Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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Herr Dr. med. J. P. aus H.*) trat im letzten Sommer Mitte Juni 
zu Veldes in die atmosphärische Kur und gab folgendes Bekenntnis ab: 
„Ich stehe im 67. Lebensjahre, bin seit 24 Jahren schwer magenleidend 
und zwar die ersten 5—6 Jahre an heftigem Magenkrampf, der sich dann 
legte, als mir Prof. Tröltsch in Würzburg das Kaffeetrinken verbot. Nach 
her habe ich eigentlichen Magenkrampf selten gehabt, wohl aber nach 
jeder Mahlzeit Magendrücken oder Säure, wodurch mir das Leben völlig 
verbittert und die Nächte schlaflos gemacht wurden. Zeitweilig leide ich 
an heftigen Schwindelanfällen und seit mehr als 50 Jahren an Ohren 
fluss. Allopathisch habe ich in früheren Zeiten zahllose Mittel dagegen 
gebraucht, äussere Hautreize, innerlich aromatische Mittel, Alkalien, Bismuth, 
Eisen, Argentum nitrikum (Höllenstein). Momentan hat mir fast immer 
das homöopathische Nux geholfen, aber es half eben auch nur für den 
Augenblick. Wiederholt habe ich Seebäder gebraucht und zahllose Kalt 
wasserkuren dagegen angewendet im Harz, 3 Jahre in der Schweiz, ebenso 
oft in Thüringen, in Kreuznach, Dietenmühle bei Wiesbaden, Weinberg, 
Pyrmont, die Naturheilanstalten Waldesheim bei Düsseldorf und Chemnitz 
in Sachsen besucht, alles ohne jeden Erfolg in Bezug auf mein Leiden, 
obgleich ich mich sonst körperlich erfrischt fühlte. Hierbei wurden alle 
möglichen Diagnosen gestellt, von welchen wenige übereinstimmten.“ 
Das Wesentliche meiner Kurvorschriften (Rikli's) bestand nun in täglichem 
Lichtluftbad früh morgens von 5 Uhr an, je nach dem Wetter in der Dauer 
von y 4 bis zu 4 Stunden, ebenso nachmittags von y 2 3 bis 5 Uhr, falls 
kein Sonnenbad um diese Zeit in Aussicht stand. Sonnenbad so oft als 
möglich, vormittags über den ganzen Körper mit Ausnahme des Kopfes, 
durch eine Stunde, nachmittags blos auf den Unterkörper durch V 2 Stunde. 
Auf das erstere folgte ein Halbbad zwischen 22—20 Grad R. 4 Minuten 
und nachfolgend eine Beinwaschung zwischen 14—8 Grad 1 Min. nachmittags 
abwechselnd, 3 verschiedene Kurformen, nämlich: warmes Sitzbad von 
29—31 R 40 Minuten Dauer und nachfolgender Kühlwaschung des Unter 
leibes zwischen 22—20 Grad R. 1 Minute, zweitens Oberkörperwaschung 
22 Grad R. 1 Minute und Unterkörper-Mantelabreibung zwischen 14— 
10 Grad R. 3 Minuten und endlich als drittes, kaltes Beinbad zwischen 
18 — 16 Grad R., 14—12 Minuten Dauer. Jede zweite Nacht Leibbinde 
von 18 Grad R. oder Beinflaschen von 10 Grad R. Die erste Kurz eit 
erhielt der Patient vegetabilische Diät; da sie aber nicht gut anschlug, in 
der zweiten Kurhälfte gemischte Diät und merklich weniger Vegetabilien. 
Endlich wöchentlich zwei Dursttage, um dem Magen mehr Wärme durch 
intensivere Zusammenziehung beizubringen. Das Wichtigste der Kur waren 
unbedingt die atmosphärischen Bäder (Lichtluft- und Sonnenbäder), denn 
sie bewirkten bei dem schon älteren Manne rasch ein viel besseres Aus 
sehen und eine heitere Stimmung, 
Die vorbeschriebene Kurverordnung enthält nichts besonderes, dass 
sie nicht in jeder zur atmosphärischen Elektrik günstig gelegenen Anstalt 
hätte ausgeführt werden können. Der Kranke machte die Kur blos 50 Tage 
lang, wobei die Magenschmerzen schon in den drei letzten Wochen aus 
blieben. Ende Februar d. J. erhielt ich folgende Nachricht von ihm selbst 
über seinen gegenwärtigen Gesundheitszustand: 
„Nachdem eine hinlängliche Zeit seit meiner Kur in Veldes verflossen 
ist, um mir ein Urteil über den Wert derselben bilden zu dürfen, erlaube 
ich mir mit freundlichem Grusse, Ihnen Nachricht über mein Befinden zu 
*) Der volle Name wird auf briefliche Anfrage jedermann mitgeteilt.
	        
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