Volltext: Der Naturarzt 1891 (1891)

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Ueber die Behandlung von Unterleibs 
brüchen und deren folgen, 
ein offenes Sendschreiben an Herrn Dr. med. Schulze als Er 
widerung auf seinen Artikel in Nr. 4 des Naturarztes von 1S91. 
Von Oberstlieutnant Spohr. 
In Nr. 4 des „Naturarzt" haben Sie, Herr Dr. med. Schulze, in einem 
sehr lesenswerten Artikel über: „Unterleibsbrüche und deren Folgen" 
sich gegen den auf „eingeklemmte" Unterleibsbrüche bezüglichen Teil eines 
von mir herrührenden Aufsatzes „über Vermeidung von Operationen 
durch rechtzeitige und richtige Anwendung der Naturheilmethode" 
im Gesundheitskalender von 1891 gewendet. Obwohl Sie meinen „Vor 
schlägen" Ihre Zustimmung im Ganzen nicht absprechen wollen, so 
haben Sie doch Ihre, die Operation befürwortenden, Ansichten nicht nur auf 
recht erhalten, sondern noch wesentlich in einer Richtung erweitert, welche 
ich als eine spezifisch-chirurgische bezeichnen und daher bekämpfen zu müssen 
glaube. 
Zunächst aber bedauere ich, daß durch Bedenklichkeiten des Herrn Ver 
legers des „Gesundheitskalenders" und durch infolge derselben eingetretenen 
Versehen mein erwähnter Aufsatz im Gesundheitskalender 1891 ohne Namens 
unterschrist erschienen ist. Es war dies keineswegs meine Absicht. Ich hatte 
vielmehr das Manuskript zuerst unter dem eingangs erwähnten Titel und 
mit dem Zusatz „Offenes Sendschreiben an Herrn Dr. med. Schulze 
von Oberstlieurnant Spohr" für eine andere Zeitschrift bestimmt, mich aber 
durch eben die Rücksichten, welche auch Sie beinahe abgehalten hätten, Ihren 
jetzigen Aussatz im „Naturarzt" zu veröffentlichen, wirklich bewogen ge 
fühlt, den weinigen nur da, wo auch der Angegriffene mit seinen Ansichten 
hervorgetreten war, nämlich im „Gesundheitskalender" erscheinen zu lassem 
Ich hatte mir dabei gesagt, daß es nicht nötig sein würde, weitere Kreise mit 
einer Ansichtsverschiedenhett zwischen zwei gleich aufrichtigen Vertretern der 
Naturheilkunde zu befassen, als diejenigen, welche schon mit Ihren Ansichten 
bekannt seien. Obgleich ich mir weiter wohl mit Recht sagen mußte, daß ein 
aus so doppelseitig, „medizinisch," wie „naturheilkundlich" unterrichteter Feder 
stammender Rat, wie der Ihrige, eine viel größere Gefahr voreiliger Be 
folgung mit sich bringen möchte, als Sie das jetzt von dem weinigen befürchten,, 
glaubte ich doch die Vertretung meiner Ansichten ruhig erst dem nächsten Jahr 
gange des Gesundheitskalenders anvertrauen zu dürfen, weil ich aus Erfahrung 
weiß, daß „nichts so heiß gegessen, als es gekocht wird", d. h. im vorliegenden 
Falle, daß es weit mehr von den Umständen und dem eigenen Charakter der 
Patienten abhängt, wie sie sich behandeln lassen wollen, als von dem, was 
Sie, Herr Dr. Schulze, oder ich über den Fall denken oder sagen. Jedenfalls 
aber freue ich mich, daß die Bedenklichkeiten des Herrn Verlegers, dem zu 
liebe ich auch den Namen des Herrn Dr. Schulze in meinem Aufsätze nicht 
ausdrücklich erwähnte, ungerechtfertigt waren und Sie selbst das Signal zu 
einem offenen freien Fehderitt geben. Daß Sie meine Verfasserschaft doch 
Wohl gekannt oder vermutet haben, trotzdem Sie so liebenswürdig sind, mein 
vermetntliches, durch Ort und Datum „Gießen im Mai 1890" sehr gelüftetes 
Inkognito durch abwechselnde Bezeichnung, als „unbekannter" oder „unge 
nannter" Herr, wahren zu wollen, darf ich aus mehreren Ihrer mir übrigens 
sehr schmeichelhaften Aeußerungen wohl schließen. 
So möge denn nach gelüftetem Visier und Anerkennung der beiden 
Gegner das Turnier beginnen, zur Ehre der Wahrheit, zum Nutzen der wahren
	        
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