Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

sagt worden, dass er drei starke „Ineisionen" machen müsse. Es handle sich um Blut 
vergiftung, und geschehe der genannte Eingriff nicht baldigst, so müsse der Finger, ev. 
die ganze Hand abgenommen werden. Man denke sich die Angst und die Qual der Aermsten. 
Glücklicherweise konnte ich sie völlig beruhigen. Dennoch war sie fast ungläubig, als 
ich ihr versicherte, dass das ganz ohne schmerzhaften Eingriff geheilt werden könne. 
Meine Anordnungen bestanden im Hochtragen der Hand in der Armbinde, in fortgesetzter 
Anwendung von Dampfungen und Dampfkompressen. Die nun folgende Nacht hatte sich 
der Schmerz bereits vermindert. Am Morgen des folgenden Tages wurden auf Wunsch 
der Kranken durch ein völlig schmerzloses Einritzen der Haut, unter der der Eiter 
gelblich durchschimmerte, bedeutende Massen des letzteren entleert, und 2 Tage später 
konnte ich Patientin geheilt entlassen. Der Finger war natürlich noch nicht völlig ge 
brauchsfähig, aber die Wunde heilte unter fortgesetzter gleicher Behandlung sehr rasch. 
Arzt und Kranke waren beide gleich erfreut über den glücklichen Erfolg. Und die 
Nutzanwendung? Nun, die ergiebt sich von selbst. Bei schul gemässer Kur, Behandlung 
mit Einschnitte n und Karbol, womöglich Drainage durch Einlegen eines dünnen Gummi 
rohrs in die Eiterhöhle hätte die Sache wohl Wochen gedauert. Häufig bildet sich an 
den Schnitträndern das gefürchtete wilde Fleisch, das die Heilung derselben ungemein 
verzögert. Die Ursache dazu liegt oft in der Reizung durch die Verbandmittel und In 
strumente, oft im betreffenden Kranken selbst. Gelegentlich tritt trotz der so beliebten 
„frühzeitigen Incision“ auch noch Steifigkeit eines oder mehrerer Finger ein, kurz und 
gut, wir sehen den Heilungsverlauf nie so glatt wie bei dieser denkbar einfachsten Be 
handlung. Unsere Frau wäre vielleicht noch nach einem Monate im Gebrauch ihrer 
Hand behindert gewesen, während sie so bereits nach 3 Tagen mit derselben wieder mit 
zugreifen konnte. 
Und nun mit Gott, verehrtester Herr Redakteur. Es begrüsst Sie in gleichge 
sinnter Treue 
Leipzig, den 23. 5. 91. Ihr ganz ergebener 
Alexanderstr. 14. Dr. Z e n k e r. 
Zwei Briefe! 
Folgende zwei Briefe sprechen für sich selbst. Der erste ist an die Firma 
Hewel & Yeithen in Köln gerichtet, der zweite an unsere Verlagsbuchhandlung. Beide 
fussen auf unserem Natur ärzte-Verzeichnis in Nr. 5 und 6. Logisch muss man doch 
so folgern: Wenn die Wissenschaft, wie sie oft rühmt, die einzelnen Teile, also: 
Hydrotherapie, Atmiatrie, Massage, Orthopädie, Diät etc. anerkennt — so kann sie 
das Ganze (die Naturheilkunde!) doch nicht verurteilen; denn die Teile bilden ja 
das Ganze, und das Ganze ist mehr wert als der einzelne Teil! Die beiden Briefe lauten: 
„Hierdurch die ergebene Nachricht, dass mein Name ohne mein Vorwissen in das 
betreffende Verzeichnis aufgenommen ist. Ich verurteile die Naturheilmethode 
auf das Entschiedenste und habe diese Täuschung beim Gericht anhängig gemacht." 
Gotha, 7. Juni 1891. gez. Dr. Friedr. Schober. 
* * 
* 
„Ew. Wohlgeboren möchte ich ersuchen, mir folgende vier Bände von Dr. Paul 
Niemeyers „Aerztlichen Sprechstunden“ broschiert zu senden: Band II, V, XII und XVII 
ä 2,50. Verlag: Jena, Herrn. Costenoble. — Gleichzeitig bitte ich Sie darum, 
auch meinen Namen in Ihr Verzeichnis der praktizierenden Vertreter der 
Naturheilmethode gef 1. aufnehmen zu wollen. Denn ich bin mir bewusst, seit 
Jahren eine vernunftgemässe und eine natürliche Lebensweise, wo es irgend anging, ge 
predigt zu haben und — welcher Frechling dürfte behaupten, dass ich nicht naturheil- 
gemäss meine Kranken nach bestem Wissen und Gewissen behandele? Gerade als Arzt, 
als medizinischer Sachversfändiger kann ich das (folgen Zeilen privater Natur) — 
— — — — — — D arum 
noch einmal: die Naturheilkunde ist gut, ist sogar das Beste — aber ihre 
Kämpen —nun: Risumteneatis amiei! und ich schäme mich nicht, meinen Namen 
in Ihrem Verzeichnis stehen zu sehen; ich wünsche es aus Ueberzeugung! 
Ostseebad Travemünde, den 23. Mai 1-891. Dr. med. Mueller.“ 
Vermischtes. 
Dr. med. Zenker-Leipzig hat die ärztliche Ueberwachung der „Thalysia“ zu 
Grochlitz bei Naumburg a. S. übernommen. 
Die Naturheilkundenn Ostindien. II. E. Harms, Direktor der Hermansburger 
Mission, sandte seinen in Ostindien wirkenden Missionären zwecks Erlernung der Natur 
heilmethode u. a. auch das von uns s. Z. warm empfohlene Buch: „Die Hausfrau
	        
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