Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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fasern, die in seinen Wänden verlaufen und sich verschiedentlich 
kreuzen, in fortdauernder Bewegung erhalten. Die Darmbewegungen 
beginnen am Magen und schreiten langsam wurmförmig (peristaltisch) 
über die ganze Länge fort. Sie schieben den Inhalt langsam weiter, 
bewegen ihn kreisend an den Drüsen und Aufsaugungsorganen hin, 
bringen ihn endlich an die Ausführungs stelle und sind so lebhaft und 
kräftig, dass die Därme während der Verdauung einem Knäuel Schlangen, 
die sich durcheinander wunden, gleichen. 
Zahllose Fältchen, die aus der Schleimhaut hervorragen und wie 
Dachziegel übereinander liegen, bewirken, daß der Chymus nur ganz 
langsam in den Därmen weiterfließt. Millionen feinster Saugapparate 
nehmen während dieser mehrere Stunden währenden Zeit — der so 
genannten Dünndarmverdauung — die nährenden Bestandteile ins 
Blut auf. Wie sich dieser Yorgang im einzelnen vollzieht, ist in 
Dunkel gehüllt. Immerhin gewährt eine Betrachtung der innern Ein 
richtung des Darms einige Anhaltspunkte dafür, wie wir uns die Auf 
nahme der Nahrungsstoffe ins Blut vorzustellen haben. 
Das an den Magen anschließende Darmstück (Fig. 35 d) mißt 
ungefähr 12 Daumenbreiten und führt daher den Namen Zwölffinger 
darm. Hier mündet ein Rohr (g), das aus der Leber die Galle und 
aus der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) den Bauchspeichel — beides 
wichtige Yerdauungssäfte — zuführt (e und f). Der Zwölffingerdarm 
bildet einen Teil des dünnen Gedärms (Fig. 33 n), das sich in zahl 
reiche Windungen (Darmschlingen) legen muß, um in der Bauchhöhle 
Platz zu haben. 
Die Oberfläche einer Wurst zeigt die Innenseite des Darms. Ist 
die Wurst in den Dünndarm eines Schweins gefüllt, so sieht die 
äussere Fläche sammetartig aus. Bringt man ein Stückchen vom auf 
geschnittenen Dünndarm eines Tieres ins Wasser, 
so flottieren auf der Schleimhaut zahllose kurze 
haarförmige Anhänge hin und her. Es sind die 
Aufsaugungsorgane für die Nahrung, die Darm 
zotten, die der Schleimhaut das sammetartige 
Aussehen verleihen und im Yerein mit den zahl 
losen Drüsenschläuchen ihre Fläche ungeheuer 
vergrössern. Jedes dieser Zöttchen gleicht einem 
winzigen Gummihütchen (Fig. 36). Im Innern 
verzweigt sich ein Netz feinster Blutgefäße (Blut 
gefäßschlinge). Eine Schicht cylinderförmiger 
Zellen bildet den äußeren Ueberzug. Innen be 
findet sich eine Höhlung, ein sogenannter Lymph- 
raum. Breite Zotten umschließen mehrere 
untereinander in Verbindung stehende Lymph- 
räume. Durch die Oylinder zellen hindurch 
dringen die flüssigen, nährenden Bestandteile 
des Milchsaftes in die Lymphräume. Ist das 
Zöttchen gefüllt, so treten infolge des durch 
die Füllung auf sie ausgeübten Druckes (Reizes) 
*) Fig. 66 ist mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags aus dem bekannten 
anthropologischen Meisterwerk Ranke, der Mensch, entnommen. 
Fig. 36*) 
Darmzotte.
	        
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