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Schläuche und führen ihnen Blut zu. In dem Maße, als während
des Essens der Magen gefüllt wird, rötet sich die Magenschleimhaut
yon zuströmendem Blut, und die Drüschen bereiten daraus säuern
Magensaft (Pepsin oder Lab), zum Teil auch Schleim. Beide ergießen
sich in großen Mengen in den Magen, mischen sich mit der zerkauten
Nahrung und verwandeln sie in einen dicken Brei (Speisebrei,.
Chymus). Ein kleiner Teil flüssiger Bestandteile (Wasser, Zucker
stoffe) wird sofort ins Blut aufgenommen. Damit alle Teile des Magen
inhalts mit den YerdauungsSäften in Berührung kommen, machen dm
Magenwände eigentümliche Bewegungen, die am Eingänge (a) beginnen,
und sich wurmförmig (peristaltisch) nach dem Ausgange (c) fortsetzen.
Dabei kreisen die verschiedenen Partien des Chymus an den Drüsen
mündungen hin, reizen die Drüsen zur Thätigkeit und mischen sich
mit dem abgesonderten Safte. Die peristalischen Bewegungen kommen
durch zahlreiche glatte Muskelfasern zu stände, die sich in den ver
schiedensten Richtungen kreuzen (Pig. 35). Sie vermögen den Inhalt
des Magens wohl zu bewegen, können ihn aber nicht zerreiben.
Stückchen von Kartoffeln, Brot, Rüben, schlecht gekaute Bohnen,.
Linsen, Reiskörner bleiben daher ganz und werden von den Yer-
dauungssäften nur höchst unvollkommen durchdrungen, aufgelöst und
umgewandelt. Nicht selten gähren diese unverdaut bleibenden
Stoffe im Magen und Darme und rufen Beschwerden (Blähungen^
Aufstoßen, Schmerzen) und Entzündungen (Magen- und Darmkatarrh,
Ruhr) hervor. Wer schlecht kaut, beladet seinen Magen nicht nur
mit unnützem Ballast, der nicht verdaut werden, aus dem der Körper
keinen Nahrungsstoff gewinneu kann, sondern setzt sich auch der
Gefahr aus, seine Yerdauungs Organe zeitweilig oder dauernd krank
zu machen. Sind aber Magen und Därme durch Krankheit geschwächt
oder krank, so können sie die Nahrung nicht ausreichend verarbeiten..
Diese wird dann ungenügend in Blut verwandelt, und da sich aus
diesem alles aufbauen muß, so leidet der ganze Körper Not, wird
siech und elend. Dieselben Folgen hat die Unmäßigkeit. Im über
füllten Magen kann nicht alles mitYerdauungssäften durchtränkt werden;,
es bleibt manches unverdaut, gährt und macht die Yerdauungsorgane?
krank.
Es dauert Stunden, bevor sich die Nahrung in Chymus ver
wandelt. Während dieser Zeit ist der Magen nach unten zu abge
schlossen. An seiner unteren Mündung, dem Pförtner (Fig. 35 c), bildet
die Schleimhaut im Innern eine Falte, die Pförtnerklappe. Bei
vollem Magen wird sie durch die hier besonders stark entwickelten
kreisförmig gelagerten Muskelfasern zusammengezogen und der Magen
dadurch abgeschlossen. Erst wenn der Mageninhalt zu Chymus ge
worden ist, öffnet sich die Klappe und läßt nach und nach den
Speisebrei in den Darm gleiten.
In der Mundhöhle und im Magen wird nur ein Teil der Nahrung
soweit verändert, daß sie ins Blut aufgenommen werden kann.
Einzelne Bestandteile dagegen gelangen ziemlich unverändert in die
Därme. Hier treten neue Yerdauungssäfte zu, die den Darminhalt
völlig verflüssigen, ihn milchähnlich und zur Aufnahme ins Blut
bereit machen. Damit der Körper aus diesem Speisesafte alle nährenden
Bestandteile aufzusaugen vermag, ist der Darm etwa 6mal so lang
als der Körper und wird während der Yerdauung durch glatte Muskel