Volltext: Der Naturarzt 1892 (1892)

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Unter dieser Voraussetzung kann ich aber die Dampfanwendungen und 
speziell die Dampfbäder auf Grund langjähriger eingehender Erfahrungen an 
mir und anderen im allgemeinen Jedem und insbesondere auch jeder Familie 
aufs wärmste empfehlen, denn sie sind sowohl in kranken wie in gesunden 
Tagen mit Nutzen zu gebrauchen und stellen ein vorzügliches Mittel dar, so 
wohl zur Wiederherstellung wie zur Erhaltung der Gesundheit. Zugleich kann 
ich aus eigenster Erfahrung versichern, daß man diese Art von Bädern ganz 
bequem ohne besonderen Umstand zu Hause gebrauchen kann, wo man seine 
gewohnte Bequemlichkeit nach Bedürfnis zur Hand hat. iS®:/ 
Gewöhnlich sind bis jetzt die Dampfbäder in Form der sogenannten 
römischen oder irischen Bäder in besonders dazu eingerichteten Badeanstalten 
gebraucht worden. Diese Art von Anwendung, so gut sie auch sonst in 
mancher Beziehung ist, hat aber namentlich den Nachteil, daß dabei auch der 
Kopf in dem Dampfraum ist, und daß so der Badende auch die heiße Dampf 
luft zugleich einatmen muß. Dadurch findet eine doppelte Erhitzung sowohl 
von außen wie von innen statt, und es ist deshalb in nicht wenigen Fällen 
eine große Ermüdung und Abspannung die Folge eines solchen Bades. Zu 
gleich muß man in solchen Anstalten gewöhnlich die Ausdünstungen der Mit 
badenden einatmen, was nicht immer besonders gcsundheitsförderlich genannt 
werden kann. 
Die Anstalten mit der Einrichtung von Dampfkästen, wie sie in den 
Naturhetlanstalten gebräuchlich find, sind deshalb in mancher Beziehung vor 
zuziehen, aber selbstverständlich nur unter dem Vorbehalt, daß in diesen An 
stalten den sonstigen sanitären Forderungen, insbesondere der Reinlichkeit, 
genügend Rechnung getragen wird, was keineswegs immer der Fall ist. 
Aus den verschiedensten Gründen ist es deshalb unstreitig am bequemsten 
und besten, wenn man die Einrichtung zu einem Dampfbade in der eigenen 
Wohnung zur Hand hat. 
Im Notfälle kann man sich ein solches Dampfbad, wenn auch primitiv, 
in jedem Wohnraume herstellen, indem man dazu einen Topf mit siedendem 
Wasser nimmt, so wie eS Kneipp in seiner „Wasierkur" beschreibt, und sich da 
mit ein Kopf-, Fuß- oder Unterleibsdampfdad zurecht macht. 
Diese Art von Anwendung hat freilich hauptsächlich die Schattenseite, 
daß nach kürzester Zeit die Dampfentwickelung nachläßt. 
Ein besonderer Dampferzeuger ist deshalb für solchen Zweck unstreitig 
viel bequemer und zweckentsprechender. Ein solcher Dampferzeuger mit Hilfe 
einer Spiritusflamme giebt immerfort gleichmäßigen Dampf, und so läßt sich 
dann damit auf einfache Weise in der That in jedem Hause ein ganz wirk 
sames Dampfbad herstellen. Für alle Fälle ist freilich ein Dampferzeuger 
nicht genügend. Wenn man sich ein bequemes Dampfbad für den ganzen 
Körper herstellen will, fo nimmt man eine Rohrbank zu Hilfe, auf die man 
sich bequem legen kann, stellt 2—3 Dampferzeuger darunter und bedeckt sich 
erst mit einem Leinentuch und dann mit einer genügend großen wollenen 
Decke, damit kein Dampf entweichen kann. 
Ein solches Dampfbad, das nach meiner eigenen Erfahrung eigentlich 
das angenehmste aller Dampfbäder ist, läßt sich in jedem verfügbaren Raume, 
sei es eine Küche oder ein Bade- oder ein sonstiges Zimmer, mit aller Leichtig 
keit herstellen, und ich habe gefunden, daß ein Dampfbad, bei dem man liegt, 
vielen, zumal Schwächlichen, weit dienlicher und bekömmlicher ist, als ein 
Dampfbad im Kasten, wo man sitzt. 
Unter allen Umständen muß selbstverständlich nach jedem Dampfbade 
eine entsprechende Abkühlung erfolgen. Man kann dies erreichen durch eine
	        
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