenzucker dann mit 
Sicherheit nachzuweisen, wenn er in erheblichen Mengen vorhanden ist, so 
schwierig gestaltet sich unter Umständen der Nachweis, wenn es sich darum 
handelt, mit vollkommener Gewißheit die Anwesenheit sehr geringer Mengen 
von Zucker im Harne zu konstatiren. Die verbreitesten Zuckerproben, die 
sogenannten Reduktionsproben, haben alle den Nachtheil, daß sie Zucker 
mengen bis zu 0,4, auch 0,5 Percent Vortäuschen können, da normale und 
pathologische Harnbestandteile in gewissen Quantitäten ähnliche Erschei 
nungen zeigen, wie Traubenzucker. 
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Dr. Schlichter aus Wien erklärte in der Sektion für Kinderheilkunde 
die derzeitigen Desinfektionsmaßregeln bei Diphtherie für unnütz. Der 
Vortragende hatte Gelegenheit, die Wirkung der Desinfektion nach Diph 
theritis anläßlich einer durch mehrere Jahre sich hinziehenden Endemie von 
Säuglingsdiphtheritis zu studiren. Wo es irgend möglich war, wurde nach 
Auftreten von Diphtheritis das Zimmer vollständig geleert; alle Ammen und 
Kinder entlassen; die Wäsche der Erkrankten vernichtet, die der Anderen 
im Dampf sterilisir-Apparate desinfiziert; die Wände mit Brot ab gerieben, mit 
funfprozentigem Karbolwasser abgewaschen, dann abgekratzt und mit 
Karbolkalk frisch getüncht; die Dielen, Fenster kreuze und Rahmen, 
die Thüren mit Karbollösung gewaschen und das so desinfizierte 
Zimmer durch mehrere Stunden geschwefelt. Es zeigte sich nun, daß in 
Zimmern, die so gründlich desinfizirt wurden, oft einige Wochen nach der 
Desinfektion schon wieder Fälle von Diphtheritis auftraten, während in 
manchen Zimmern, wo aus administrativen Gründen eine Desinfektion un 
möglich war, oft ein Jahr bis zum neuerlichen Auftreten der Diphtherie 
verstrich. Hält man sich einerseits die so gründlich durchgeführte Desin 
fektion, andererseits das von anderortigem Ansteckungsverdachte vollkommen 
freie Kindermaterial vor Augen, so muß man angesichts des Wiederauf
	        
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