Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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als Hausarzt“ von Georg Schumann (Verlag von Tetzner & Zimmer, Chemnitz. Preis 
1 Mark.). Wir legen dasselbe besonders unseren Frauen nochmals dringend ans Herz. 
Koch’s Lymphe taucht wieder sporadisch auf. Die offiziöse Presse stellt die Vollen 
dung der heilgewaltigen Erfindung in demnächstige Aussicht. — War die Blamage noch 
nicht gross genug? Dass doch manche Leute so starke Nerven dort haben, wo das Ehr 
gefühl sitzt. 
Pfarrer Kneipp wehrt sich in der Presse gegen die Schwindel-Fabrikanten, welche 
mit seinem Namen den Dummen Leimruten legen. — Jeder gewissenhafte Mann muss ein 
Grauen vor dem Tagesruhme bekommen, denn alles Gewürm und Geschwürm folgt ihm 
r ie eine IJeuschreckenwolke. Da giebt's kein Erwehren. 
Der bekannte Büehelmacker Dr. med. Alaeus zeisd immer mehr wie seinen 
wahren Namen auch sein wahres Gesicht. Im „Reichsmedizinalanzeiger“ bespricht er in 
zumeist abfälliger Weise das Dr. Böhmische Lehrbuch der Naturheilmethode und wirft 
mit „Kurpfuschern“ herum wie die Strassenjungen mit Steinen und Ziegelstücken. Er 
hat auch in französischen Meistern herumgeschmökert und übersetzt fleissig Urteile gegen 
den Vegetarismus, die er in Fachblättern drucken lässt und dann in Bürstenabzügen in 
alle Welt verschleisst. Na, Dr. Böhm leuchtet ihm in seinem Blatte mit einem Kreuzer- 
lichte so derb ins Gesicht, dass er zufrieden sein kann. Der Mann scheint das blosse 
Aufsehen- und Vonsiehredenmachen zu lieben. Auch eine Passion! 
Sie haben ihn! den Lepra- (Aussatz-) Bazillus nämlich. Atmet auf, ihr 
Völkerschaaren! 
In Oberursel sind nach der Impfung mehrere Kinder gefährlich erkrankt, zwei 
bereits gestorben. Der Regierung in Wiesbaden ist die Sache unterbreitet worden. 
Schwere Impf-Krankheiten sind auch im Bezirke Neisse vorgekommen. — Immer sendet 
weitere Impfpetitionen an den Reichstag, im Herbste muss es dann zur Sprache kommen! 
Der Verein für freie Aerztewahl in Berlin macht infolge der bekannten 
traurigen Fälle für seine Forderungen ernsthaft Stimmung in der Presse. Auch die 
Berliner Aerzteschaft ist in grösster Mehrheit für freie Aerztewahl an den Krankenkassen. 
Der freisinnige Abgeordnete Dr. Harmening will zugleich für freie Zulassung der Natur 
heilkundigen eintreten. 
Unter dem Vorsitze des Baron von Rothschild hat sich, wie die „Wörishofer 
Bl." melden, in Wien eine Gesellschaft gebildet, welche eine grossartige Naturheilanstalt 
baut. 900000 Gulden sind bereits für den Bau beisammen. Es sollen alle Naturheil- 
Systeme darin zur Geltung kommen. — Baron Rothschild ist bekanntlich früher bei 
Dr. Schindler in Gräfenberg und 1890 bei Pfarrer Kneipp geheilt worden. 
Dr. med. Brunner in Zürich hat an Menschen und Tieren nachgewiesen, dass 
bei Schwitzkuren Mikro-Organismen mit' dem Schweisse durch die Haut ausgeschieden 
werden. — Nun, das wussten wir zwar nicht, aber wir ahnten und übten es. Worin 
besteht die Volksheilkunde zumeist? Im Schwitzen. Die Kinder singen: „Kocht, kocht 
Fliederthee — der Mutter thut der Bauch so weh." Die Naturheilkunde wird immer 
wissenschaftlicher, die Giftheilkunde immer problematischer. 
Bücherschau. 
Geschichte der Impfung von Lady Montague bis zu Jenners Tod. Nach eng 
lischen Quellen von Adolf Graf von Zedtwitz. Dresden. Verlag von F. E. Bilz. 
Graf Zedtwitz ist einer der Berufensten, ein Buch wie das vorliegende zu schreiben, 
denn ein ganzes Menschenleben steht er im Dienste der Impffrage, alle Erscheinungen 
im In- und Auslande genau verfolgend Wir hoffen, dass er den Fall des Imgfzwanges 
in Deutschland noch erlebt. Seine 51 Seiten umfassende Schrift entwirft ein klares Bild 
über diese traurige Verirrung menschlicher Wissenschaft und Vernunft. Mögen unsere 
Vereine dieselbe zum Gegenstände ihrer Betrachtungen machen und unablässig weiter 
wirken, bis wir unser heiliges Menschenrecht wieder haben, das Recht: unseren und 
unserer Lieben Körper nach unserer innersten Ueberzeugung zu hegen und 
zu pflegen. 
Lehrbuch der Naturhellkunde von Dr. med. Max Böüm und Dr. med. Siegfried 
Böhm. Heft II. Verlag von Tetzner & Zimmer in Chemnitz. Preis 1 Mk. 
Ueber Heft L haben wir uns bereits warm empfehlend ausgesprochen. Auch das 
zweite Heft hält, was die Ankündigung versprach. Die einzelnen Krankheiten werden 
weiter behandelt und zwar in der Weise, dass zuerst auf die Geschichte, die Ursachen 
derselben eingegangen wird, die äusseren Anzeichen angegeben werden und dann die 
naturheilkundliche Behandlung folgt. Die beigefügten Illustrationen sind ebenfalls wieder 
äusserst scharf und anschaulich. Würde die Schreibweise noch etwas volkstümlicher 
gehalten, so müsste der Absatz bei dieser Gediegenheit und Billigkeit ein überaus grosser 
werden.
	        
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