Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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irgend einer Schlagader zn vermeiden. Dann bewaffnete er sich mit einem 
Meinen scharfen Messer und führte den chirurgischen Eingriff sicher und 
geschickt aus. Verdienen solche Leute nicht, dass wir ihnen unsere Hoch 
achtung beweisen? Jede freie Stunde, die ihm in seinem beschwerlichen 
Berufe blieb, er hatte oft zwei bis drei Stunden zu einem Kranken zu 
gehen, benutzte er, um sich bei mir Belenrung zu holen, sich im Um 
gänge mit dem Mikroskop zu üben und von mir gefertigte anatomische 
Präparate unter demselben zu studieren. Ja, das war ein Naturheil- 
kundiger, der in seinem rastlosen Vorwärtsstreben manchen anderen weit 
hinter sich'Hess. Der Mann lebt jetzt seit Jahr und Tag in einer 
sächsichen Fabrikstadt. Den Einwohnern derselben können wir zu einem 
solchen Vertreter unseres Heilverfahrens nur Glück wünschen. Solche Männer 
arbeiten als Pioniere unserer Bewegung, ganz abgesehen von den Erfolgen, 
die ihnen gehören müssen. Ich weiss, dass es ihm wiederholt gelungen 
ist, Diphtheriekran]?e, die von mehreren Aerzten aufgegeben waren,noehzurettem 
Wenn nun solche Fälle genügend bekannt würden, wenn jeder von 
Krankheitsheilungen hören würde, wie die von mir eingangs erwähnten* 
so müsste durch sie die ganze Welt bekehrt und uns zugeführt werden, 
wenn die Welt eben logisch wäre. So aber hängen die Menschen amt 
Trägheitsmoment. Die Unselbständigkeit weiter Kreise in ihrem Denken 
bann nicht besser illustriert werden wie durch dieses förmliche Kleben 
am „guten alten“, da sie doch das Bessere hören und sehen. 
(Fortsetzung folgt,) 
Zur Reform des Irrenwesens. 
Ein Beitrag zur Behandlung Geisteskranker in Privatirrenhäusern 
und zur Dringlichkeit der Reform des Irrenwesens wird aus Düsseldorf 
berichtet. Nach zwölftägiger Verhandlung ist am Dienstag vor der 
hiesigen Strafkammer ein Prozess zu Ende gegangen, der in mehrfacher 
Hinsicht Aufsehen zu erregen geeignet ist. Dem Prozess lag folgender 
Thatbestand zu Grunde: Hermann Feldmann, der Sohn einer armen 
Eärberfamilie, ging nach Amerika und arbeitete sich durch eigene l£raft 
rasch empor. Mitte der 50 er Jahre lernte er die Familie Broich in der 
Schweiz kennen und heiratete 1862 eine Tochter dieser Familie, die 
Vermögen, aber kein erhebliches besass. Im Jahre 1871 kehrte Feld 
mann als nervöser, abgearbeiteter Mensch nach Europa zurück; mit 
100 Thalern war er nach Amerika gegangen, und durch rastlose 
Thätigkeit batte er sich über eine Million Mark Vermögen erworben. 
Zwischen den Geschwistern Broich wurde 1872 ein Erbvertrag ge 
schlossen, wonach Frau Feldmann 5800 Thaler erhielt. Diese Summe 
legte Hermann Feldmann in seinem amerikanischen Geschäfte, dessen 
stiller Teilhaber er noch gehlieben war, an. In den Jahren 1880 und 
1881 hatte Feldmann einen Anfall von Melancholie, und diese Krankheit 
wurde so stark, dass er sich auf ärztliches Anraten in die Irrenanstalt 
Grafenberg begab. Dieser Schritt sollte für Hermann Feldmann sehr 
verhängnisvoll werden. Nachdem er bis zum Herbst 1883 in der Anstalt 
Grafenberg geweilt, kehrte er in sein Haus in Düsseldorf zurück, wurde 
nach einem Tobsuchtsanfall im Januar 1884 wieder nach Grafenberg ge 
bracht und später nach Andernach und dann nach Düren übergeführt. 
Aus der Anstalt in Düren entwischte er im Jahre 1885 und floh nach
	        
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