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grössten Fabrik-Krankenkassen hierselbst zugelassen ist, welchem Vorgehen sich ohne
Zweifel bald noch mehr Krankenkassen anschliessen werden.
Neustadt b. Coburg. (B.-N. 64.) Am 19. April sprach hier Frau Clara Muche
vor sehr zahlreichem Publikum über das Thema: „Warum und Weil im Naturheil
verfahren“. Selbst die hiesige Lokalpresse, die sonst nicht gern für unsere Bestrebungen
eintritt, brachte einen sehr günstigen Bericht über diesen ausgezeichneten, mit grossem
Beifall aufgenommenen Vortrag.
Neustadt bei Coburg (B.-N. 64). Am 2. Juni, nachmittags 2 Uhr, starb plötzlich
am Herzschlage im Alter von nur 23 Jahren unser bisheriger Naturarzt, Herr Hermann
Eichholz. Unser Verein verliert in ihm einen treuen, zuverlässigen, gewissenhaften und
kenntnisreichen Arzt. Er war es, der durch seine uneigennützige, unermüdliche Thätig
keit die Naturheilkunde hier zu hohen Ehren brachte, so dass selbst unsere Gegner ihr
die Anerkennung nicht versagen konnten. Ehre seinem Andenken!
Glauchau 1. S. (B.-N. 30). Unser letztes Geschäftsjahr, das 15., hat es wieder
an Thätigkeit nicht fehlen lassen, und der Erfolg blieb nicht aus. Die Mitgliederzahl
stieg und betrug am Ende Dezember 1890 375. Die Bücherei zählte 130 Bände der
besten Werke auf dem Gebiete der naturgemässen Lebens- und Heilweise. Auch ver
schiedene Lehrmittel (Torso) besitzt der Verein. Vereinsvorträge wurden 13 gehalten
und ein öffentlicher von Frau CI. Muche; sämtliche Vorträge und Versammlungen waren
gut besucht, zum Teil überfüllt. Wiederholt wurden Nahrungsmittel und Kleidung etc.
ausgestellt und besprochen, was bei den Mitgliedern und besonders Flauen lebhaftes
Interesse hervorrief. Auch im letzten Winter verteilten wir ein Vortragsprogramm und
verschiedene andere Schiiften, was uns wieder neue ^Mitglieder und Freunde zuführte.
Sommerausflüge machte der Verein letztes Jahr mehrere, besonders grössere Zusammen
künfte mit den umliegenden Vereinen gleicher Richtung, welche auch immer starke
Beteiligung fanden. Unser letztes Stiftungsfest war wieder von gegen 600 Personen
besucht. Solche günstigen Erfolge sind freilich nur dann zu erzielen, wenn sämtliche
Vertreter des Vereins voll und ganz ihre Pflicht erfüllen und die Mitglieder regen
Anteil an den Bestrebungen des Vereins nehmen. Was unsere hiesigen Naturärzte und
Kurbadeanstalten anlangt, so wurde uns leider unser alter, treuer Kämpfer, Herr K. Kahle,
Naturheilkundiger seit länger als 10 Jahren, durch den Tod entrissen. Herr Kahle war
„Mensch“ durch und durch und eignete sich infolge seines ernsten und würdigen Auf
tretens zum Arzte ausgezeichnet, kein Wunder also, dass sein Hinscheiden so allgemeine
Teilnahme fand. Im Sommer 1890 liess sich der von der Berliner Prüfungskommission
geprüfte Natur heilkundige Herr Hermann Vogelsang hier nieder und errichtete im Herbst
im Hause unseres Vorsitzenden, Herrn Jul. Ketzler, eine Kur-Badeanstalt, welche sich
hier jetzt einer regen Anteilnahme erfreut. Unsere Stadt ist also jetzt in der glücklichen
Lage, zwei hübsch eingerichtete Kur-Badeanstalten zu besitzen. Sämtliche hiesige Natur
heilkundigen und Anstalten sind zu mehr als sieben Krankenkassen zugelassen, darunter
•die zwei grössten. Wiederholt muss erwähnt werden, dass uns diese Erfolge nicht von
selbst in die Hände gefallen sind; wir haben uns diese Erfolge erringen, erkämpfen
müssen, und das kann nur erzielt werden durch ernstes, einmütiges und mannhaftes
Zusammenwirken der Vorstandspersonen und Mitglieder. Freilich ist es notwendig,
dass alle Mitglieder die Thätigkeit der Vereinsbeamten wenigstens so weit unterstützen, dass
die Versammlungen und Vorträge regelmässig besucht werden, um die Naturheilkunde
in immer weitere Kreise mit zu verbreiten helfen. Trägt jedes Mitglied nach seinem
Teil zum Gelingen des Ganzen bei, dann wird der Erfolg gewiss nicht ausbleiben und
jeder trägt das schöne Bewusstsein in sich: Auch ich habe zur Veredelung und Gesun
dung des Menschen mit beigetragen!
Gablonz i. B. (B.-N. 248). Am 8. März, als dem Todestage Dr. Josef Schindlers-
Gräfenberg, veranstaltete der hiesige Verein „Allwohl“ eine Schindler-Feier. Dieselbe
war lediglich bewirkt worden durch das Buch: „Josef Schindler als Nachfolger von
Vinzenz Priessnitz in Gräfenberg" von Philo vom Walde. Schindler war bekanntlich in
Gablonz geboren. Eingeleitet wurde die Feier durch einen sinnigen, von einer Dame
gesprochenen Prolog. Daran reihte sich ein Bild über den Lebensgang des Heimge
gangenen, der fast 40 Jahre als Wächter und Apostel der Naturheilmethode gewaltet
und gewirkt hat. Eine Anzahl Gedichte, welche die Natur und natürliche Lebensweise
verherrlichten, wurden von Damen und Herren vorgetragen. Sodann folgten Zither vor
trage, welche die weihevolle Stimmung noch erhöhten. Den Schluss bildete ein warmer
Nachruf auf den edlen Toten. Die „Gablonzer Ztg.“ brachte einen sehr beifälligen Bericht
über die Feier. Es sollen in diesem Blatte besonders wirksame Kapitel aus dem Philo'-
sehen Schindlerbuche abgedruckt werden, um die hiesige Bevölkerung auf die neue Heil
methode aufmerksam zu machen. (Herzlichen Dank im Namen meines seligen Freundes!
D. Red.)
Oelsnitz i. V. (B -N. 20). In der am 15. Februar stattgefundenen Allgemein-
Versammlung wurden folgende H irren in den Vorstand neu, beziehentlich wieder gewählt: