Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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Der ungenannte Herr wendet sich nun ferner gegen die in meinem Auf 
sätze erwähnten Versuche (Taxis), den eingeklemmten Bruch mit beiden Händen 
in die Unterleibshöhle zurückzubringen, und nennt diese Versuche „übereilt." 
Ich möchte nun meine geneigten Leser fragen, ob sie einem Manne, der, wie 
oben gesagt, selbst eingesteht, nie einen eingeklemmten Bruch gesehen oder be 
handelt zu haben, mehr Glauben beimessen wollen, als solchen Leuten, die, wie 
die Erfahrung lehrt, in tausenden von Fällen durch die manuellen Zurück 
bringungsversuche günstige Erfolge erzielt haben. Mir selbst ist es in gegen 
hundert Fällen gelungen, und ich habe nur dann davon Abstand genommen, 
wenn die Schmerzen bei der Berührung zu groß waren. Nun bin ich in 
meinem Kalenderaufsatz gegen die Bezeichnung unserer Heilmethode als 
„operationslose" zu Felde gezogen und habe dargethan, daß uns, wenn wir 
auch noch so eifrige Anhänger der Naturheilmethode sind, doch Fälle vorkämen, 
in denen wir uns der Operationen nicht ganz entraten könnten, und so sei ich 
gezwungen gewesen, bei fünf Brucheinklemmungen, nachdem ich alle mir be 
kannten Maßnahmen der Naturheilmethode und die Taxis wiederholt vergeblich 
angewandt hätte, zur Operation zu schreiten. 
Ich habe in jenem Aufsatz auch angeführt, daß diese Operationen nicht 
ganz ungefährlich seien, da durch die Verletzung eines in der Nähe der Ein 
klemmung in der inneren Bauchwand verlaufenden Blutgefäßes eine innere 
tödliche Blutung entstehen, und daß bei Ausführung derselben auch der Darm 
verletzt werden könne, wodurch freilich nicht immer der Tod, aber doch ein sehr 
lästiges Leiden erzeugt werde. Auch dieser Ausspruch erregt dem ungenannten 
Herrn Anstoß, und er scheint, weil diese Operation nicht ganz ohne Gefahren 
ist, zu verlangen, daß man den Kranken, der in der höchsten Lebensgefahr 
n schwebt, lieber sterben lassen soll, als an ihm eine nicht ganz ungefährliche 
Operation vorzunehmen, die ihm das Leben retten kann. Ich kann freilich 
den Prozentsatz der bei den wegen Einklemmung eines Bruchs ausgeführten 
Operationen Gestorbenen nicht anführen, aber soviel kann ich feststellen, daß 
derselbe nur ein sehr geringer ist und bei weitem nicht in Verhältnis steht mit 
den geglückten Operationen. Auch möchte ich, ohne unbescheiden zu erscheinen, 
zur Bekräftigung meiner Angabe noch anführen, daß die von mir ausgeführten 
fünf Operationen glücklich verlaufen sind, was doch auch für die nicht allzu 
hoch anzusä tagende Gefährlichkeit derselben spricht, zumal da ich kein nennens 
werter Operateur bin und nie eine derartige Operation während meiner Studien 
zeit, noch nachher, habe ausführen sehen. 
Ich gebe gern zu, daß die von meinem Herrn Angreifer angeführten 
Mittel zuweilen allein einen günstigen Erfolg haben können und bin erfreut, 
von ihm zu erfahren, daß es dem tüchtigen Naturarzt, Herrn Weicker, gelungen 
ist, ohne Operation, die schon vorgenommen werden sollte, die an einer Bruch 
einklemmung leidende Dame zu heilen; aber ich warne nochmals die geehrten 
Leser, sich in solchen Fällen nicht zu sehr und allein auf die Heilkraft der 
Natur und auf die Mittel der Naturheilmethode zu verkästen?) 
Angehörigen und noch dazu wohl meistens verkehrt an, und dann, wenn, wie es natürlich ist, 
der erwartete Erfolg nicht eintritt, schreien sie über unsere Methode und machen dieselbe bei 
ihren Freunden und Bekannten schlecht. D. Vers. - 
*) Bei uns erkrankte Neujahr eines unserer Mitglieder an einer lebens 
gefährlichen Brucheinklemmung (Kotbrechen re.). Obzwar spät gerufen, gelang es uns doch, 
ohne jede Operation nur durch die Kursormen unserer Methode alles wieder zu beheben. 
Aber sachkundiger Rat ist auf alle Fälle dringend geboten! D. Red.
	        
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