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feinste Muskelfäserchen in Thätigkeit. Sie ziehen sich zusammen und
pressen den Inhalt des Zöttchens in die Anfänge („Wurzeln“) von
Lymphgefäßen, die in der Muskelschicht des Darmes liegen. Diese
führen ihn dann als „Chylus“ dem Blute zu. Die leergewordene Höhle
füllt sich yon neuem. Der Vorgang spielt sich unter dem stillen
Walten der Neryen, die die Wände des Verdauungsschlauchs durch
ziehen und Drüsen und Zotten mit feinsten Netzen umspinnen, solange
ab, wie der Darm gefüllt ist. Auf die eben beschriebene Weise
dringt der größte Teil der Nährstoffe durch die Lymphgefäße ins Blut,
ein kleinerer Teil wird wie im Magen durch die Wände der feinsten
Adern hindurch direkt ins Blut srufgenommen.
Um jedes Zöttcben lagert ein Kranz feinster schlauchförmiger
Drüsen, die denen der Magenschleimhaut ganz ähnlich sind (Fig. 25).
Sie sondern den Darmsaft ab, der ebenso wie Galle und Bauchspeichel
der Verdauung dient. Während die flüssigen Bestandteile des Chymus
ins Blut übergehen, wird der allmählich fester werdende Rest durch
die peristaltischen Bewegungen dem Dickdarm zugeschoben. Der
Dünndarm mündet etwas über dem Anfänge des Dickdarms schräg
von unten in diesen ein (Fig. 34 u. 37). Das unter der Eintritts
stelle liegende Stück (Fig. 37c u. Fig. 34f) heisst der Blind
darm. Wie Fig. 37 zeigt, liegt er dicht über der rechten Leisten
beuge. An der Eintrittsstelle des Dünndarms bildet die Schleim
haut eine Falte, die Bauhiniscbe Klappe (Fig. 37 b). Sie ragt trichter-
Fig. 37.
Der Anfang des Dickdarms
und die Einmündung des
Dünndarms in ihm.
(Die betreffenden Darmstücke
sind aufgeschnitten).
a) das Ende des Dünndarms,
b) die Bauhiniscbe Klappe, c) der
Blinddarm, d) Mündung des
wurmförmigen Fortsatzes,
e) aufsteigender Teü des Dick
darms.
förmig in die Höhle des Dickdarms hinein und yerhindert, daß sein
Inhalt in den Dünndarm zurücktritt. Vom Blinddärme hängt ein
wurmförmiger Anhang yon der Dicke einer Federspule (Fig. 34 g) in
die Beckenböhle hinab. Der Dickdarm steigt in die Höhe (Fig. 34h),
biegt unter dem rechten Leberlappen um, geht unter dem Magen quer
nach links (i) und oben, wendet an der Milz nach unten (k) und
geht endlich mit einer S-förmigen Krümmung (1) in den Mastdarm über.
Wir sahen, wie im Dünndarm zahlreiche Organe damit beschäftigt
sind, yerdauende Säfte auszusondern und die flüssigen Nährstoffe aufzu
saugen. Trotzdem giebt es in den Resten noch manches für den
Körper Nutzbare. Daher finden sich auch im Dickdarme noch zahlreiche
Drüsen, die den Darmsaft absondern, und Organe, die das zur Er
nährung Geeignete aufaehmen. Zwar fehlen die Darmzotten, dagegen
ist die Schleimhaut des Dickdarmes auch mit Oylinderepithel (cylin-