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G. Voigt’s darüber die allein richtigen Grundsätze aufgestellt. Von den
„unentbehrlichen“ Medikamenten zählt Herr Dr. Prager eine allerliebste
Gesellschaft auf. Dadurch hat er sich ein dauerndes Denkmal gesetzt.
Und wenn er sich bei dieser Behauptung immer wieder auf seinen Herrn
Dr. med. Max Böhm stützt, welcher auch die Unentbehrlichkeit einzelner
Medikamente betont haben soll, so ist das den Lesern des „Naturarzt“
vielleicht zwar interessant, die Redaktion aber übergeht jede Auslassung
aus persönlichen Gründen. Herr Dr. Prager meint, die Naturheilvereinler
müssten die Erreger der Krankheiten aus dem Grunde schon aus ihrem
Hegel’schen Planetensysteme verneinen, weil sie sonst doch gewisse
Apothekermittel zur Desinfektion anerkennen müssten, was gegen das
arzneilose Prinzip sei. Ausgezeichnet! Dabei streiten sich die Petten-
kofer’sche und Koch’sche Schule noch arg um das Dogma, ob die Bazillen
die Ursache oder das Produkt der Krankheit seien. Natürlich führt Herr
Dr. Prager auch die grandiose Koch’sche Entdeckung gegen uns zu Felde.
Ob ihm jetzt nicht die Schamröte dabei in’s Gesicht steigt, nachdem diese
so schlechte Resultate gehabt hat und es allerorts zu Verboten dieser
„grössten Segnung des Jahrhunderts“ kommt!! Gradezu — naiv sind die
Beschreibungen, welche Herr Dr. Prager in seinem Büchlein über die
Wasserkurformen giebt. Das macht bei uns der simpelste Laie besser.
Gott bewahre uns vor allen — Auch-Wasserärzten!
Heilungsfälle für Naturheilkunde. *)
Von Ernst Grafe in Chemnitz und Hohenstein.
Im August 1890 wurde mir durch Herrn Z. eine verwittwete Frau M. zugeführt,
welche an hochgradiger Nerven zerrütt ung litt. Diese Kranke hatte schon bei vielen
Aerzten Hilfe gesucht, aber keine gefunden. Wie sich nun der Versinkende an den
Strohhalm anklammert, so ging es auch hier; und siehe da, durch unser schönes Heilver
fahren wurde auch ihre Gesundheit zurückerobert, so dass sie heute wieder geistig und
körperlich gesund ist und ihrem Beruf als Schneiderin wieder vorstehen kann.
Die Behandlung bestand in Einpackungen, Voll- und Sitzbädern, leichter Massage
und der dazu nötigen Lebensweise.
Im Juli wurde ich von Herrn V., Weinkellerstrasse, gebeten, doch einmal mit zur
Tochter des Strassenarbeiters U. zu gehen. Er sagte mir jedoch gleich, dass es wohl
möglich sei, dass das Mädchen, wenn wir hineinkämen, schon tot sei. Glücklicher
weise lebte das Kind noch und wurde auch durch das Naturheilverfahren seinen Eltern
erhalten.
Das Mädchen litt an einer aussergewöhnlichenNab elentzündung. Durch warme
Bäder und Umschläge zerteilte sich die Entzündung. Der Ausfluss ging gleich in grossen
Bogen aus dem Nabel heraus. Ein halbes Liter zu füllen, war eine Leichtigkeit.
Die Behandlung beanspruchte die Zeit vom 21. Juli bis 10. August. Heute ist
das 12 Jahr alte Mädchen wieder vollständig gesund und trägt sogar den Tragkorb, um
ihren Eltern nützlich zu werden.
Ein annähernd gleicher Fall wurde von mir bei Frau K. in Wüstenbrand behandelt.
Diese Frau ist 68 Jahre alt. Hier handelte es sich um ein Darmgeschwür. Ich
kam hin, nachdem der Arzt gesagt hatte, dass keine Hilfe mehr möglich sei.
Ich habe durch Umschläge, Klystiere und Massage das Geschwür zum Aufgehen
gebracht, und eine Menge Geschwürerguss ging mit dem Stuhlgang fort. Heute ist die
Frau, ihrem Alter angemessen, wieder wohl.
*) Die rechtliche Beglaubigung dieser Thatsachen und Namen ist der Redaktion
gegenüber geschehen.