Volltext: Der Naturarzt 1894. (1894)

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sich der nachstehenden Petition anzuschliessen. Beitrittserklärungen, welche' 
unter Abgabe der Mitgliederzahl erbeten werden, nehmen entgegen der 
Vorsitzende des Verbandes der Ortskrankenkassen in Schleswig-Holstein, 
Herr H. Stechei in Neumünster, sowie der Vorsitzende der freien Vereini 
gung von Krankenkassen im Regierungsbezirk Wiesbaden, Herr Buch 
druckereibesitzer C. Schnegelberger in Wiesbaden. 
Boppard a. Rh., März 1894. Dr. med. Landmann. 
Wir können an dieser Stelle nicht die ganze Petition wiedergeben, 
möchten aber unsere Ereunde in den Krankenkassen überall bitten, dieser 
Angelegenheit ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden, und nach Möglichkeit das 
Vorgehen Dr. Landmanns zu unterstützen. 
Aus der deutschen Bierstatistik für 1892/93. Der Bierverbrauch 
hat 1892/93 wieder zugenommen; er betrug für das deutsche Zollgebiet 
107,8 Liter auf den Kopf. Die Zunahme gegen das Vorjahr macht im 
ganzen Reich 2,3 Liter aus. Sie erklärt sich besonders durch die grosse 
Hitze im Sommer 1893- und durch die ungünstigen Ernten in Wein und 
Obst, von denen besonders in Süddeutschland der Bierkonsum stark ab 
hängig ist. Zusammen tranken die Deutschen 5 456 000 000 Liter Bier. Die 
Zahl der Brauereien nimmt beständig ab, d. h. die grossen ersticken die 
kleinen. 1873 gab es im Brausteuergebiet 4943 städtische und 9445 länd 
liche, 1893: 4022 städtische und 4996 ländliche. Ebenso dauert die Ver 
drängung des obergährigen Bieres durch das untergährige an. Auf 100 
Hektoliter kommen heute nur noch 23 obergähriges, gegen 43 vor 20 Jahren. 
— Die biertrinkenden Deutschen zahlten an Reich und Einzelstaaten im 
Jahre 1892/93 in Eorm von Brausteuer, Uebergangsabgabe und Eingangs 
zoll 80 833 300 Mk. freiwillige Steuern. Auf den Kopf der Bevölkerung 
macht das 1,60 Mk. (1873 1,13 Mk.) aus. 
Grossstadtluft. Der bekannte Statistiker H. Langenau hat heraus 
gerechnet, dass von den 2 424 703 Personen, die nach der letzten Volks 
zählung Paris bewohnen, ohne die ständige Zuwanderung von aussen her 
nach einer Generation nur noch 1 698 675 vorhanden sein würden, am Ende 
der zweiten Generation nur noch 1 190 100, am Ende der dritten nur noch 
833 720, und dass nach Ablauf der achten Generation, also nach etwa 120 
Jahren, die Stadt der Intelligenz kaum noch 140 700 Menschen zählen würde. 
In Wirklichkeit, meinte er, würden sich die Zahlen noch viel ungünstiger 
stellen; schon jetzt sei es fast unmöglich, einen Pariser zu finden, dessen 
Vorfahren drei Generationen lang in Paris ansässig gewesen seien. Aehn- 
liches gilt auch für die Verhältnisse Londons. Als vor etwa zehn Jahren 
James Cantlie, Mitglied der National Health Society, eine öffentliche Auf 
forderung an die Londoner erliess, um , noch Jemanden zu finden, dessen 
Vorfahren vier Generationen lang in London gewohnt hatten, meldete sich 
niemand. Weshalb sterben nun die eigentlichen Grossstädter immer mehr 
aus? Eür Paris liegt nach Lagenau in erster Linie die Ursache in der un 
geheuren Sterblichkeit während des ersten Kindesalters — von den 60 000 
Kindern, die alljährlich etwa in Paris geboren werden, wird nicht einmal 
die Hälfte (46,35 v. H.) ein Jahr alt —, dann in der grossen Sterbeziffer an 
Schwindsucht während der übrigen Lebenszeit. Daneben hindern auch 
soziale und hygienische Uebelstände im Leben einer Grossstadt die natür 
liche Bevölkerungsvermehrung. —- Nicht viel anders ist es in Berlin; nur 
442 unter 1000 dürfen in der Berliner Bevölkerung als geborene Berliner 
gelten. 
Die Vegetarische Obstbau - Kolonie „Eden“ (E. G. m. b. H.) zu 
Oranienburg, welche im Mai vorigen Jahres von 18 Vegetariern gegründet 
wurde und zur Zeit schon etwa 60 Mitglieder zählt, hat nunmehr mit den 
Anpflanzungen auf ihrem 150 Morgen grossen Terrain nahe der Stadt 
Oranienburg begonnen. Der Plan weist 80 Heimstätten von je etwa 2800' 
Quadratmeter Grösse und etwa 45 Morgen genossenschaftlich zu bewirt 
schaftende Plantage auf. Die Heimstätten werden an die Genossen billigst
	        
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