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stanzen imprägniert hat, nach einigen Jahren, die vollkommen ausgetrock
neten und imprägnierten Schwellen von gutem Holz nach etwa 15 Jahren,
durch Fäulnis zerstört, aber nicht durch Pilze, die sich nur selten darin
finden. Wie kommt es aber, dass sich in diesem Fall so selten Pilze
zeigen? Es fehlt eben hier ein Faktor zur Erzeugung derselben, nämlich
die feuchte dumpfe Luft, während die feuchte aber nicht abgeschlossene Luft
bei weitem nicht solchen zerstörenden Einfluss auf das Holz ausübt wie
die abgeschlossene. Der Zerstörungsprozess, das allmälige Verfaulen und
Zerfallen des Holzes ist in beiden Fällen ganz ähnlich und es findet sich
in dem einen Schwamm und in dem andern kein Schwamm oder nur
selten; kann man nun noch behaupten, dass der Schwamm der Erreger
der Zerstörung, der Krankheit sei?
Ein anderes Beispiel wird unsere Ansicht noch mehr aufklären:
Geh. Bath Kruckenberg in Halle, ein geborener Braunschweiger, erzählte
uns in seiner Vorlesung über Schwindsucht, dass in seinem Geburtslande
sich ein Dorf befinde, Velpke bei Vorsfelde, in welchem viele Arbeiter in
den dortigen zahlreichen Steinbrüchen beschäftigt wären, von denen keiner
von denjenigen, welche von Jugend auf darin arbeiteten, das vierzigste Jahr
erreiche, weil sie alle an Schwindsucht stürben. Dies wurde mir einige
Jahre später bei meiner Durchreise von dem dortigen intelligenten Wirt
bestätigt. Ob sich bei diesen Kranken Bacillen finden oder nicht, habe
ich trotz meiner Anfrage an den dortigen Arzt nicht ermitteln können.
Jedenfalls sind bei diesen an Schwindsucht leidenden Arbeitern nicht die
Bacillen die Ursache oder die Erreger der Krankheit, sondern der in die
Lungen fortwährend beim Atmen eindringende Steinstaub, welcher wie
die Tuberkeln allmälig in Erweichung, Vereiterung i&id Zerstörung der
Lungen übergeht. Oder wird man auch hier annehmen, dass mit dem
Steinstaub zugleich die Sporen aus den vielleicht bei der Arbeit aus-
gespieenen und ein getrockneten Auswürfen eingeatmet werden und diese
die Schwindsucht erzeugen? Als ich vor fünfzig Jahren, in denen man
noch nicht von der furchtsamen Vorstellung, dass die aus den eingetrock
neten Auswürfen in die Atmosphäre gewehten Sporen der Bacillen die sich in
denselben Bäumen befindlichen gesunden Personen anstecken, angekränkelt
war, die Krankenhäuser und Lazarethe als Klinicist und Compagniechirurgus
besuchte, verfuhr man in Bezug auf den Auswurf der Schwindsüchtigen,
die in einem grossen Saal lagen, mit einer grossen Sorglosigkeit, denn
wenn auch schon damals jeder Lungenkranke ein eigenes Speiglas hatte,
so fand man doch in den vielen mit Sand gefüllten Spuckkästen viel
Auswurf, der eben wegen der Sorglosigkeit der Krankenwärter häufig
tagelang sich darin befand und eintrocknete, also die Möglichkeit zur Ver
flüchtigung der Sporen bot. Ich habe aber nie gehört, dass einer der jun
gen Aerzte, die sich wegen Erlernung der damals noch ziemlich neuen
Untersuchungsmethode der Brustorgane (Percussion und Auscultation)
stundenlang täglich in den Krankensälen aufhielten und ebensowenig dk
Krankenwärter angesteckt seien, als jetzt, wo man mit der peinlichsten
Sorgfalt auf die tägliche Entfernung der Auswurfstoffe achtet. Auch
glaube ich nicht, dass es sich statistisch nachweisen liesse, dass damals
verhältnismässig mehr Leute an der Tuberkulose gestorben sind als jetzt.
Die Schwindsucht kommt bekanntlich vom zwanzigsten bis fünfund-
dreissigsten Jahr am häufigsten vor. Dies ist auch die Zeit, in welcher
die meisten Ehen geschlossen werden. Die Eheleute kommen gerade in
dieser Zeit in die innigste Berührung und doch hört man nur selten, dass,