Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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Üiehere Störungen des Atmens (er hielt sie für Lungenentzündung) ent 
standen waren. Er und später der Italiener Sarcone u. A. versuchten sie 
daher auch hei Lungenentzündung, Luftröhrenentzündung, und seitdem — 
trotz der Kette von mangelhaften Beobachtungen, irrigen Voraussetzungen 
und Trugschlüssen! — gilt Senega als treffliches Mittel bei allen Krank 
heiten der Atmungsorgane, wo die Schleimabsonderung befördert, verflüssigt 
und der Auswurf vermehrt werden soll, also bei langsam verlaufenden so 
genannten chronischen Katarrhen, Schleimhauterkrankungen, Keuchhusten, H. 
in späteren Stadien der Lungenentzündung, selbst bei Croup. 
So wie man nun in der Arzneimittelunlehre auf einen Trugschluss 
sofort einen anderen folgen lässt, so schloss man, dass, da man der 
Senegawurzel „zutraute", sie könne Brustkatarrhe heilen, sie müsse auch 
andere Katarrhe z. B des Magens, des Darmes, der Blase u. s. f. heilen, 
und seitdem gilt die Senega als vorzügliches Heilmittel bei Katarrhen aller 
Art! Zu gegenwärtiger Zeit, in welcher Menschen, die nicht naturgemäss 
leben, sich nicht an den bei richtigem Gebrauch der Gesundheit stets för 
derlichen Einfluss der Kälte gewöhnen, sondern sich „erkälten", an Ka 
tarrhen erkranken, ist für die Dummen, die nie alle werden, ein auf Senega 
dressiertes Rezept ein ganz gewöhnliches Arzneimittel! Arzneimittel ist 
nun aber ein Ausdruck, welchen unsere Vorfahren geschaffen und uns über 
liefert haben, bevor die Stoffe, welche sie damit bezeichnen wollten, in 
ihren Eigenschaften und Wirkungen irgendwie genauer bekannt waren. Es 
herrscht hier ein grossartiger Wahn, eine grobe Täuschung! Man nennt 
die Arzneimittel Heilmittel und schliesst aus dieser Voraussetzung, dass 
sie Kranke heilen, während doch der Schluss lauten müsste, weil sie 
Kranke heilen, werden sie Heilmittel genannt. Man verstösst also hierbei M 
ganz abgeschmackt gegen Wissenschaft und Logik. Oesterlen, der eine 
Arzneimittellehre schreiben will, sagt: „Wir nennen die Arzneimittel Heil 
mittel und wenden sie bei Kranken an, nicht sowohl weil ihre Heilwir 
kungen, ihr positiver Nutzen bei solchen festgestellt worden, als vielmehr, 
weil wir ihnen solche zutrauen, und dies auf nichts beweisende „Erfah 
rungen" hin." Und weiter heisst es sehr beherzigenswert: „Es sollten aber 
die Aerzte durch die Thatsache, dass unsere Arzneien fremdartige Stoffe 
sind, welche so leicht schädlich wirken und zu Gift werden können, mehr 
und mehr dazu gebracht werden, an iiire Stelle hygienische, diätetische 
Heilmittel und vor allem eine tüchtige Prophylaxis zu setzen", d. h. 
Schutzmassregeln gegen das Erkranken zu erteilen. Dass auch in unserer 
gegenwärtigen Zeit das Arzneimittelunwesen weit verbreitet ist, dafür giebt 
jedes medizinische Fachblatt beredte Kunde. Der Gang ist stets 
folgender: Eine chemische Fabrik erzeugt irgend einen neuen unnützen 
Stoff und übergiebt ihn irgend einer Autorität zur Prüfung. Hierauf Tier 
versuch, sodann Menschenversuch, kurze Zeit hernach Veröffentlichung 
einiger glänzender Heilungen, sofort Berichte einiger „hereingefallener" ^ 
Aerzte über die ihnen und ihren Kranken höchst lästigen Vergiftungs 
erscheinungen, schliesslich Verlassen des angeblichen Heilmittels und „ein 
neues Fiebermittel", „ein neues Schlafmittel" u. s. f. (Schluss folgt.) 
Zur Behandlung eingeklemmter Brüche und verwandter 
Erkrankungen. 
Ein kleiner Beitrag aus der Praxis von K. Wachtelborn, Naturheilkundiger 
in Zeulenroda. 
Für viele Leser des „Naturarzt“ dürften infolge des Streites zwischen Herrn Dr. 
med. Schulze und Herrn Oberst a. D. Spohr über die Behandlung eingeklemmter Brüche 
die beiden folgenden Fälle gewiss von einigem Interesse sein. ^
	        
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