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was wir aus den bisweilen dem Stuhlgange beigemischten, weissen, häutigen
Petzen ersehen können; ebenso kann auch ein Belag auf der Schleimhaut
des Kehlkopfes und der Luftröhre sich bilden und verdient dieses Ereignis
die grösste Beachtung, da es dem Erkrankten grosse Gefahr bringt und
häufig den tötlichen Ausgang herbeiführt. Durch diese Belagbildung im
Kehlkopf gewinnt die Erkrankung eine gewisse Aehnlichkeit mit dem so
genannten Kehlkopfcroup, einem Leiden, bei welchem zwar ebenfalls weisse
Häute sich bilden infolge von Faserstoffgerinnung in der obersten Schicht
der Schleimhaut, welches aber sowohl seinem Verlaufe, wie auch seinen
Ursachen und seiner Entstehung nach einen ganz verschiedenen Vorgang
darstellt. Früher wurden freilich beide Erkrankungen als etwas Gleich
artiges aufgefasst, von Aerzten wie Laien mit dem gemeinsamen Namen
Halsbräune benannt und höchstens als absteigende und aufsteigende
Bräune unterschieden. Ohne mich auf eine weitere genaue, wissenschaft
liche Abgrenzung beider Begriffe einlassen zu wollen, will ich nur diesen
durch die letztgenannte Bezeichnung angedeuteten Unterschied besonders
hervorheben, da derselbe in der grössten Mehrzahl der Fälle auch dem
Laien ein Auseinanderhalten beider Krankheitszustände ermöglichen wird.
Bei der Diphtheritis treten die ersten deutlichen Krankheitserscheinungen
zunächst an den Bachengebilden auf, es stellen sich Schwellungen und
Beläge an diesen Teilen und damit Schmerzen und Beschwerden beim
Schlucken ein, und erst im weiteren Verlaufe kann unter den Erschei
nungen von Husten und Heiserkeit der Kehlkopf und die Luftröhre in
Mitleidenschaft gezogen werden; sollte wirklich einmal die Erkrankung
scheinbar gleich anfangs Kehlkopf- wie Bachenschleimhaut befallen, so ist
dies wohl stets so zu erklären, dass es bei dem zunächst nur wenig ge
störten Allgemeinbefinden der Kinder unterlassen wurde, den Hals zu be
sichtigen, und dass so die ersten Anfänge unbemerkt blieben. Beim Croup
verhält sich die Sache gerade umgekehrt. Hier sind Heiserkeit und ein
etwas rauher Husten die ersten Anzeichen; es bilden sich weisse Beläge
im Kehlkopf, die Hustenanfälle nehmen an Heftigkeit zu und erreichen
besonders zur Nachtzeit eine gefahrdrohende Höhe; die Atmung wird in
folge der sich ausbreitenden und verdickenden Beläge mehr und mehr be
hindert und tritt schliesslich der Tod des Kindes durch Ersticken ein;
ein leichter weisser Belag auf den Bachengebilden zeigt sich bei dieser
Krankheit nur in einzelnen Fällen und niemals, ohne dass die Erschei
nungen von seiten des Kehlkopfes nicht bereits eine gewisse Zeit bestanden
hätten.
Wer Gelegenheit hat, häufiger Diphtheritiskranke zu beobachten, dem
kann es nicht entgehen, wie verschiedenartig sich Auftreten und Verlauf
bei den einzelnen Erkrankungen oft gestalten. Während in einigen Fällen
trotz eines i echt dicken, zweifellos diphtheritischen Belages, der einen
grossen Teil des Gaumensegels und der Mandeln einnimmt, das Allgemein
befinden nur wenig gestört ist, oft so wenig, dass man gelegentlich bei
Kindern, deren Kianksein von den Eltern noch gar nicht bemerkt wurde,
Diphtheritis findet, wenn man ihnen wegen der Erkrankung anderer Fa
milienglieder vorsichtshalber den Hals untersucht, sieht man im Gegensatze
hierzu nicht selten Fälle, bei denen sofort beim Beginne sehr hohe Fieber-
temperaturen sich zeigen und das Allgemeinbefinden aufs schwerste beein
trächtigt ist, während man bei der Besichtigung des Bachens nur einige
kleine, oft kaum stecknadelkopfgrosse Fleckchen vorfindet. Zwischen diesen
die äussersten Grenzen darstellenden Erkrankungsformen findet man