Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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was wir aus den bisweilen dem Stuhlgange beigemischten, weissen, häutigen 
Petzen ersehen können; ebenso kann auch ein Belag auf der Schleimhaut 
des Kehlkopfes und der Luftröhre sich bilden und verdient dieses Ereignis 
die grösste Beachtung, da es dem Erkrankten grosse Gefahr bringt und 
häufig den tötlichen Ausgang herbeiführt. Durch diese Belagbildung im 
Kehlkopf gewinnt die Erkrankung eine gewisse Aehnlichkeit mit dem so 
genannten Kehlkopfcroup, einem Leiden, bei welchem zwar ebenfalls weisse 
Häute sich bilden infolge von Faserstoffgerinnung in der obersten Schicht 
der Schleimhaut, welches aber sowohl seinem Verlaufe, wie auch seinen 
Ursachen und seiner Entstehung nach einen ganz verschiedenen Vorgang 
darstellt. Früher wurden freilich beide Erkrankungen als etwas Gleich 
artiges aufgefasst, von Aerzten wie Laien mit dem gemeinsamen Namen 
Halsbräune benannt und höchstens als absteigende und aufsteigende 
Bräune unterschieden. Ohne mich auf eine weitere genaue, wissenschaft 
liche Abgrenzung beider Begriffe einlassen zu wollen, will ich nur diesen 
durch die letztgenannte Bezeichnung angedeuteten Unterschied besonders 
hervorheben, da derselbe in der grössten Mehrzahl der Fälle auch dem 
Laien ein Auseinanderhalten beider Krankheitszustände ermöglichen wird. 
Bei der Diphtheritis treten die ersten deutlichen Krankheitserscheinungen 
zunächst an den Bachengebilden auf, es stellen sich Schwellungen und 
Beläge an diesen Teilen und damit Schmerzen und Beschwerden beim 
Schlucken ein, und erst im weiteren Verlaufe kann unter den Erschei 
nungen von Husten und Heiserkeit der Kehlkopf und die Luftröhre in 
Mitleidenschaft gezogen werden; sollte wirklich einmal die Erkrankung 
scheinbar gleich anfangs Kehlkopf- wie Bachenschleimhaut befallen, so ist 
dies wohl stets so zu erklären, dass es bei dem zunächst nur wenig ge 
störten Allgemeinbefinden der Kinder unterlassen wurde, den Hals zu be 
sichtigen, und dass so die ersten Anfänge unbemerkt blieben. Beim Croup 
verhält sich die Sache gerade umgekehrt. Hier sind Heiserkeit und ein 
etwas rauher Husten die ersten Anzeichen; es bilden sich weisse Beläge 
im Kehlkopf, die Hustenanfälle nehmen an Heftigkeit zu und erreichen 
besonders zur Nachtzeit eine gefahrdrohende Höhe; die Atmung wird in 
folge der sich ausbreitenden und verdickenden Beläge mehr und mehr be 
hindert und tritt schliesslich der Tod des Kindes durch Ersticken ein; 
ein leichter weisser Belag auf den Bachengebilden zeigt sich bei dieser 
Krankheit nur in einzelnen Fällen und niemals, ohne dass die Erschei 
nungen von seiten des Kehlkopfes nicht bereits eine gewisse Zeit bestanden 
hätten. 
Wer Gelegenheit hat, häufiger Diphtheritiskranke zu beobachten, dem 
kann es nicht entgehen, wie verschiedenartig sich Auftreten und Verlauf 
bei den einzelnen Erkrankungen oft gestalten. Während in einigen Fällen 
trotz eines i echt dicken, zweifellos diphtheritischen Belages, der einen 
grossen Teil des Gaumensegels und der Mandeln einnimmt, das Allgemein 
befinden nur wenig gestört ist, oft so wenig, dass man gelegentlich bei 
Kindern, deren Kianksein von den Eltern noch gar nicht bemerkt wurde, 
Diphtheritis findet, wenn man ihnen wegen der Erkrankung anderer Fa 
milienglieder vorsichtshalber den Hals untersucht, sieht man im Gegensatze 
hierzu nicht selten Fälle, bei denen sofort beim Beginne sehr hohe Fieber- 
temperaturen sich zeigen und das Allgemeinbefinden aufs schwerste beein 
trächtigt ist, während man bei der Besichtigung des Bachens nur einige 
kleine, oft kaum stecknadelkopfgrosse Fleckchen vorfindet. Zwischen diesen 
die äussersten Grenzen darstellenden Erkrankungsformen findet man
	        
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