Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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Bruches empfohlen, in beiden Fällen aber mätzige Diät, Enthaltung vielen 
Bier-, Wein-, Kaffeetrinkens rc. Wenn in einer ziemlichen Anzahl von Fällen, 
in welchen dann nach 3 — Monatlichem Tragen des Bruchbandes dieses endlich 
abgelegt wurde, ein neues Vortreten des Bruches nicht wieder vorgekommen 
ist, so scheint mir das doch dazu zu berechtigen, eine „radikale Heilung", um 
mit Theodor Hahn zu sprechen, annehmen zu dürfen. Weshalb sollte nicht 
durch ein solches Verfahren strafferes Verhalten der beteiligten Gedärme, des 
Leisten» und Schenkelkanals, ja Heilung einer Bauchfellzerreißung, wo solche 
vorliegt, eintreten? Das scheint mir um so gewisser, als Sie ja selbst be 
stätigen, daß sogar ohne ein solches Verfahren die betreffenden öfter das Bruch 
band ablegen und das Jahre lang, oft auch überhaupt gut geht. 
Auch daß ich, obgleich ich anzunehmen berechtigt bin,xdaß diejenigen, welche 
sich einmal an mich in solcher Angelegemheit um Rat und Hilfe gewendet 
hatten, dies aufs neue gethan haben würden, falls ein Rückfall eingetreten, 
niemals in dieser Beziehung in Anspruch genommen worden bin, scheint mir 
dafür zu sprechen, daß die richtige naturgemäße Behandlung eines 
einfachen Bruches es niemals oder doch nur in seltensten Ausnahme 
fällen und unter besonderen Umständen zu einem „eingeklemmten 
Bruche kommen laffen wird. 
Damit die Leser der „Naturarzt", welche nicht zugleich Besitzer 
Gesundheitskalenders von 1891 sind, nicht völlig im Unklaren über die von 
mir vorgeschlagene und sich der allgemeinen Billigung des approbierten Arztes, 
Herrn Dr. Schulze, erfreuenden Behandlung eines „eingeklemmten" Bruches 
bleiben, setze ich diese in größter Kürze hierher, mich des weiteren auf den 
Aufsatz im Gesundheitskalender von 1891 beziehend. 
1. Halbbad von 22°R. nach Th. Hahn (zur Beseitigung etwaigen Fiebers). 
2. Klystier von 16° R., event, bei .ausbleibendem Erfolg kleine sogenannte 
Bleibeklystiere von Zeit zu Zeit (etwa alle halbe Stunden). 3. Rückenlage 
auf dem Bett und temperierte Kompressen 18—24° R. je nach Konstitution, 
Waffergewöhnung, wärmerer oder kälterer Witterung rc.) mit mäßig drückender 
Binde. 4. Wenn dieses Verfahren nicht schon binnen vier Stunden Erfolg 
hat, mildes Rumpfbad (24° R.) in der Kuhne'schen Rumpfbadewanne und 
Versuch, den Bruch zurückzubringen durch mäßigen, vom Umfange des Bruches 
nach der Bruchpforte hin ausgeübten Druck auf eine genäßte, über den Bruch 
gelegte Kompresse. (Dieses Verfahren 'scheint mir einer unmittelbaren Ein 
wirkung mit der Hand, welche ich für zu aufregend und reizend halte, s. 
entschieden vorzuziehen.) — 
Wenn nach diesem Kurplan nicht binnen 6—8 
getreten, dann: 
5. Canitz'sches oder 6. Kuhne'sches Bettdampfbad bei übergelegter milder 
Kompresse mit 7. nachfolgender mäßig kühler (20—22° R.) Bebrausung des 
ganzen Unterleibes und besonders der Bruchstelle, event. 8. Dampfdouche mit 
nachfolgender Brause. 
Das Ausführlichere, muß ich bitten, im Gesundheitskalender von 1891, 
S. 45—54 nachzulesen, wo ich auch die Kurpläne von Hahn, Munde, Neu 
mann erörtert und einer rein sachlichen Kritik unterzogen habe. An dem 
Hahn'schen Kurplan habe ich speziell die Diät: „Schrotbrot und rohes Obst" 
als blähend und für den Fall unangemessen getadelt und eine aus dicken 
Breien (Hafergrütze, Schrotmehl) und gekochtem Dörrobst, als Getränk reines 
Wasser, Citronen- und Apfelsinenlimonade, bestehende angeraten, selbstver 
ständlich nur für die Kur, welche der Beseitigung des vorgetretenen 
Bruches folgt, denn so lange letzterer besteht, scheint mir höchstens Getränk, 
aber kaum Speise erforderlich zu sein.
	        
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