Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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ein Genie; auf eine ganze Reihe von Erfindungen nahm er Patente, so auch 
auf diese. — Man erkennt daran den praktischen Engländer. — Das Geheimnis 
der Zange vermachte er seinem Sohne Hugh, der dasselbe zunächst in Paris 
für 10 000 Thaler zu verkaufen suchte. Da aber eine dort vorgenommene 
Zangenoperation fehlschlug, kehrte er nach London zurück und fand erst später 
Gelegenheit, in Holland das Patent an den Mann zu bringen. Hier wurde 
das Geheimmittel in noch weit schmutzigerer Welse ausgebeutet. Niemand 
durfte Geburtshilfe treiben, ehe er nicht nachgewiesen, daß er dasselbe besitze. 
Die Herren Examinatoren verkauften es aber nur für schweres Geld. Als sich 
endlich zwei edelgesinnte Männer fanden, welche das Geheimnis veröffentlichten, 
da zeigte sich, daß alle miteinander betrogen worden waren; nicht die Zange 
war ihnen verkauft worden, sondern nur die ganz unbrauchbare eine Hälfte 
derselben. 
Nicht wahr, das ist eine Skandalgeschichte, die an ähnliche Vorkommniffe 
aus letzter Zeit erinnert, in der ebenfalls eine Reihe besonders begünstigter 
Aerzte mit einem Geheimmittel Unsummen verdienten, nebenbei aber noch die 
unglücklichen Opfer ihrer Kuren dem sicheren Tode entgegenführten. 
Uns interessiert die ganze Frage über die Zangenoperation nur insoweit, 
als wir die Gründe suchen sollen, welche zusammenwirken, um die letztere nötig 
zu machen, und im Anschluß daran erörtern, ob es möglich ist, durch An 
wendung naturheilgemäßer Faktoren diese Ursachen zu beseitigen? Ich be 
haupte nun, dies ist möglich. Ausgenommen sind natürlich jene Fälle, wo die 
Schwierigkeiten der Entbindung nicht in einer Schwäche der Gebärmutter 
muskulatur liegen, sondern in mechanischen Hinderniffen, wie sie z. B. durch 
zu engen Bau des Beckens gegeben werden. Die das Kind austreibende Kraft 
sind die Wehen, das heißt die periodischen Zusammenziehungen der Gebär 
mutter. Wie ich oben schon gesagt, ist der Uterus ein Hohlmuskel mit einer 
nach unten gerichteten Ausgangsöffnung, durch die das Kind bei der Geburt 
hindurchtritt — die beiden nach den Eileitern bestehenden Oeffnungen sind für 
unsere Betrachtungen gleichgiltig. Zieht sich nun die Gebärmutter zu 
sammen, so verengert sich damit zugleich ihr Jnnenraum, und das darin Be 
findliche, also das Kind, muß naturgemäß in der Richtung der vorhandenen 
Oeffnung nach außen gedrängt werden. Der bekannte heftige Schmerz der 
Wehe entsteht durch den dabei sich entwickelnden heftigen Druck, der so groß 
werden kann, daß die Gebärmutter selbst zerreißt. Wer zufällig während einer 
sehr kräftigen Wehe (bei künstlicher Entbindung) seine Hand innerhalb der Ge 
bärmutter gehabt, wird niemals den Schmerz vergeffen, den ihm der fest wie 
eine eiserne Klammer um das Handgelenk sich legende Muttermund bereitet hat. 
Diese Kraft genügt also in der Mehrzahl der Fälle, um den Kindeskörper 
auszutreiben. Selbst sehr große Köpfe werden durch dieselbe so zusammen 
gepreßt, daß sie durch das Becken hindurchtreten. — Ich muß hier wieder auf 
die wunderbare Vollkommenheit aufmerksam machen, mit der die Natur 
arbeitet. Die einzelnen Knochen des kindlichen Schädeldaches sind nämlich noch 
nicht fest miteinander verwachsen, sondern gegeneinander verschieblich, und so 
kann es sich ereignen, daß unmittelbar nach der Entbindung diese förmlich an 
ihren Rändern übereinander geschoben sind. Eine Thatsache, die jeder Vater 
am eigenen Kinde beobachten kann, wenn dessen Geburt schwer und langdauernd 
war. So besiegt die Natur durch einfachste Maßnahmen scheinbar unüberwind 
liche Hindernisse. Mit jeder Wehe rückt das Kindchen etwas tiefer, bis es 
schließlich als kleiner Schreier die Welt begrüßt. 
Anders gestaltet sich der Vorgang bei der Wehenschwäche. Hier verließ 
die Gebärmutter die Kraft, sich fortgesetzt zusammenzuziehen; die Geburt
	        
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