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Gegen die Aerzte der Kliniken zu G., die ich zum Teil sehr hoch schätze,
möchte ich durch obige Angaben durchaus keinen Vorwurf erheben;
sie thaten nur, was sie nach ihrem besten Wissen für [recht
hielten.
Dagegen mache ich wiederholt auf Grund obiger Kranken-
geschichten der Gesamtheit der Vertreter der sog. wissenschaft
lichen Medizin den schweren Vorwurf, dass sie als „unwissen
schaftlich“ alles das verwirft, was nicht von ihr ausgeht, dass sie
sich nicht herbeilässt, von Laien ausgegangene Heilmethoden, und
seien sie noch so segensreich, zu prüfen, und dass sie daher täglich
Elend verbreiten hilft, was sehr wohl verhütet werden könnte.
Aus der Anatomie und Physiologie.
IV.
Einzelheiten über das Knochengerüst,
beim Gehen und Springen erfährt der Körper von den Füssen aus
mehr oder minder heftige Stösse, die das Gehirn erschüttern müssten,
wenn die Wirbelsäule gerade wäre. Von der Zeit an, wo der Säugling
die ersten Steh- und Gehversuche macht, krümmt diese sich daher so, dass
Hals- und Lendenteil nach vorn, Brust und Beckenteil nach hinten aus
biegen (Fig. 15). Dadurch erfahren etwaige Erschütterungen eine solche
Abschwächung, dass sie dem Gehirn
nicht mehr schaden. Erweichen infolge
einer Entzündung einzelne Wirbel, so
weichen sie an«flieser Stelle derart nach
hinten aus, dass ein Buckel entsteht.
Von hinten gesehen, soll die Wirbel
säule fast gerade erscheinen. Nicht
si lten jedoch findet sich in ihrem Brust
teile eine erhebliche Ausbiegung (ge
wöhnlich) nach rechts, der des Gleich
gewichts wegen im untern Teile eine
Ausbiegung nach links entspricht. Die
rechte Schulter erscheint höher als die
linke; das rechte Schulterblatt steht
flügelartig ab; die Rippen der linken
Seite schieben sich zum Teil dachziegel
artig über einander; das Becken tritt
nach rechts aus. Man bezeichnet diese
seitliche Verbiegung der Wirbelsäule
als Skoliose. Sie kommt besonders
bei knochen- und mnskelschwachen
Kindern und deshalb erheblich mehr
bei Mädchen wie bei Knaben vor,
Dr. Guillaume in Neuenburg fand unter
je 100 Mädchen 41, unter je 100 Knaben 18 skoliotisch. Die Skoliose ist
kein blosser Schönheitsfehler. Da sich der Brustkorb durch die Krümmung
4er Wirbelsäule verkürzt, so werden Lungen und Herz gepresst und
können sich nur unvollkommen entwickeln. Magen und Leber sind in
ihrer Thätigkeit beengt. Die Kinder atmen deshalb nicht ausgiebig,
ihre Ernährung leidet; sie sehen blass aus und bleiben schwächlich;