Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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als die Klystiere von 24° R. in solche von 14° R. und zn x / 4 des bisherigen Quantums 
verwandelt und in 1V 2 stündigen Zwischenräumen verabreicht. Nachdem wiederholt 
kleine Mengen Exkremente abgegangen waren, folgte früh 8 Uhr eine gründliche Stuhl- 
und Urin-Entleerung. Von da an verschwanden die Schmerzen ganz und nur Müdigkeit 
und grosses Schwächegefühl machten sich recht bemerkbar. Ruhe, leichtverdauliche 
Kost, Wasserbehandlung stellte das vollständige Wohlbefinden bald wieder her. Es ist 
nicht schwer zu erraten, was aus dem kräftigen 50jährigen Mann ohne Naturheil 
methode geworden wäre. Fünf Tage die fui chtbarsten Schmerzen zu ertragen, weder 
essen, schlafen, noch etwas entleeren zu können und dabei gepeinigt von grossem Durst. 
Die grösste Gefahr bestand in der Medizinanwendung. Man bedenke, wenn der Darm 
verstopft ist, und es wird durch ein starkes Abführmittel Entleerung zu erzwingen 
gesucht, so wird der Inhalt des Magens und des oberen Teiles des Darmes zur schnelleren 
Fortbewegung veranlasst. Ist nun die Verstopfung hartnäckiger Natur (vielleicht Darm 
verschlingung die Ursache), so entsteht an der, die Durchfuhr behindernden Stelle Stauung 
und Auftreibung des Darmes. Der Darminhalt in Verbindung mit den betreffenden 
Abführmitteln bewirkt dann gar bald Entzündung und dann Durchbruch in die Bauch 
höhle, Bauchfellentzündung und führt den Tod in kurzer Zeit herbei. Dass bei längerer 
Harnverhaltung der Urin in der Blase und den Harnleitern bis in die Niere staut und 
diese edlen Teile auf das höchste schädigt, dass Brand, Urämie und Tod in kurzer Zeit 
sich einstellen, ist allgemein bekannt. Zu bemerken ist, dass der Dr. med. neben seinen 
Medikamenten auch eine Art Naturheilverfahren anwendete, indem er kalte Umschläge 
auf den Leib legen und Klystiere geben liess, bei welchen weder Grad noch Grösse 
angegeben war. Durch solche „wissenschaftliche“ (?) Naturheilmethode erleidet dieselbe 
den grössten Schaden; von Erfolgen kann keine Rede sein, wohl aber von Misserfolgen 
und Nachteilen. Hauptsächlich wird das Naturheilverfahren durch solche falsche An 
wendungen dem Volke wie Aerzten gegenüber in Misskredit gebracht. 
Robert Müller, Naturheilkundiger, Erfurt. 
Bücherschau .*) 
Das neu anbrechende Zeitalter der Gesundheit, Körperkraft und Geistesfrische 
von Julius Gräfe. Verlag von Julius Gräfe, Dresden, Wallstr. 21 HI. 
Der bekannte Redakteur des „Hausdoktor“ bietet uns in dem 140 Seiten starken 
Buche eine Fülle von gesundheitlichem und naturheilkundlichem Wissen. Man sieht, 
das Buch verdankt seine Entstehung nicht, wie es so oft vorkommt, der Spekulation, 
sondern dem Ernste und Eifer zur Sache. Die Abschnitte: Abhärtung. Naturgemässe 
Diät, Bäder für Kranke, Packungen, Wichtige Kapitel, Verschiedenes, Kurzgefasste Vor 
schriften etc. sind so überaus reichhaltig und musfergiltig, dass das Buch eine Fund 
grube genannt zu werden verdient. Der Preis beträgt 1,50 M. 
Gesundheits-Kalender 1892. Verlag von Wilhelm Issleib. Preis 60 Pfg. 
Der neue Jahrgang übertrifft an Reichhaltigkeit seinen Vorgänger bei weitem. 
Rausses treffliches Bildnis ziert den Titel. Jedes Monatsblatt trägt Gesundheitssprüche 
in Versen. Die hauptsächlichsten Aufsätze im belehrenden Teile sind folgende: „Das 
A-B-C der Gesundheitspflege“ von Carl Griebel; „Pflege der Atmung“; „Luft und Sonne“ 
von Philo vom Walde; „die Hautpflege“ von Dambor; „der Schlaf“; „der Geist auf der 
Wanderung“ von Anna Wilhelmsen; „die Beziehungen des Sonnenlichtes zum Menschen“ 
etc. von Dr. med. von Hartungen; „Pfarrer Kneipps Volksgesundheitslehre (mit Abbil 
dungen); „die neuesten Blüten am Giftbaume der Medizin und ihre soziale Bedeutung“ 
von Oberstlieutenant Spohr; „Wie schützen wir unsere Kinder vor Erkrankung“ von 
Clara Muche; „Noch einmal über Operationen“ von Dr. med. Schulze; „Das tägliche 
Brot“ von Oscar May etc. Kein Kalender kann, was Belehrung anlangt, sich mit diesem 
Volksbuche auch nur entfernt messen. Möge dieses Jahrbuch die grösste Verbreitung 
finden. 
Hilf Dir selbst, Ratgeber für Gesunde und Kranke, von Dr. med. H. Klencke-Mann- 
hart. Dresden—Leipzig—Wien—Stuttgart, Universum-Verlag. Preis 8 M. 
Das vorliegende Exemplar ist als dritte Auflage ausgezeichnet, es umfasst 
220 Seiten, enthält herrliche einleitende und schließende Kapitel, woraus sich sozu 
sagen die Tatze des Löwen hervorstreckt. Klencke ist sicher ein genialer Denker und 
Schriftsteller, ein tiefer Philosoph, grosser Gelehrter und glänzender Stilist. Er packt 
und reisst fort. In streng alphabetischer Weise behandelt er alle Krankheiten und er- 
*) Sämtliche hier besprochenen Bücher können durch die Sonderbuchhandlung 
für Naturheilkunde von Wilhelm Issleib (Gustav Schuhr), Berlin S. W., Wilhelm 
strasse 119/20 bezogen werden.
	        
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