Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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Magenbeschwerden, die Verdauungsstörung, den Schlafmangel u. s. w. nur für Begleit 
erscheinungen. 
Daraufhin verordnete er mir die Anwendung von Wasser, Dampf, Elektrizität und 
Massage, alles aber nur in milder Form; auch machte er mir die grösste Ruhe und 
Schonung zur Pflicht. Im einzelnen zeigte die nrr ausgehändigte Kurvorsehrift: Täglich 
morgens Abwaschung (22° R), allnächtlich Leibumschlag (22°), wöchentlich zweimal Drei 
viertelpackung (22°) 60 Min. lang mit darauffolgender Ganzwaschung (22°), wöchentlich 
einmal Sitzbad (25°) 10 Min. lang mit nachfolgender Uebergiessong, wöchentlich zweimal 
galvanisches Bad (27°) 10 Min. lang mit Uebergiessung (23°), wöchentlich einmal 
Dampfbeinbad 10 Min. lang mit Abwaschung (22°), wöchentlich dreimal allgemeine und 
tägliche Bauch-Massage, täglich Wassertreten (15 — 20°) bis zu 5 Min., täglich zweimal 
Tiefatmen 10 Min. lang und wöchentlich zweimal Turnen 60 Min. lang. Gegen die 
zeitweilig noch immer heftig auftretenden Kopfschmerzen gebrauchte ich nach Bedarf 
elektrische Kopfdouchen von 1 Min. Dauer. 
Die Kurkost bestand in leichtem, gebratenem Fleische, jungem, grünem oder 
trocknem Gemüse, verschiedenen Arten von Brei, Mehlspeise, gekochtem Ost, süsser und 
saurer Milch, Kakao und Schrot- oder Albuminbrot und Zwieback. 
Nach Verlauf zweier Wochen konnte ich infolge der aufmerksamen Pflege und 
dank der gewissenhaften Ausführung der Kurvorschrift bereits über einen bemerkbaren 
Erfolg nach Hause berichten. Körpergewicht, Schlaf, Lust zum Essen, Verdauungskraft 
hatten zugenommen, Verstopfung, sowie Magen- und Kopfschmerzen waren schon 
bedeutend geringer und die Stimmung gleichmässiger geworden. 
In dieser Heilanstalt lernte ich einen Amtsbruder kennen, der ähnlich wie ich, 
von heftigen Magen- und Darmbeschwerden, sowie von hochgradiger Nervosität gepeinigt 
ward. Er w r ar bereits anderenorts ärztlich behandelt, dabei aber den stärksten Reizungen 
durch kalte Güsse und starke Dampfanwendung ausgesetzt worden. Hierbei hatte sich 
sein Leiden von Tag zu Tag verschlimmert. Hier jedoch wurden auch bei ihm die 
Heilmittel nur in milder Form angewendet, und das sagte ihm weit besser zu; denn 
diese Behandlung wirkte beruhigend und damit stärkend auf seine überreizten und 
geschwächten Nerven. Leider ward er durch dringende äussere Verhältnisse gezwungen, 
seine Kur vorzeitig abzubrechen, Ich bin der Ueberzeugung, dass er hätte hergestellt 
werden können, wenn er im stände gewesen wäre, die Kur einige Wochen oder Monate 
fortzusetzen. — - 4 . , - - t ^:§j§ 
Mir selbst geht es jetzt nach vierwöchigem Kurgebrauche recht gut. Die 
Schmerzen sind verschwunden; der Stoffwechsel ist regelmässig, das Essen schmeckt 
und bekommt mir; ich schlafe gut; auch nehme ich mit Vergnügen an der Unterhaltung 
teil. Dass bereits eine gänzliche Heilung in dieser kurzen Zeit erreicht sei, das kann 
ich bei einem so veralteten Leiden, wie dem meinigen, nicht wohl annehmen, noch war 
es mir ärztlicherseits für diese Zeit in Aussicht gestellt worden. Nachd in ich aber 
einen so bedeutenden Schritt zur Genesung gethau und nachdem ich in dieser Heilanstalt 
kennen gelernt habe, wie ein Nervöser sich zu verhalten hat, hoffe ich bei gewissen 
hafter Befolgung der Verordnungen, die mir mit nach Hause gegeben werden, meine 
Gesundheit bald völlig wiederzuerlangen. —1 
Warum ich diese persönlichen Verhältnisse und Erfahrungen veröffentliche? Ich 
fürchte, dass mancher Leser, der ebenfalls durch seinen Beruf körperlicher und geistiger 
Anstrengung und gemütlicher Aufregung unterworfen, der auch viel zum Sitzen und 
zum Aufenthalt in der Stube gezwungen ist, meint, er leide an Magen- o-it-r Darm 
katarrh, wenn er von ähnlichen Beschwerden gepeinigt wird wie ich sie oben beschrieben 
habe. Diese werten Mitleser möchte ich veranlassen, sich zu prüfen oder ptüten zu 
lassen, ob ihr Leiden nicht doch vielleicht auch nervös sei und demgemäss eine ganz 
andere Behandlung erfahren müsse. Kommt es bei diesen nervösen Leiden doch in der 
Hauptsache darauf an, den ganzen Menschen durch zweckmässigen Wechsel von Ruhe 
und Bewegung, sowie durch milde und dabei kräftige Kost zu stärken, während die 
Nerven durch milde Anwendungen obengedachter Art beruhigt werden. Mit der allge 
meinen Schwäche und Rcizbarbeit werden sich auch alle übrigen Beschwerden verlieren. 
Zur Organisationsfrage. Die wichtigste Erage, über welche der dies 
jährige Bundestag, der voraussichtlich in den Pfingsttagen in Magdeburg zu- 
sammentreten wird, eine Entscheidung herbeiführen muss, ist die Organisations- 
irage. Auf dem Dresdener Tage wurde beschlossen, diese Erage auf der nächstem
	        
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