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fiebers in den Tropen", in welchem ich die medizinische Behandlung dieser
Krankheit bekämpfte und die hydriattsche als die richtige hinstellte. Ich war
gespannt, ob wohl von seiten eines „Fachmannes" eine Zurückweisung meiner
Vorschläge und Angriffe erfolgen würde. Aber abgesehen von einer zu
stimmenden Erklärung gleich in dem folgenden Monatshefte von einem Manne,
der sechs Jahre in einem subtropischen Lande gelebt und dort die Segnungen
der Naturheilmethode gegenüber dem gelben Fieber kennen gelernt hatte,
erfolgte zwei Jahre lang nichts. Dann aber erschien in dem Dezemberheft des
Jahrgangs 1889 der eben genannten Zeitschrift eine Erwiderung von dem auf
der Goldküste statromerlen Mrssionsarzte Dr. Fisch, also von einem Fachmanne.
Aber der letztere dürfte durch diese Arbeit der von ihm vertretenen Sache
keinen besonderen Dienst erwiesen haben. Kaum ist wohl jemals eine Aufgabe
so ungeschickten Händen anvertraut worden, kaum hat wohl je ein „Sachver
ständiger" sich so viele Widersprüche, Trugschlüsse und Irrtümer zu schulden
kommen lassen. Meine Antwort auf diesen Angriff befindet sich in derselben
Zeitschrift (Dezemberheft 1890). Ich mußte freilich zwei Dritteile meiner Er
widerung zurückziehen, weil mir in dieser, vorwiegend anderen Zwecken die
nenden Zeitschrift nur noch ein Raum von 8—12 Druckseiten bewilligt werden
konnte; aber ich meine, daß auch die abgekürzte Lektion dem Herrn Dr. Fisch
völlig genügen wird.
In der „Allgemeinen Missionszeitschrift" ist nun die Streitfrage über
diesen Gegenstand abgeschnitten. Aber ist damit überhaupt die Sache im
Sande verlaufen? Ist nichts für die Naturhetlkunde dabei herausgekommen?
O doch. Der jetzt in Tanga in Deutsch - Ostafrika stehende Missionar
Krämer hatte während seiner Ausbildung im Misstonshause zu Berlin meinen
Aufsatz in der Allgemeinen Missionszeitschrift gelesen, und ihn bei seiner
späteren Abreise für vorkommende Fälle mit nach Afrika genommen. Im
vorigen Jahre schrieb mir nun derselbe von Sansibar aus, daß er, nachdem
er mit dem Chinin sehr traurige Erfahrungen gemacht, zur Naturheilkunde
seine Zuflucht genommen und sich seitdem viel besser befinde. Er verspreche
sich überhaupt dem Malariafieber gegenüber von der Naturheilkunde ungemein
viel. Ebenso berichtet von Dar-es-Salaam der Missionar Greiner in einem
Privatbriefe an den Naturarzt Louis Kühne, nach dessen, .in der „Neuen Heil
wissenschaft" niedergelegten, Vorschriften er dem Malariafieber gegenüber ver
fahren ist, von den Vorzügen der Naturheilkunde vor der medikamentösen
Heilweise. Aehnliches schreibt er auch in den „Nachrichten aus der Ostafrika
nischen Mission" (1890, S. 132).
Das sind doch Anfänge zum Besseren, auch in überseeischer Gegend.
In vereinzelten Fällen hat man zwar dort auch früher schon Versuche in dieser
Richtung gemacht. Unter anderen hat der englische Arzt Robert Jackson
gegen Ende des vorigen Jahrhunderts schon die hydriatische Behandlung der
Malaria mit den besten Erfolgen ausgeübt. Aber in den oben erwähnten
Fällen sind die Grundsätze der Naturheilmcthode wohl zum ersten Male in
bewußtem Gegensatz gegen die Medizinheilkunde zur Anwendung ge
bracht worden. Möge diesem Anfang ein guter Fortgang folgen. Es wäre
das von großem Interesse für unsere dort wohnenden Landsleute, wie über
haupt für die ganze Tropenhygieine. Näheres darüber siehe in meiner kürz
lich erschienenen Schrift: Wie ist das Malariafieber in den Tropen mit
besserem Erfolge als bisher zu behandeln? (Bertelsmann, Gütersloh
0,80 Mark.)