Volltext: Der Naturarzt 1893 (1893)

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Bass wäbrend des Lrankbeitsverlaufes noeb Bacillen in den fBarmkanal ein 
wandern und Beirungen erreugen, will icb gern glauben. denn 68 werden durcb die 
stattbvdende ^ersetLung genug faulige 8ubstanL6n frei, und wo Bäulnis vorbanden ist, 
6a ist aueb ein Näbrboden kür sie gescbaLen. ^ucb dass eins besondere Bil^art bier 
mit Vorliebe seine Brutstätte sucben mag, ist möglicb; denn es sind ja Leime allerorten, 
Bilre und Bacillen, besonders unter günstigen Wärme-, Beucbtigkeits- und Bäulnis- 
Verdältuisseu iu 6er Butt vorbanden. ^ber wo bleiben alle diese Lacillev, welcbe die 
Zerstörung des Barmkanals bewirken solleu, wenn die Krisis eintritt? 8ie müssen iu 
dem Augenblick sämtlieb unscbädlicb werden unä Lwar dadurcb, dass das Bebens- 
prinLip die Oberbancl gewann, 6. b. der Batient gesundete. ^.uf einen gesunden Orga 
nismus sind die Bacillen demnacb niebt im stände sebädlieb einLuwirkeil, noeb können 
sie eine Obolera-Brkrankung berbeifübrev. 8ie sind also nur als eine Neben- 
erscbeinung der Lrankboit, als ein Begleiter derselben Lu betraebten. 
Dies ersebeint eintaeb und dem natürlieben Verstands leiebt fassbar. Und dennoeli 
bat Locb's Bbeorie von der Ansteckung der Obolera so viele ^.nbävger unter den 
^.erLten getunden! Wie unbegründet diese ist, beweist wobl 2ur Oenüge, dass nacb 
Locb die Bacillen niebt durcb die Butt, sondern durcb die Baeces (Barmausleerungen) 
übertragen würden. Ba nun aber in Hamburg nur Olosets vorbanden sind und alle 
Baeces durcb Wasser fortgesxült werden, wie ist da eine Ansteckung möglieb? Bm 
jedocb seine Bbeorie von der Bebertragung der Bacillen wabrscbeinlicb Lu macben, be- 
bauptet Locb: die Bacillen gelangten mit den Baeces in die Blbe, würden durcb die 
Blut Lur 8cböxt8t6l1e des Beitungswassers befördert und bewirkten im Brinkwasser die 
Ansteckung. Bas klingt für die grosse Nasse überzeugend. 
Bs bat sogar diese Idee von der Verpfandung der Bacillen noeb weiteren Umfang 
genommen, indem man sieb aut diese Weise dis Ansteckung der LanalsebiLer erklären 
will, da bebavptet wird, die Blbe und ibre Nebenüüsse seien total von den Bacillen ver- 
seuebt. deder denkende Nenscb muss sieb aber tragen: Warum fand die Obolera aueb 
da Verbreitung, wo keine derartige Wasserverbältvisse vorlagen? Und solebe 8tädts 
giebt es genug. Ausserdem bat Locb noeb keinen Oommabacillus im Hamburger 
Beituvgswasser naebweisen können und ist vom Brotessor BKelmann in Bostock kesr- 
gestellt, dass sieb Oommabicillen nur einige läge im Wasser lebend erbalten können. 
Nitbin ist seine Lebauptung bintälbg. Bbsuso widersinnig ist seine Erklärung von der 
Livscblepxung der Obolera aus Indien, die mit Vorliebe in den Leitungen kolportiert 
wird. Barnacb soll man die Ausbreitung der 8eucbe dev grossen Bandelsstrassen nacb 
verfolgen können. Die Obolera berrsebt aber bekanntlieb in Indien alljäbrlicb. Warum 
greift die 8eucbe niebt aueb alljäbrlicb Lum Wanderstabe, sondern überspringt 19 bis 
20 dabre?!! ^.ber wird niebt gerade das widersinnigste, mit der Vernunft im krassen 
Widersprueb stebende 2eug geglaubt? Wie in vielen andern Bingen, so berrsebt aueb 
in der Nediriin dieselbe Beuebelei, die besonders von jenen bersten mit Vorliebe gepüegt 
wird, die sieb gern in einen wisseusebattlieben Dunst einbüllen. 
H.ucb die 2abnärLte baden in dem Herrn Brotessor Niller einen Naebbeter des 
Herrn Locb erbalten, der ebenfalls mit vielem Olück auf die Beicbtgiäubigkeit seiner 
Oollegen speculiert bat. ^ueb er stellt die Binge auf den Kopf; aber keiner fand den 
Nut, eine andere Neinung LU äussern. um niebt Oefaür Lu laufen, für unwissend und 
unwissensebablieb, wie der moderne Lanvüncb und LetLeraebtsprueb lautet, erklärt Lu 
werden. 8o sebr ist die medirinisebe Welt von der Lacillen-Bbeorie des Berrn Loeb 
eingenommen. Bs bat mieb daber aulriebtig gefreut, in dem boebinteressanteo Artikel 
von Bettenkofer's, einer b^gieinrseben Autorität, über die Obolera meine ^nsiebt ver 
treten Lu Luden. leb wage es nunmebr, vaebdem diese ^bbandlung bereits seit Ncnaten 
fertig im 8cbreibpulte liegt, dieselbe Lu veröLentlicben. 
Bie llrsacbe der Obolera ist, wie dies aueb Bettenkoler bestätigt, niemals auk die 
Einwanderung der Bacillen allein, sondern, wie icb sebon andeutete, auf die örtlicben Ver- 
bältnisse, d. b. auf die mit giftigen Oasen gesebwängerte Bult und das vergiftete Wasser 
LurückLufübreu, was sebon der bäuüg vorkommende t^pböse Obarakter der Lrankbeit 
beweist. Biese bringen unter jenen beftigen Lrankbeitsersebeinungen ein Absterben der 
8cbleimbaut des Barmkavals LU stände, ein äbnlicber Zustand, wie wir ibn bei Ver 
brennen der Baut beobaebteo. Ilm dann eine Neubildung LU erzeugen, tritt das Blut 
serum in so grosser Nenge aus, dass dadureb eine Bivdickung des Blutes entstebt, die 
in den meisten Ballen den Bod 2ur Böige bat. Bin Nittel, die Obolera Lu beilen, bat 
man leider niebt gefunden, aueb ist mit der kilLsucberei Loeb's niebts gewonnen. Nan 
legt trotrdem besondere Wiebtigkeit darauf, durcb die bakteriologiseben Bntersuebungen 
LU konstatieren, ob Obolera nostras oder asiatica vorliege. In den meisten Bällen erlebt 
aber der Batient das Besultat der llntersurbungen garniebt. Bs kann ibm daber aueb 
gleieb sein, ob er an Obolera nostras oder asiatica gestorben ist. Wiebtiger wäre es, 
jedenfalls für ibn gewesen, die grossen Oelebrten batten ibn Kurieren können.
	        
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